Krieg der Kartelle
Jetzt geht es um Menschenschmuggel an der mexikanisch-amerikanischen Grenze
Mit seinem düsteren Action-Thriller „Sicario“tauchte Regisseur Denis Villeneuve vor drei Jahren tief ein in den Krieg der US-Regierung gegen mexikanische Drogenkartelle. Der Film überzeugte gerade in seiner ungefilterten Härte, mit der er die brutalen Methoden der Drogenmafia vorführte, deren vollkommene Immoralität längst auch das Wertesystem der regierungsamtlichen Gegner infiziert hat. „Sicario“war auf einem Territorium angesiedelt, das heute mehr denn je im politischen Fokus steht: im Grenzgebiet zwischen USA und Mexiko.
In „Sicario 2“unter der Regie von Stefano Sollima („Gomorrha“) verlagert sich der Blick vom Kokainauf den Menschenschmuggel. Nach einem Selbstmordanschlag von vier Dschihadisten steht für die Ermittler bald fest, dass die Drogenkartelle an der Einschleusung der Attentäter beteiligt sind. Der CIAAgent Matt (Josh Brolin) wird beauftragt, einen Krieg zwischen den rivalisierenden Kartellen in Mexiko anzufachen. Die Tochter des Drogenbosses Carlos Rayes wird gekidnappt. Die Entführung soll einem verfeindeten Kartell in die Schuhe geschoben werden.
Mit Josh Brolin und Benicio del Toro bilden erneut zwei erstklassige Schauspieler das Fundament des Films. Allerdings ohne die fabelhafte Emily Blunt in der Rolle der idealistischen FBI-Agentin. Der moralische Counterpart fehlt in „Sicario 2“auf schmerzliche Weise, was den Film auch in seiner Gewalttätigkeit zuweilen eintönig werden lässt. Als handwerklich versierter Actionfilm funktioniert das Werk indes außerordentlich gut. Sollima findet eine atmosphärisch dichte Balance zwischen hereinbrechenden Gefechtssequenzen und ruhigen Momenten der emotionalen Reflexion. Allerdings hätte „Sicario 2“deutlich mehr brisante politische Bezugnahme vertragen.
» Sicario 2 (2 Std. 3 Min.), Actionthriller, USA 2018
Wertung ★★★✩✩