Keine Angst vor der Fünf
Nur wer in der Schule büffelt und gute Noten schreibt, kann es später zu etwas bringen. Das ist die gesellschaftliche Meinung zum Thema Schule und Bildung. Diese Einstellung – die auch die meisten Eltern haben – setzt die Schüler enorm unter Druck.
Für sie beginnt der Kampf um gute Leistungen schon in der Grundschule. Erst geht es um den Übertritt aufs Gymnasium, am Ende ist die Abiturnote wichtig. Der Weg dazwischen muss vor allem eins sein: schnell. Wer durchfällt, weil er mit dem hohen Tempo nicht mithalten kann, scheint abgehängt. Doch nicht jeder Schüler hat das gleiche Lerntempo. Manch einer braucht einfach Zeit, um sich zu finden; um seine Interessen zu entwickeln. Die Rückkehr zum G9 war ein Schritt in die richtige Richtung. Denn damit haben die Schüler wieder mehr Zeit zum Lernen. Schließlich umfasst Bildung mehr als nur gute Noten. Und die Fünf oder die Sechs in Mathe ist ganz sicher kein Weltuntergang.
Ein Nachhilfelehrer kann die schlechten Noten vielleicht abwenden. Er kann Versäumtes nachholen. Er kann Nicht-Verstandenes erklären. Das ist auch gut so, sollte allerdings auf die Schulzeiten beschränkt sein. Wer seinen Kindern in den Ferien ein strenges Lernprogramm auferlegt, macht einen Fehler. Denn auch Schüler brauchen Erholung, sie müssen abschalten dürfen – und sechs Wochen lang einfach mal Kind sein.