Drei Brüder im Kiez
Überleben ist kein Zuckerschlecken für Danyal, Miko und Muhammed im Milieu
Neben der großen Karriere gibt Moritz Bleibtreu bisweilen gern den Paten für kleines, rigoroses Kino. Einst stand er für Özgür Yildirims rabiates Debüt „Chiko“vor der Kamera. Aktuell unterstützt er als Produzent den kantig-kühnen GenreFilm „Familiye“im Berliner Gangster-Milieu. Drei Brüder schlagen sich im Spandauer Kiez durch. Mit Spielschulden, knallharten Geldeintreibern und kleinkarierten Bürokraten im Nacken ist das Überleben im Großstadt-Dschungel jedoch kein Zuckerschlecken. Das Spielfilmdebüt überzeugt durch kompromisslose Erzählform, charismatische Darsteller samt atmosphärisch starker Schwarz-Weiß-Bilder.
Danyal (Kubilay Sarikaya), der Älteste, kommt gerade aus dem Gefängnis frei. Für viel Kohle hat er fünf Jahre lang den Knast für einen anderen abgesessen. Schockiert stellt er bei seiner Rückkehr fest, dass der spielsüchtige Miko (Arnel Taci) das ganze Geld verzockt und massive Schulden angehäuft hat. Immerhin hat sich der ewige Versager liebevoll um den mit Downsyndrom geborenen Muhammed (Muhammed Kirtan) gekümmert. Allerdings hat Miko den Sachbearbeiter vom Sozialamt vernachlässigt. Weswegen Muhammed in ein Heim eingewiesen werden soll, was die Brüder verzweifelt verhindern wollen.
Das Regie-Duo Kubilay Sarikaya und Sedat Kirtan kennt sich spürbar aus im Milieu, von dem sie erzählen. Wie ihre Figuren leben die beiden Deutschkurden in Berlin-Spandau. In ihr Projekt hat das Duo mehr als acht Jahre Zeit und reichlich Herzblut investiert. Die Besetzung wurde vorzugsweise aus dem Bekanntenkreis rekrutiert. Rapper Xatar steuert zusammen mit Haftbefehl den Soundtrack bei. Klar hat dieser kleine, dreckige Milieu-Krimi reichlich Macken. Das Genre freilich entschuldigt vieles. Vibrierende Film-noir-Energie gibt’s genügend. » Familiye (1 Std. 32 Min.), Gangsterdrama, Deutschland 2017 Wertung ★★★✩✩