Ende eines Treppenwitzes
Neun Jahre stritt man in Augsburg über den Aufgang zu einem Wehrturm. Nun ist die Sache entschieden
Augsburg In Augsburg ist in den vergangenen Tagen ein jahrelanger Streit zu einem Ende gekommen: Neun Jahre nach dem Baubeginn für eine moderne Außentreppe aus Stahl am mittelalterlichen Fünffingerlesturm ist der Aufgang in den vergangenen Tagen fertiggestellt worden. Der halb fertige Torso stand dort über Jahre, ohne dass er von einem Passanten hätte betreten werden können. Jahrelang stritten die Stadt Augsburg und der Bauherr, die Alt-Augsburg-Gesellschaft, über die Fertigstellung der Treppe, die der alten Stadtmauer nachempfunden ist. Dreimal sah man sich vor Gericht, dreimal unterlag die Stadt mit ihrem Ansinnen, den Bau der Treppe zu verhindern. Das Bauprojekt mit einem Volumen von 200000 Euro sorgte jahrelang für kommunalpolitischen Zündstoff – eine Bürgerinitiative gegen die Treppe stieß sogar ein Bürgerbegehren an, das aber rechtlich unzulässig war.
Nun ist der Turm auch breiteren Bevölkerungsschichten zugänglich. Zuletzt gab es vom Erdgeschoss aus nur eine Art Holzleiter in den ersten Stock. Die Alt-Augsburg-Gesellschaft kündigt an, den Turm innen weitgehend so zu belassen, wie er ist. Er solle als „Zeitkapsel“für sich selbst sprechen und im Rahmen von Führungen regelmäßig zugänglich gemacht werden. Vonseiten der Treppengegner heißt es, dass man den Aufgang nach wie vor für „unnötig und hässlich“halte, man die Tatsachen aber akzeptiere.
Die Überlegungen, den Turm für die breite Bevölkerung zugänglich zu machen, sind mehr als zehn Jahre alt. Die Alt-Augsburg-Gesellschaft, die sich als Verein um Kulturdenkmale kümmert, übernahm den Turm, der im Eigentum der Stadt Augsburg ist, damals als Mieterin. Die Stadt stimmte dem Treppenbau zunächst zu, dann wurde der Bau mit der Begründung eingestellt, dass die Lage der Treppe von den eingereichten Plänen abweiche.