Volle Lust, volle Kirche
„30 Minuten Musik“mit Streichquartett
Sie spielten schon vor Schwedens Königin Sylvia in der Würzburger Residenz, aber auch in Parks und auf der Straße: Die volle Musizierlust des jungen unterfränkischen Hofgarten-Quartetts kennt keine Grenzen, um klassische Töne wirksam zu verbreiten. Doch wenn das mit großartiger technischer und musikalischer Qualität einhergeht, wie bei Jérôme Huy, Alina Riegel (Violinen), Martin Kiefl (Viola) und Frieder Ziemendorf (Cello), paaren sich furchtlose Unbefangenheit mit ernsthaftem Musizieren perfekt. Als ob sie es geahnt hätten: Eine volle evangelische Ulrichskirche; gut 200 Zuhörer wurden mit „30 Minuten Musik“ergötzt. Und auch die Programmidee des mit Förderpreisen bedachten Ensembles, war originell. Ausgehend von Franz Schuberts c-Moll-Satz D 703, dem sich keine weiteren Quartettsätze mehr anschließen, ließ man das klassische Schema Allegro/Scherzo/Adagio/ Finale Molto allegro von anderen Großmeistern gestalten: Leôs Janácek, Robert Schumann und Wolfgang Amadé Mozart. Und siehe da: Diese aus verschiedenen Epochen zusammengestellte „neue“Streichquartett-Schöpfung war dramaturgisch eine runde Sache – Musik ist halt, gut gespielt, integrationsfähig.
Mit düsteren Tremolo-Wogen, süß aufleuchtenden Kontrast-Intermezzi, bebenden Phrasierungen schufen die Vier eine stimmungsvolle Eingangsatmosphäre. Man spürte aber auch, dass dieser Satz in sich selbst ruht und alleine bestehen kann. Doch wenn dann in ScherzoManier Janáceks zweiter Satz „Con moto“aus seinem Quartett „Kreutzersonate“folgt – mit den typischen quirligen Motorik-Rastern, den sprachenähnlichen Melos-Sequenzen –, dann wird man listig in eine szenische Welt geführt.
Schumanns wunderbares, an Beethovens „Neunte“gemahnendes Adagio aus dem a-Moll-Quartett verströmte selige Beruhigung. Das Finale aus Mozarts G-Dur-Quartett KV 387 war krönender Abschluss. Mit seinem komplexen Fugennetz, der genial darin tanzenden fröhlichen Themenfigur, wurde der ungewöhnliche Quartettabend gekrönt. Seine Virtuosität und Präzision führte der „Hofgarten“auch in der euphorisch geforderten Zugabe vor: Schostakowitschs von Schelm und Schalk überbordende KirmesPolka.