Was bringt die Umwandlung?
Das Augsburger Dreispartenhaus wird ab September verstaatlicht. Dies hat zunächst finanzielle Auswirkungen, doch auch künstlerisch könnte es Neuerungen geben. Und was ändert sich für die Besucher?
Das Theater Augsburg wird ab 1. September zum Staatstheater. Kulturreferent Thomas Weitzel bestätigte am Dienstag AZ-Informationen, wonach sich für Augsburg ein Stiftungsmodell ähnlich wie in Nürnberg abzeichnet. Auswirkungen hat dies zunächst vor allem in finanzieller Hinsicht: Die Staatsregierung wird sich ab kommender Spielzeit zu 50 Prozent an den Kosten für das Dreispartenhaus beteiligen.
Gut 24 Millionen Euro fließen jedes Jahr als Zuschuss ans Theater. Der Freistaat übernahm bisher 7,9 Millionen, die Stadt 16,3 Millionen. An der Höhe der Gesamtförderung wird sich erst einmal nichts ändern. Rein rechnerisch bedeutet die neue
Die Stadt hat erst einmal vier Millionen Euro mehr
Halbe-halbe-Regelung aber, dass die Stadt Augsburg in der nächsten Spielzeit vier Millionen weniger bezahlen muss als bislang.
Dieser „Spareffekt“stehe jedoch nicht im Vordergrund: „Priorität eins des Freistaats ist die Sicherung des Theaterstandorts und dessen Qualität, nicht die Kostenentlastung der Stadt Augsburg“, so Oberbürgermeister Kurt Gribl am Dienstag auf AZ-Anfrage. Wie die „frei werdenden“vier Millionen stattdessen investiert werden, kann die Stadtverwaltung zunächst nicht sagen.
Auf die Sanierung des Theaterstandorts hat die Verstaatlichung keine Auswirkung. Sie wird wie geplant umgesetzt und soll 2025 abgeschlossen sein. Bauliche Änderungen waren bei den Verhandlungen zwischen Stadt und Freistaat offenbar kein Thema. Auch an der bislang festgelegten Planung – der Freistaat übernimmt rund 100 Millionen Euro – soll sich offenbar nichts ändern. Das Große Haus und der dahinter entstehende Neubau auch nach der Verstaatlichung im Besitz der Stadt Augsburg.
Künstlerisch wird es in den kommenden Jahren ähnlich laufen wie bisher. Vorstellbar sei laut Kulturreferent Weitzel, dass der Spielplan „graduell angeglichen“wird. Bevor das Theater nicht wieder im Großen Haus spielen kann, mache eine inhaltliche Neuausrichtung aber keinen Sinn. Ähnlich sieht dies Intendant André Bücker: „Wir haben am Dienstag einen Spielplan vorgestellt, der zu den vorhandenen Spielstätten passt.“Das Programm eines Staatstheaters unterscheide sich zudem nicht unbedingt von dem eines städtischen Hauses. Ausnahme: „Ein Staatstheater hat die Chance, auch einmal bekanntere Künstler und Regisseure zu gewinnen“, so Bücker. Noch sei aber nicht bekannt, wie sich die Verstaatlichung konkret auf die Finanzen des Theaters auswirken wird.
Einen inhaltlichen Punkt hat die Stadt in den Verhandlungen mit München aber doch angesprochen: Auch wenn das Dreispartenhaus staatlich wird, wird es die Forderungen abarbeiten, die 2016 aus der Bürgerbeteiligung hervorgingen. Das heißt: Augsburger Themen werden auch künftig eine Rolle spielen, das Theater wird weiterhin die hiesige freie Szene einbinden und sich in die Stadtgesellschaft hinein öffnen.
In den kommenden Wochen wird nun die Stiftungsurkunde vorbereibleibt tet. Der Stiftungsrat könnte – ähnlich wie in Nürnberg – aus sechs Personen bestehen. In Franken setzt er sich aus Nürnbergs OB, Finanzund Kulturreferent sowie, vonseiten des Freistaats, aus Kunstministerin, einem Mitglied des Finanzreferats und einem Ministerialbeamten zusammen. Dieses Gremium entscheidet unter anderem über die Besetzung der leitenden Positionen, also auch der des Intendanten, sowie über die inhaltliche Grundausrichtung des Hauses. Flankierend wird es ein Stiftungskuratorium geben, in dem bis zu 14 Mitglieder aus unterschiedlichen Bereichen der Stadtgesellschaft vertreten sind.
Theaterbesucher werden von der Umwandlung zum Staatstheater vorerst nichts bemerken. Das bedeutet unter anderem, dass sich auch an den Eintrittspreisen nichts ändern soll.
Kulturreferent Weitzel sieht die Verstaatlichung als Aufwertung für Augsburg. „Wir wissen, dass Kultur als Standortfaktor eine wichtige Rolle spielt.“Ein Staatstheater werde intensiver wahrgenommen als ein städtisches Haus. Diese Chance gelte es zu nutzen.
»Feuilleton Der Spielplan für die Saison 2018/19 wurde am Dienstag offiziell vorgestellt. Intendant André Bücker wird an seinen Plänen festhalten, obwohl das Haus dann Staatstheater sein wird. Was das Publikum erwartet, lesen Sie auf