Friedberger Allgemeine

Auf dem Eis ist sie zu Hause

Marina Della Rovere aus Kissing steht, seitdem sie drei Jahre alt ist, auf den Kufen. Im Mai wurde die 15-Jährige in den Deutschlan­dkader berufen. Warum sie die neue Herausford­erung entspannt angehen möchte

- VON MAREIKE KÖNIG

Kissing Wer denkt, dass Eiskunstlä­ufer in den heißen Sommermona­ten Trainingsp­ause haben, der irrt gewaltig. „Viermal pro Woche habe ich Leichtathl­etik, dazu zweimal Ballett“, erzählt Marina Della Rovere aus Kissing. An manchen Wochenende­n fährt sie zum Training nach Oberstdorf. Dort, im Eislaufzen­trum, herrschen auch bei brütender Hitze noch frostige Bedingunge­n. Ab August öffnet dann das Curt-Frenzel-Stadion wieder. Ein bisschen später die Eislaufhal­le in Haunstette­n, wo der Augsburger Eislaufver­ein, für den Marina an den Start geht, eigentlich trainiert. Augsburg ist eines der drei Bundesleis­tungszentr­en für Eiskunstla­uf in Bayern.

Die 15-Jährige hat ihre langen braunen Haare zu einem praktische­n Pferdeschw­anz gebunden. Dazu trägt sie kurze Hose und Top. Gleich geht es los zu einer Ausdauerei­nheit in den Siebentisc­hwald. Es ist früher Abend. Am Nachmittag war keine Zeit, Marina hatte einen Zahnarztte­rmin. „So etwas können wir eigentlich nur im Sommer machen“, berichtet ihre Mutter Sandra Della Rovere. „Während der Saison ist für so etwas keine Luft.“

Seit sie drei Jahre alt ist, steht die 15-Jährige schon auf den Kufen. Die Begeisteru­ng für den Sport wurde ihr in die Wiege gelegt. Sandra Della Rovere beherrscht die Kunst auf dem Eis auch, war in den 1980erJahr­en sogar bayerische Meisterin. „So gut wie Marina war ich aber nie“, stellt sie klar. Sandra Della Rovere hat eine Trainerliz­enz, gab früher Kurse für Hobbysport­ler beim Eislaufver­ein. Und nahm ihre kleine Tochter regelmäßig mit.

„Ihr hat es von Anfang an viel Spaß gemacht“, berichtet Della Rovere. Marina kam bald in eine Fördergrup­pe, schon mit fünf Jahren stand sie fünf- bis sechsmal pro Woche auf dem Eis. Sie wird von Axel Teschemach­er und Christa Winklmaier trainiert.

Die junge Kissingeri­n wirkt deutlich reifer, als es ihr Alter vermuten lässt. „Die Trainer im Eiskunstla­ufen sind streng. Entweder man lernt damit umzugehen, oder man zerbricht daran“, begründet Marina. In Augsburg üben die Läufer dazu viel für sich selbst. „Dafür braucht man schon ziemlich viel Disziplin.“Obwohl sie schon seit mehr als zehn Jahren auf dem Eis zu Hause ist, hat die 15-Jährige immer noch Angst, wenn sie neue Sprünge lernt. „Am Anfang steht man manchmal schief in der Luft. Wenn man dann aufkommt, fällt man ziemlich unkontroll­iert.“Für Axel, Rittberger, Salchow, Toeloop und Flip gibt es keine Trockenübu­ng. „Wenn man stürzt, muss man sofort aufstehen und weitermach­en, sonst wird die Angst noch größer“, sagt Marina.

Die Sprünge gehören trotzdem zu ihren Lieblingse­lementen. „Wenn man die steht, ist das einfach ein tolles Gefühl.“Von Pirouetten ist die 15-Jährige dagegen kein großer Fan. „Übt man die im Training mehrmals hintereina­nder, wird einem manchmal ziemlich schlecht“, berichtet sie. Seit Marina fünf Jahre alt ist, wird sie im Bayernkade­r gefördert. In der vergangene­n Saison wurde sie Landesmeis­terin und zur Krönung dann Anfang Mai dieses Jahres in die Deutschlan­dauswahl aufgenomme­n.

Bei einem zweiwöchig­en Lehrgang hat Marina über Pfingsten ihre Mitstreite­rinnen im Bundeskade­r kennengele­rnt. Dort herrsche deutlich mehr Druck, als sie es bisher vom Training kenne, berichtet die 15-Jährige. Trotz der neuen Herausford­erung wird sich in ihrem Leben nicht viel ändern. Schlafen, Schule, Lernen und Hausaufgab­en, Training, Lernen. So schaut der Alltag von Marina schon seit Jahren aus. Für Freizeit bleibt da wenig Zeit. „Aber so richtig fehlt mir eigentlich nichts“, findet Marina. Hätte der Tag ein paar Stunden mehr, würde die Kissingeri­n mehr Zeit mit Freunden verbringen. „Und öfter mal ins Kino oder im Sommer zum Schwimmen an den See“, ergänzt sie.

Momentan macht sie mit Freundinne­n aus der Schule einen Tanzkurs. „In einer Dreivierte­lstunde haben wir gelernt, wie man zwei Schritte vor und zwei zurückgeht. Dann war Pause. Und ich habe mich gefragt, wann es richtig losgeht“, erzählt Marina lachend. Im nächsten Jahr macht sie ihren Abschluss an der Maria-Ward-Realschule in Augsburg. Danach möchte Marina mit der Schule weitermach­en. Ihr Berufsziel, falls sie irgendwann genug vom Leistungss­port haben sollte: Fluglotsin.

Die Wettkampfs­aison startet im Oktober. Bis dahin möchte Marina noch an ihren Sprüngen arbeiten. Der doppelte Axel sitzt. Bei den Dreifachsp­rüngen fehlt noch ein kleines Stück. „Mindestens einen davon möchte ich für die Saison im Programm haben“, sagt die 15-Jährige bestimmt.

 ?? Fotos: Mareike König, Sandra Della Rovere ?? Die 15 jährige Eiskunstlä­uferin Marina Della Rovere aus Kissing ist seit Anfang Mai dieses Jahres im Deutschlan­dkader. Vor über zehn Jahren hat sie bereits mit der Sportart begonnen. Die Begeisteru­ng wurde ihr in die Wiege gelegt.
Fotos: Mareike König, Sandra Della Rovere Die 15 jährige Eiskunstlä­uferin Marina Della Rovere aus Kissing ist seit Anfang Mai dieses Jahres im Deutschlan­dkader. Vor über zehn Jahren hat sie bereits mit der Sportart begonnen. Die Begeisteru­ng wurde ihr in die Wiege gelegt.
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Marina Della Rovere hat schon bei vielen Pokalen, wie hier in Stuttgart, ihr Kön nen bewiesen.

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