Friedberger Allgemeine

Speakers Corner geht auf die Grüne Insel

Livemusik und Texte über Irland bestimmen das Programm beim Schlosserw­irt in Mering. Es gibt auch ernste Beiträge

- VON BRIGITTE GLAS

Mering Es gab keinen freien Platz mehr beim Schlosserw­irt in Mering. Nachdem die Akteure von Speakers Corner nun schon mehrfach in Kissing bei verschiede­nen Veranstalt­ungen aufgetrete­n waren, vergrößert­e sich ihre Fangemeind­e deutlich. Es war ein gelungener Abend, der die Zuhörer auf die Grüne Insel nach Irland mitnahm.

Dagmar Rohde erzählte von einem Urlaub in Irland, den sie im Regen verbrachte. Trotzdem habe sie sich in die Insel verliebt, denn die sehr freundlich­en Iren hätten ihr in jeder misslichen Lage wie selbstvers­tändlich geholfen. Sie las Auszüge aus Heinrich Bölls „Irisches Tage- buch“. Böll hatte sich mehrere Monate in Irland aufgehalte­n, bevor er in den 1950er-Jahren das Buch veröffentl­ichte. Böll beschreibt Irland zu einem Zeitpunkt, als es noch eines der ärmsten Länder Westeuropa­s in isolierter Randlage war. Den Hintergrun­d der Erzählunge­n bilden die Rückständi­gkeit der Infrastruk­tur, die traditione­lle Religiosit­ät der Iren und der Schwund durch Auswanderu­ng. Trotzdem vermittelt Böll einen durchweg positiven Eindruck von Irland und den Iren. 50 Jahre später wiederholt­e Hugo Hamilton Bölls Reise. Dagmar Rohde schloss mit dessen Texten ihren Vortrag ab.

Für den zweiten Teil hatte Organisato­r und Moderator Jürgen Schwilski einen „Leckerbiss­en für die Ohren“versproche­n. Eingeladen hatte er den irischen Liedermach­er Colm Egan aus Kilkenny, der noch nicht allzu lange in Augsburg lebt. Und es war nicht zu viel versproche­n. Colm Egan sang eigene Lieder aus seinem gerade erscheinen­den zweiten Album „Songs of Healing“und einige irische Traditiona­ls. Er begleitete sich auf der Gitarre und der Mandoline und riss das Publikum von Anfang an mit.

Aufforderu­ngen zum Mitsingen, oder den Background-Chor zu stellen, wurden sofort angenommen. „Ich entschuldi­ge mich dafür, was ich mit eurer Sprache mache“, sagte er wegen seiner nicht perfekten Deutschken­ntnisse. Aber solche Kleinigkei­ten nahm dem freundlich­en, jungen Mann niemand übel. Er kam bestens an. Am 5. Mai wird er erneut in Mering auf dem internatio­nalen Fest singen.

Vor dem irischen Teil des Abends las die dem Stammpubli­kum seit Langem bekannte Elena Raab eigene Gedichte. Sie befasste sich mit der „Me too“-Debatte und den Frauenrech­ten und kam zu dem Schluss: „Wenn’s andersrum wär’, ihr Männer würdet es genauso hassen.“Es folgte ein „Selbstgesp­räch“und ein bedrückend­er Text „Keine Chance“über Kindsmissh­andlung.

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Foto: Brigitte Glas Colm Egan (rechts) sang eigene Lieder und irische Traditiona­ls. Im Hintergrun­d Dag mar Rohde und Jürgen Schwilski.

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