„Es wird schwerer, eine Immobilie zu kaufen“
Bayerns Sparkassen-Chef Ulrich Netzer sieht die steigenden Preise für Wohnraum in den Ballungsräumen mit Sorge. Er fordert mehr staatliche Hilfe zum Vermögensaufbau und erklärt, wieso die Zahl an Geldautomaten und Filialen sinkt
Herr Netzer, wie steht es um Ihre Jägermentalität? Der neue Chef der Deutschen Bank fordert dies für sein Institut. Müssen da die Sparkassen nachlegen?
Ulrich Netzer: Nein, es kann nicht um Jagd gehen, nicht um möglichst hohe Renditen und die Jagd nach dem Risiko. Jägermentalität ist für Banken der falsche Weg, das gilt vor allem für uns Sparkassen. Wir wollen den Blick für die Kundenbedürfnisse behalten. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir bei zwölf Millionen Einwohnern in Bayern rund 7,6 Millionen Girokonten betreuen. quenz. Wenn Kunden nicht mehr in eine Geschäftsstelle gehen, muss man sich über Alternativen Gedanken machen. Verlagern wir aber eine Sparkassen-Filiale auf dem Land, stellen wir fest, dass wir nicht die Ersten sind. Bäcker oder Metzger sind längst schon weg. Wenn man dies ändern will, muss man in der Politik die Frage stellen, wie man auf dem flachen Land die Infrastruktur verbessert.
Lassen Sie uns einen Sprung machen – zur europäischen Politik. Um die Währungsunion fit gegen neue Krisen zu machen, diskutiert die Politik mehrere Reformen. Warum wehren Sie sich gegen eine europäische Einlagensicherung? Würde diese nicht auch den deutschen Sparer schützen, wenn hierzulande einmal Banken wanken? Netzer: Genau das Gegenteil ist der Fall. Erstens haben wir seit Juli 2015 bereits eine harmonisierte und funktionierende europäische Einlagensicherung mit dezentralen Töpfen in den einzelnen Ländern, die das Sparguthaben absichern. Und zwar mindestens 100000 Euro pro Sparer und Bank. Zweitens gibt es das Problem, dass wir sehr unterschiedliche Risikolagen in den einzelnen Ländern durch „faule Kredite“haben, sogenannte „non-performing loans“. Europaweit gibt es über 900 Milliarden solcher Kredite, in Deutschland sind es 55 Milliarden, in Italien zum Beispiel aber 196 Milliarden. Mit einer zentralisierten Einlagensicherung hätte kein Land einen Anreiz, faule Kredite abzubauen. Damit bliebe das Risiko nach wie vor hoch – und die Haftung trügen die anderen. Eine zentrale Einlagensicherung kann nicht im Sinne des Sparers hierzulande sein. Ein zentraler Sicherungstopf ist der falsche Ansatz.