Das Schicksal der Zwangsarbeiter
Polen, Franzosen und Russen wurden verschleppt. Auf Bauernhöfen fehlten die Männer / Serie (5)
Aichach Friedberg Heimatgeschichte aus dem Wittelsbacher Land steht bei der Buchreihe „Altbayern in Schwaben“im Mittelpunkt. Acht Autoren haben Beiträge für den reich bebilderten 16. Band verfasst. Wir stellen sie in einer Serie vor. Der Leiter des Redaktionsteams, Wolfgang Brandner, hat sie zusammengefasst. Der Aufsatz von Michael Schmidberger beleuchtet die Situation ausländischer Arbeitskräfte in den Kriegsjahren 1939 bis 1945.
Schmidberger konzentriert sich auf die Gebiete der Altlandkreise Aichach und Friedberg. Sein Ziel ist eine Zusammenfassung der in vielen Publikationen verstreuten Erlebnisberichte und die Einbringung eigener Forschungsergebnisse.
Im Mittelpunkt stehen die Menschen in mittleren landwirtschaftlichen Betrieben und auf Bauernhöfen. Die grundlegende Literatur verwendet für den betroffenen Personenkreis die Begriffe ausländische Zivilarbeiter, Fremdarbeiter, Ostarbeiter, Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter. In den ausgewerteten Quellen und von den befragten Zeitzeugen wird diese Unterscheidung nicht immer befolgt – teils unbewusst, teils absichtlich.
Zu Kriegsbeginn herrschte in allen Bereichen der deutschen Wirtschaft ein ausgeprägter Mangel an Arbeitskräften, die
Männer waren zum Kriegsdienst eingezogen. Um ihn zu beheben, wurde der Arbeitseinsatz von Ausländern im Reichsgebiet erwogen. Ab 1939, nach dem Überfall auf Polen, wurden Kriegsgefangene in der Landwirtschaft eingesetzt. Zudem wollte man über Arbeitsämter in Polen möglichst viele billige Zivilarbeiter anwerben. Da sich aber zu wenige Freiwillige meldeten, erließ man ab 1940 eine Arbeitspflicht für Polen in der deutschen Kriegswirtschaft. Nach den Erfahrungen im Polenfeldzug wurde im Westfeldzug 1940 ähnlich vorgegangen. Ende 1940 waren circa drei Millionen Polen und Franzosen im Reich. Im Frühjahr 1941 marschierte Hitler auf dem Balkan ein, im Juni 1941 eröffnete er den Krieg gegen Russland. Bereits im November 1941 begann der Arbeitseinsatz von sowjetischen Kriegsgefangenen. Ihre Zahl reichte nicht aus, so versuchte man in der Sowjetunion Zivilarbeiter anzuwerben. Wiederum wurden harte Zwangsmaßnahmen angewandt, um genügend Menschen nach Deutschland zu holen.