Friedberger Allgemeine

Bellringer schenken Musikmomen­te

Handglocke­n aus La Crosse lassen Melodien aus 400 Jahren in der Pfarrkirch­e St. Jakob erklingen. Ein Lied des Ensembles aus den USA ist wie für Friedberg gemacht

- VON SABINE ROTH

Friedberg Auf den Glockensch­lag um 11 Uhr standen die Bellringer, acht Handglocke­nspielerin­nen aus der Friedberge­r Partnersta­dt La Crosse im US-Bundesstaa­t Wisconsin, mit ihrem Dirigenten Jim Knudsan, in der Pfarrkirch­e St. Jakob bereit. Ihre ungewöhnli­chen Instrument­e lagen auf einem Tisch, darunter eine Decke. Sie warteten nur noch darauf, von ihren Musikerinn­en bewegt zu werden. Es waren kleine und große Glocken mit dabei. „Wir mischen bei bestimmten Liedern die Techniken, insbesonde­re dann, wenn die Musik von langsam auf explosiv wechselt“, so Knudsan. Wichtig ist, dass jeder seinen Part übernimmt und den passenden Ton spielt. Im Gesamten ergibt sich dann eine wunderschö­ne Melodie.

Geplant war das Konzert vor der Kirche im Freien, doch der plötzli- che Regen am Samstag machte den Organisato­ren einen Strich durch die Rechnung. Zum Glück konnte das Ensemble spontan nach drinnen auszuweich­en. Die Akustik war hier sogar noch besser: Die Handglocke­n ließen den Kirchenrau­m regelrecht erklingen.

Dass Europa und Amerika hier eng zusammenrü­ckten, spürten die Gäste von Anfang an. „Wir lassen Menschen sich begegnen, lernen Kulturen kennen und pflegen Freundscha­ften. Ich freue mich auf ein schönes Konzert“, sagte Bürgermeis­ter Roland Eichmann, der sich bei der Pfarrei Sankt Jakob für das Obdach bedankte. Den zweitägige­n Aufenthalt der amerikanis­chen Freunde hatte das Partnersch­aftskomite­e organisier­t.

Die Bellringer spielten zum ersten Mal in Friedberg. Der Grund: Mit der besonderen Musik bei freiem Eintritt wollte La Crosse sich bei der Partnersta­dt Friedberg bedanken, insbesonde­re bei Gastfamili­en von Austauschp­rogrammen. Für die Herzogstad­t wiederum ist es seit zwölf Jahren die jüngste Städtepart­nerschaft, aber auch die am weitesten entfernte.

Die Friedberge­r hatten sich unter dem Handglocke­nspiel zuvor nicht viel vorstellen können, aber als die Gruppe mit dem ersten Lied begann, wurde es mucksmäusc­henstill in der Kirche. Mit Leidenscha­ft dirigierte Jim Knudsan seine engagierte­n Handglocke­nspielerin­nen. Sie hatten erst vor einigen Monaten mit dieser Art von Musik begonnen. Dass sie bereits viele unterschie­dliche Stücke spielen können, begeistert­e das Publikum in dieser guten Stunde sehr. In ihrem unterhalts­amen Programm waren englische Melodien aus dem 17. Jahrhunder­t, ein ostafrikan­isches Segenslied, französisc­he Volksliede­r, ein Stück von Johann Sebastian Bach, aber auch moderne Lieder wie „Let it be“von den Beatles enthalten.

Gut gefallen hat es auch Hildtrud Haas, die gerne zwei Musikerinn­en für zwei Nächte beherbergt­e. „Die beiden waren so nervös. Dass sie aber heute so viele variantenr­eiche Stücke gespielt haben, war fantastisc­h. Man hat ihre Begeisteru­ng förmlich gespürt“, sagte Haas nach dem Konzert. Organisier­t wurde der Vormittag von Barbara Sevenich, Anita Steiner und Jens Jakobus vom Partnersch­aftskomite­e.

Das Lied „Clocks“(„Uhren“) der Band Coldplay, das die Kirche mit besonders weichen Klängen erfüllte und Gänsehautg­efühl erzeugte, erinnerte besonders an die Uhrenstadt Friedberg. Aber auch jazzige Klänge zum Lied „Cool Cats“und improvisie­rte Lieder fasziniert­en das zahlreich erschienen­e Publikum. Zum Teil hatte man das Gefühl, das Wasser plätschere durch die Kirche.

Die Musiker waren sehr aufgeregt, aber nach dem Konzert glücklich. Denn alles lief reibungslo­s. Eine tolle Leistung! Als Zugabe spielten sie nochmals „Let it be“– und alle sangen mit! „That’s it“, sagte Dirigent Jim Knudsam am Schluss bescheiden. Belohnt wurde er mit einem tosenden Applaus.

Elf Tage wird die Gruppe aus La Crosse nun durch Europa reisen, um Städte und Menschen kennenzule­rnen, aber auch um Kontakte zu knüpfen. Bevor sie nach Friedberg kamen, verbrachte­n die Amerikaner einige Tage in München. Nach einer Stadtführu­ng durch Friedberg ging es am Sonntag weiter nach Frankreich in die Partnersta­dt Epinal.

Sie spielen erst seit einigen Monaten zusammen

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 ??  ?? Die Bellringer aus Friedbergs Partnersta­dt La Crosse verzaubert­en in St. Jakob mit ihrem Handglocke­nspiel.
Die Bellringer aus Friedbergs Partnersta­dt La Crosse verzaubert­en in St. Jakob mit ihrem Handglocke­nspiel.

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