Wird der FCA zum Überflieger?
Nach dem ersten Teil der Vorbereitung überwiegen die positiven Eindrücke. Aber es gibt auch noch viele Unwägbarkeiten bis zum Saisonstart am 25. August in Düsseldorf
Augsburg In Bad Wörishofen liegt das akkurat gepflegte Hauptfeld der Sportanlage direkt in der Einflugschneise des kleinen Flughafens des Kneipp-Kurortes im Unterallgäu. Normalerweise trägt der heimische FC dort seine Heimspiele in der Kreisklasse Allgäu 2 aus. Als der FC Augsburg dort am Mittwoch sein Testspiel gegen den englischen Zweitligisten FC Middlesbrough absolvierte, starteten immer wieder kleine Propellermaschinen.
Es könnte ein Sinnbild für die kommende Saison des FC Augsburg sein. Wird der FCA in dieser Spielzeit zum Überflieger? Zum achten Mal bereitet man sich auf die Bundesliga vor. Bislang gaben die Vereins-Verantwortlichen als offizielles Saisonziel einzig und allein den Klassenerhalt vor. Damit fuhr man nicht schlecht. Es ist immer leichter und angenehmer, niedrige Erwartungen zu toppen, als an hohen Erwartungen zu scheitern.
Langsam setzt aber ein Umdenken ein. Hatte der FCA doch in der vergangenen Saison eine beeindruckende Vorrunde gespielt, war mal Fünfter und nach 17 Spielen Neunter. Man schien auf dem Weg zu einem einstelligen Tabellenplatz. Nach der Winterpause gab es aber nur noch vier Siege und nach dem vorzeitigen Klassenerhalt gegen Mainz nur noch einen Punkt. Am Ende blieb „nur“Platz zwölf. Auf den ersten Blick ein Erfolg – wurde der FCA doch vor der Saison zum Abstiegskandidat Nummer eins gekürt, aber nicht nur intern hatte man sich mehr erhofft.
Diese Unzufriedenheit verbargen Leistungsträger wie Jeffrey Gouweleeuw nicht. Der Niederländer sagte im Trainingslager in Südtirol: „Die letzte Saison war gut, aber es war am Ende noch mehr drin. Nur mit dem Klassenerhalt möchte ich mich nicht zufriedengeben. Wir haben gezeigt, dass wir kein Underdog sind.“
Das bestätigten auch die Eindrücke der ersten Phase der siebenwöchigen Vorbereitung. Die Neuzugänge André Hahn, Julian Schieber, Felix Götze und Fredrik Jensen haben angedeutet, dass sie den FCA verstärken können. Allerdings gab es auch dunkle Wolken am Horizont. Der Brasilianer Caiuby hatte eigenmächtig seinen Urlaub verlängert und Julian Schieber wird nach einer Knie-OP den Saisonstart am 25. August in Düsseldorf verpassen.
Dennoch ist FCA-Trainer Manuel Baum bisher zufrieden. Schiebers Verletzung hätte schlimmer sein können. Caiuby bekam eine saftige Geldstrafe und durfte gegen Middlesbrough 20 Minuten spielen: Baum sagt: „Der Kader ist im Moment richtig gut, die Neuzugänge sind charakterlich top und auf der Abgangsseite gibt es noch nichts Neues.“Mit Torhüter Marwin Hitz hat bisher nur ein Topspieler den Verein verlassen. Viel wurde spekuliert über Transfers von Philipp Max, von Alfred Finnbogason oder Gouweleeuw selbst. Bisher blieb alles ruhig. Für keinen soll derzeit eine konkrete Anfrage vorliegen.
Wohl auch deshalb zeigte sich Baum, angesprochen auf sein Sai- sonziel, überraschend mutig: „Natürlich hat der Klassenerhalt oberste Priorität, aber wir wollen auch für eine Überraschung sorgen.“Wie die aussieht, will er aber erst nach der Vorbereitung konkretisieren.
Noch ist vieles möglich. Sicher ist: Der FCA will sich noch von Spielern aus der zweiten Reihe trennen. Und noch ist nicht sicher, ob sich vielleicht doch noch ein großer Klub einen FCA-Spieler krallt. Es ist noch Zeit. In England, dort sitzt das Geld am lockersten, schließt das Transferfenster am 9. August, in Deutschland am 31. August.
Jetzt hat Trainer Baum seinen Spielern (Spätheimkehrer Caiuby ausdrücklich ausgenommen) bis Dienstag freigegeben. Dann sollen auch wieder die angeschlagenen Dong-Won Ji und Marco Richter trainieren. Die WM-Starter Ja-Cheol Koo, Alfred Finnbogason und Takashi Usami absolvieren am 26. Juli ihren Laktattest und fahren dann mit ihren Kollegen ins zweite Trainingslager nach Längenfeld in Tirol. Auf dem Weg dorthin testet der FCA am selben Tag (19 Uhr) in RottachEgern gegen Gladbach. Nach den Spielen gegen Lustenau (1:1), Würzburg (2:0), Middlesbrough (2:1) und Olching (3:0) der erste wirkliche Gradmesser.
Übrigens, als der TSV 1860 München 2011 sein Trainingslager in Wörishofen abhielt, musste der Flugbetrieb eingestellt werden, während der damalige Zweitligist auf dem Platz war, hieß es am Mittwoch auf der Tribüne. Die Löwen hatten wohl Angst vor einer Bruchlandung.