Was bedeutet die Währungskrise der Türkei?
Der Verfall der Lira belastet deutsche Exporte. Womit Aktionäre rechnen müssen
Die Währung ist der Aktienkurs eines Landes. Angesichts des dramatischen Verfalls der türkischen Lira haben wir es also mit einem „Mega-Crash“zu tun. Dabei war die Türkei früher ein wahrer Outperformer, ein Star. In seiner Amtszeit als Ministerpräsident ab 2002 hat ein gewisser Herr Erdogan eine marode türkische Volkswirtschaft mit harten Wirtschaftsreformen in eine blühende Landschaft verwandelt. Doch dann wiederholten sich die typischen Fehler von Schwellenländern. Um hohes Wirtschaftswachstum und persönliches Ansehen beim Wahlvolk zu erreichen, folgte hemmungsloses Kreditwachstum von Unternehmen und Privatpersonen mit staatlichen Garantien, die risikoblind machten. Und die türkische Notenbank wurde als Gelddruckmaschine missbraucht. Die Frage ist nun, ob die Auf der deutschen Hitliste der Handelspartner steht die Türkei mit Platz 16 allerdings nicht weit vorne.
Bedenklicher ist die türkische Krise für Europas Banken. Circa 200 Milliarden Euro stehen im türkischen Kreditfeuer. Theoretisch ist das der Stoff, aus dem die Albträume der Finanzindustrie sind. Praktisch wäre es aber absurd, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) nach zehn Jahren der kontinuierlichen geldpolitischen Rettung Europas jetzt eine massive Bankenkrise zuließe, welche die EU und die Eurozone konjunkturell und (sozial-)politisch so stark schwächte, dass der europäische Zusammenhalt verloren geht. Nein, solange es Krisen gibt, wird auch morgen und übermorgen noch fröhliche Rettungsmusik aus allen Radios der EZB ertönen.
Selbst die Angsthasen an den westlichen Aktienmärkten zeigen sich nach anfänglicher Nervosität zuletzt weniger irritiert: Nach zahllosen Krisen aller Art seit 2008 haben sich Aktienanleger viel Hornhaut zugelegt. Auch eine Währungskrise in der Türkei wird keinen Crash auslösen.