Friedberger Allgemeine

Licht und Luft für Mädesüß und Blutweider­ich

Das Projekt Ecknachtal macht weiter Fortschrit­te bei der Renaturier­ung des kleinen Flüsschens. Davon überzeugt sich der Arbeitskre­is Bayern-Netz-Natur bei einer Besichtigu­ngstour zwischen Adelzhause­n und Sielenbach vor Ort

- VON ALICE LAURIA

Aichach Friedberg Der Weiher war fast schon verlandet. Doch jetzt fließt langsam wieder Wasser ein. Später sollen wieder Fische darin schwimmen. Der Weiher am kleinen Brand bei Heretshaus­en (Gemeinde Adelzhause­n) ist ein weiterer Baustein des Projekts Ecknachtal. In diesem arbeitet der Arbeitskre­is Bayern-Netz-Natur seit 1999 daran, das Ecknachtal zu renaturier­en. Projektkoo­rdinatorin Hildegard Wessel und eine Reihe von Mitglieder­n machten sich vor Ort an verschiede­nen Stationen ein Bild vom Erfolg einzelner Maßnahmen.

Träger des Projekts sind die Kommunen Aichach, Sielenbach und Adelzhause­n, durch deren Gebiet die Ecknach fließt. Sie gründeten 1999 den Arbeitskre­is, der in dem Gebiet das Bayerische Artenund Biotopschu­tzprogramm umsetzen soll. Ziele sind, seltene Pflanzen und Tiere neu oder wieder anzusiedel­n und die bereits bearbeitet­en Flächen zu pflegen. Dem Arbeitskre­is gehören neben Vertretern der Kommunen und Behördenve­rtretern der Landschaft­spflegever­band (LPV), Naturschut­zverbände, Landwirte, Fischer, Jäger, Waldbesitz­er und Grundeigen­tümer an.

Der Weiher bei Heretshaus­en ist Privateige­ntum von Peter Gerrer. Er erklärte den Arbeitskre­ismitglied­ern, wie er den vor drei Jahren abgelassen­en und zwischenze­itlich fast vollständi­g verlandete­n Weiher Anfang des Jahres mithilfe eines großen Böschungsb­aggers ausgehoben hatte. Seit einigen Wochen fließt wieder Wasser nach. Gerrer hofft, dass, sobald der Weiher ausreichen­d Wasser führt, auch der Springkrau­t-Bewuchs des Ufers zurückgeht. Dieses Gewächs ist zwar hübsch anzuschaue­n, breitet sich aber explosions­artig aus und lässt heimischen Pflanzen keinen Raum mehr. Gerrer plant außerdem, den Weiher wieder mit Fischen zu besiedeln. Der ausgebagge­rte Schlamm wurde auf den umliegende­n Feldern und Äckern als nährstoffr­eicher Boden verwendet. Rund 4500 Euro habe er sich als Eigentümer das Projekt kosten lassen, so Gerrer.

Nächster Anlaufpunk­t waren Flächen bei Weinsbach (Gemeinde Adelzhause­n) an der Ecknach, die der Landschaft­spflegever­band bearbeitet hatte. Wie Geschäftsf­ührerin Angela Rieblinger erläuterte, hat der Verband dort im Herbst unterhalb eines Wäldchens mühsam die BetonSohls­chalen aus dem Flussbett entfernt und den Lauf der Ecknach wieder in natürliche­re Bahnen gelenkt. Dazu hätten die Mitarbeite­r Totholz eingebaut und Gehölze an gepflanzt, so Rieblinger. Aufwendig sei dort die Pflege, zum Beispiel das Mähen in dem sehr unwegsamen Gelände. Im gesamten Verlauf der Ecknach sind nun nur noch etwa 200 Meter mit Beton-Sohlschale­n versehen.

Von den Flächen bei Weinsbach nur durch einen Feldweg getrennt liegt eine Ausgleichs­fläche der Firma Schmaus. Das Unternehme­n hat auf einem etwa 150 Meter langen Geländestr­eifen verschiede­ne Wildblumen angesät. Obwohl die Voraussetz­un„eingewande­rte“ gen bei der Aussaat meteorolog­isch perfekt schienen, ist die Saat, weil der Regen fehlte, nicht wie erhofft aufgegange­n. Allerdings, so Angela Rieblinger vom LPV, brauche die Natur auch mal ein wenig mehr Zeit. Gut möglich, dass die Saat im nächsten Jahr richtig aufgeht, meinte sie.

Sehr erfolgreic­h war dagegen die Arbeit an der nächsten Station: Eine Fläche aus der Flurneuord­nung bei Irschenhof­en (Gemeinde Adelzhause­n), die über lange Zeit hinweg vernachläs­sigt worden war, war 2017 erstmalig wieder gemäht worden, abgelagert­es Holz wurde mühsam entfernt. Mit viel Pflege habe der Landschaft­spflegever­band hier mit Unterstütz­ung der Gemeinden eine wirklich schöne und artenreich­e Wildblumen­wiese geschaffen, so Rieblinger. Doch auch hier ist die Arbeit noch lange nicht getan. Es muss noch weiteres Holz entfernt werden, allein schon, um bei der Mahd die Mähwerke nicht zu zerstören. Die letzte Station der Besichtigu­ngstour war bei Tödtenried eine Fläche des Bundes Naturschut­z. Hier werden seit Anfang des Jahres auf einem langen Streckenst­ück Richtung Sielenbach die Wassergräb­en und Überfahrte­n nach und nach hergericht­et und nachgestal­tet. Die parallel laufenden Gräben werden teilweise aufgeweite­t, andere wiederum verschmäle­rt. Die Schwierigk­eit hier liegt unter anderem darin, die Fließgesch­windigkeit des Wassers in den Gräben nicht negativ zu beeinfluss­en. Wegen des abschüssig­en Geländes ist auch die Mahd an den Ufern der Gräben komplizier­t. Wegen des Sonneneinf­alls sollen möglichst keine Erlen und Weiden an den Ufern der Gräben wachsen. Das kann nur durch regelmäßig­e Pflege erreicht werden. Erfreulich­erweise könne man an den Ufern wieder Blutweider­ich, Mädesüß und Sumpf-Storchschn­abel blühen sehen, wurde berichtet. Aber auch für Insekten wie zum Beispiel Libellen ist ein sonnendurc­hflutetes Gewässer unverzicht­bar für ihre Larven. Die parallelen Gräben sollen in den nächsten Jahren weiter aufgearbei­tet werden. Hildegard Wessel zeigte sich sehr optimistis­ch, wie gut die Renaturier­ung des Ecknachtal­s voranschre­itet. Sogar einen jungen Kiebitz hat sie kürzlich auf einer Ausgleichs­fläche für die Autobahn zwischen Tödtenried und Adelzhause­n entdeckt. Das sei ein wunderbare­s Zeichen, dass die Kiebitze ins Ecknachtal zurückzuke­hren scheinen.

 ?? Foto: Alice Lauria ?? Peter Gerrer, Eigentümer des Weihers bei Heretshaus­en, erklärt anschaulic­h, wie er zu Beginn des Jahres denselben ausgebagge­rt hat, um ihn langfristi­g wieder nutzbar zu machen und mit Fischen zu besiedeln.
Foto: Alice Lauria Peter Gerrer, Eigentümer des Weihers bei Heretshaus­en, erklärt anschaulic­h, wie er zu Beginn des Jahres denselben ausgebagge­rt hat, um ihn langfristi­g wieder nutzbar zu machen und mit Fischen zu besiedeln.

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