Fünffache Mutter muss raus
Weil sie die Miete nicht komplett bezahlt hat, muss Sanja Mihajlovic ihre Wohnung in Mering räumen. Was die Gemeinde sagt
Mering Sanja Mihajlovic ist verzweifelt. Die Mutter muss mit ihren fünf Kindern ihre Wohnung in Mering räumen. Das hat im Mai ein Gericht entschieden. Gestern lief die Frist ab, doch die 33-Jährige hat keine neue Wohnung in Aussicht. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll“, sagt Mihajlovic.
Ihr Leben sei in den vergangenen Monaten von Schicksalsschlägen geprägt, so die 33-Jährige. Ihr Ehemann sitzt seit April wegen einer Schlägerei im Gefängnis. Zu zweieinhalb Jahren ist er verurteilt worden. Mihajlovic sagt, sie sei angegriffen worden. „Mein Mann hat mich verteidigt.“Zuvor hatte sie im vergangenen Jahr ihre Arbeitsstelle in Geisenhausen verloren. Zeitweise lebte die Familie in der Marktgemeinde in einer Obdachlosenunterkunft.
Mihajlovic kommt ursprünglich aus dem ehemaligen Jugoslawien. Während des Bosnienkrieges flüchtete sie als junges Mädchen mit ihren Eltern das erste Mal nach Deutschland. Zeitweise kehrte sie zurück, doch sie sagt: „In Serbien habe ich nie eine Perspektive für mich gesehen, nur in Deutschland.“Durch die Verwerfungen auf dem Balkan nach dem Krieg hat Mihajlovic einen kroatischen Pass. Ihre Kinder und ihr Mann besitzen die serbische Staatsangehörigkeit. Seit 2014 lebt die Familie durchgehend in Deutschland. Aufgrund des Beitritts Kroatiens zur Europäischen Union darf die 33-Jährige schon länger dauerhaft hierbleiben. Beim Rest der Familie sei der Status zeitweise ungewiss gewesen. „Inzwischen dürfen sie aber bleiben“, sagt die 33-Jährige.
Jedoch muss Mihajlovic nun die Wohnung in Mering, in der sie seit August vergangenen Jahres mit ihren fünf Kindern lebt, verlassen. Nach Angaben der 33-Jährigen hieß es bei der ersten Besichtigung, dass eine Miete mit Nebenkosten in Höhe von 1200 Euro fällig sei. Allerdings hatte Mihajlovic ihrem Vermieter nicht gesagt, wie viele Kinder sie hat. Als dieser dann sah, dass sie – damals noch mit ihrem Ehemann – mit fünf Kindern einzog, habe er 1600 Euro gefordert.
Die Agentur für Arbeit zahlt Mihajlovic etwas über 1100 Euro für die Miete. „Mein Mann hat mich damals aber angefleht, die Wohnung zu nehmen“, sagt Mihajlovic. Letztendlich liefen die Kosten aus dem Ruder. Mihajlovic sagt, dass ihr im Monat etwa 2000 Euro inklusive Kindergeld zur Verfügung stünden. Beim Vermieter hätten sich inzwischen 4000 Euro Schulden angehäuft. Sie habe nicht das Geld, um die Forderungen zu begleichen.
Mihajlovic habe sich bemüht, eine neue Wohnung zu finden. „Doch wenn ich irgendwo anrufe und sage, dass ich fünf Kinder habe und das Amt bezahlt, legen die wieder auf.“Sie wolle im Raum Mering bleiben, weil ihre Kinder sich dort eingelebt hätten. Eine Tochter geht in Mering zur Schule, der älteste 14-jährige Sohn in Merching. Mihajlovic’ jüngstes Kind ist zweieinhalb Jahre alt. Sie habe zwar ein Jobangebot bei einem Schnellrestaurant, könne es aber aufgrund der ungewissen Wohnungssituation nicht annehmen.
Sie habe sich bei der Wohnbau GmbH des Landkreises beworben. Doch dort hieß es, dass es aussichtslos sei, auf kurze Sicht eine Sozialwohnung zu bekommen. Ein Mitarbeiter der Arbeitsagentur habe ihr gesagt, dass die Marktgemeinde zuständig sei. Dort hieß es aber laut Mihajlovic, dass die Verwaltung ihr nicht weiterhelfen könne.
Bernhard Bordon, Abteilungsleiter im Ordnungsamt, sagt, dass die Gemeinde dazu verpflichtet sei, Menschen ohne Einkommen, die von Obdachlosigkeit betroffen seien, unterzubringen. Das treffe auf die Familie Mihajlovic nicht zu, weil diese über Einkünfte von der Arbeitsagentur und Kindergeld verfüge. Die Marktgemeinde stehe schon länger in Kontakt mit Mihajlovic und habe versucht, ihr Auswege aufzuzeigen. „Es ist bei der derzeitigen angespannten Wohnsituation in Mering einfach nicht möglich, eine bezahlbare Wohnung für eine sechsköpfige Familie zu finden“, sagt Bordon. Zudem sei die 33-Jährige in der Vergangenheit Verpflichtungen nicht nachgekommen. Auch habe Mihajlovic die Möglichkeit, durch eine Nachzahlung die Situation zu entschärfen und bis zum 30. September in der Wohnung zu bleiben.