Neues Sorgenkind Eurofighter
Viele Kampfjets sind nicht kampfbereit
Berlin Fast könnte man meinen, die regelmäßigen Hiobsbotschaften über die mangelnde Einsatzfähigkeit verschiedener Waffengattungen bei der Bundeswehr sind lanciert, um den Forderungen der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nach mehr Geld im neuen Haushaltsplan Nachdruck zu verleihen. Doch das ist alleine schon deswegen unwahrscheinlich, da die Kette der Meldungen über Pannen und Ausfälle längst dazu angetan ist, das Image der Truppe – mithin auch die Reputation der CDU-Politikerin – zu beschädigen. Jetzt also der Eurofighter, der Stolz der deutschen Luftwaffe.
Nach Meldungen über die lahmgelegte U-Boot-Flotte, über nicht einsatzbereite Transportflugzeuge und Hubschrauber, sorgt jetzt ein Bericht für Unruhe, dass derzeit nur vier der 128 Kampfjets kampfbereit sind. Zwar wollte das Verteidigungsministerium die Zahl, die der
aktuell nannte, nicht bestätigen – dass es gravierende technische Probleme gibt, räumte ein Sprecher des Hauses aber ein.
Warum bereitet der HightechFlieger Sorgen? Es geht um das Selbstschutzsystem der Maschine, wie der Sprecher des Ministeriums bestätigte. Nur wenn dieses System zuverlässig arbeitet, kann der Eurofighter an Auslandsmissionen teilnehmen. Es warnt den Piloten durch Sensoren, die in die Flügel integriert sind, vor Angriffen oder feindlichen Flugzeugen. Probleme beim Kühlsystem sorgen nun dafür, dass diese im Ernstfall überlebenswichtige Funktion vom Ausfall bedroht ist. Ein flächendeckender Austausch des Kühlsystems scheitert – wie der
berichtet – daran, dass ein Ersatzteil zum Abdichten des Kühlsystems derzeit nicht lieferbar ist.
Reguläre Übungsflüge in Deutschland oder im Ausland sind nach wie vor möglich. Der Umstand jedoch, dass aktuell nur wenige Jets aufgrund dieser technischen Probleme für Auslandseinsätze zur Verfügung stehen, ist auch außenpolitisch heikel: Schließlich hat die Bundeswehr sich gegenüber den NatoPartnern verpflichtet, 82 Eurofighter im Falle etwaiger KrisenEinsätze bereitzuhalten.
Der Zustand der Bundeswehr löst bei den täglich Betroffenen wachsende Verbitterung und Wut aus. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, André Wüstner, liefert im Verbandsmagazin
eine sachliche, aber schonungslose Zustandsbeschreibung: „Unsere Sicherheitsorgane und vor allem die Bundeswehr sind den heutigen Herausforderungen ebenso wenig gewachsen wie den zukünftigen.“
Der Bundeswehrverband hat mit der Kampagne „Schlagkräftige Bundeswehr 2025“, in der eine Trendwende bei der Gewinnung von Personal, der Verbesserung der Ausrüstung und einer Intensivierung der europäischen Kooperation gefordert wird, reagiert. Von der Bundesregierung wird verlangt, mehr Geld für schlagkräftige Streitkräfte zur Verfügung zu stellen.
Das will auch Ministerin Ursula von der Leyen. Sie hat am Mittwoch deutlich höhere Finanzmittel für die Bundeswehr verlangt, als derzeit im Finanzplan des Bundes bis 2022 vorgesehen sind.