Friedberger Allgemeine

Wenn Familien auf der Straße landen

In Friedberg bekommen Menschen, die ihre Bleibe verloren haben, Unterstütz­ung von der Stadt und von ehrenamtli­chen Helfern. Durch den Wohnraumma­ngel verschärft sich die Situation

- VON DANIEL WEBER

Friedberg Es gibt viele Gründe, aus denen Menschen Haus oder Wohnung verlieren können. Das geschieht nicht nur Einzelpers­onen, sondern immer wieder ganzen Familien. Damit betroffene Eltern mit ihren Kindern kein Leben auf der Straße führen müssen, gibt es auch in Friedberg Hilfsangeb­ote. Doch sie sind nur als Übergangsl­ösung gedacht, bis die in Not Geratenen ihre Verhältnis­se wieder geordnet haben.

Thomas Gunzl ist Abteilungs­leiter für Haushalt, Stiftungen und Wohnungen bei der Stadt Friedberg. Er ist für die beiden Obdachlose­nunterkünf­te in Friedberg und Ottmaring zuständig und erwartet für die kommenden Jahre mehr Hilfesuche­nde. Wegen des angespannt­en Wohnungsma­rktes hätten immer mehr Leute Probleme, ihre Miete zu zahlen oder eine neue Wohnung zu finden, beobachtet er.

2017 musste die Stadt Friedberg neben neun Einzelpers­onen auch drei Familien unterbring­en – deutlich mehr als in den Vorjahren, wie aus einer Statistik des Landratsam­tes Aichach-Friedberg hervorgeht. Trotz des großen Andrangs fand die Stadt Raum für alle Familien, die mehr Platz brauchen als Einzelpers­onen. Eltern mit Kindern und Paare finden seit 2017 in Ottmaring ein Dach über dem Kopf, die Unterkunft Birkenau in Friedberg nimmt Einzelpers­onen auf.

Doch mit der Unterbring­ung der Obdachlose­n, zu der die Stadt gesetzlich verpflicht­et ist, ist das Problem nicht erledigt. Nun gilt es für die Betroffene­n, die Ursachen für ihre Misere anzugehen. Diese sind vielfältig, meint Petra Gerber, die sich zusammen mit Robert Höck ehrenamtli­ch als „Private Obdach- Friedberg“engagiert. „Dass sie ihre Wohnung verloren haben, liegt meist daran, dass sie die Miete nicht mehr zahlen konnten. Die ganze Situation ist sehr belastend und geht oft Suchtprobl­ematiken einher. Und die wiederum erschweren die Jobsuche.“Gunzl bestätigt, dass es sich meist um „Multiprobl­emlagen“handle. Auch nach der Entlassung aus dem Gefängnis sei es sehr schwierig, eine der wenigen verfügbare­n Wohnungen zu ergattern.

Es ist ein großes Problem für die Betroffene­n, Arbeit und Wohnraum zu finden. Aber auch kleine Dinge wie der Schulbegin­n können zur Herausford­erung werden, wenn das Geld fehlt. Gerber stellt in Zusammenar­beit mit Edeka Wollny Essensguts­cheine zur Verfügung, die spendenfin­anziert sind und die sie bei Bedarf ausgibt. Sie kauft auch zusammen mit den Menschen ein, damit das Geld auch tatsächlic­h für die wirklich wichtigen Dinge ausgegeben wird. Außerdem hilft sie mit Dingen wie Möbeln, Kühlschrän­ken oder Heizöl für die Einzelöfen aus.

„Am schwierigs­ten ist für die Menschen aber die Alltagsbew­ältigung“, weiß sie. „Anträge sind rechtzeiti­g abzugeben, sie müssen sich selbststän­dig um einen Arbeitspla­tz und um den Weg dorthin kümmern. Überforder­t mit der eigenen Situation und teilweise mit psychische­n Problemen tun sich viele sehr schwer mit solchen Dingen.“

Friedberg hat als erste Stadt der Region Unterstütz­ung für Menschen in Notunterkü­nften organisier­t. Knut Bliesener vom Sozialdien­st Katholisch­er Männer (SKM) kümmert sich unter anderem um die Friedberge­r Familien und vermittelt sie an die passenden Stellen weilosenhi­lfe ter wie an die Schwangere­nberatung oder die pädagogisc­he Familienhi­lfe. „Bei der Wohnungssu­che unterstütz­e ich sie selbst und kläre auch die Einkommens­situation mit den Hilfesuche­nden“, sagt er. „Außerdem versorge ich sie über das SKM mit Möbeln oder Kleidung.“

Die Obdachlose­nunterkünf­te sind keine Dauereinri­chtungen, sondern sollen Menschen helfen, Notsituati­onen zu überbrücke­n. Die Bewohner müssen sich um Arbeit und Wohnung bemühen, das schreibt die Stadt vor. „Gerade den Familien liegt viel daran, dieser Forderung nachzukomm­en“, erklärt Gerber. „Falls den Kindern nämlich ein Leben in Obdachlosi­gkeit droht, würde das Jugendamt einschreit­en, das die Familien betreut, und sie in ein Heim vermitteln.“Dass es tatsächlic­h so weit kommt, hat Gerber aber noch nicht erlebt.

 ?? Foto: D. Weber ?? 2017 hat die Stadt Friedberg die linke Hälfte dieses Gebäudes in Ottmaring zur Unterkunft für Familien und Paare gemacht. Nun sind die Renovierun­gsarbeiten in den genutzten Räumen abgeschlos­sen.
Foto: D. Weber 2017 hat die Stadt Friedberg die linke Hälfte dieses Gebäudes in Ottmaring zur Unterkunft für Familien und Paare gemacht. Nun sind die Renovierun­gsarbeiten in den genutzten Räumen abgeschlos­sen.

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