Wochenende des Rausches
Betrunkene randalieren im Zug, bei Verwandten, im Krankenhaus und auf der Straße. Die Nacht verbringen sie in der Ausnüchterungszelle, in einem Fall muss sogar der Notarzt ausrücken
Betrunkene randalieren im Zug, auf der Straße, im Krankenhaus oder bei Verwandten: Die Polizei hatte übers Wochenende alle Hände voll zu tun.
Friedberg Betrunkene haben die Polizei in den vergangenen Tagen in Atem gehalten: Am Sonntag gegen 21 Uhr wurde die Bundespolizei über eine randalierende Person im Zug Richtung München verständigt, welcher bereits Straftaten begangen habe. Aufgrund der unklaren Lage rückten zum Einsatz mehrere Streifen an. Bei der Abklärung der Geschehnisse geriet der betrunkene 39-Jährige aus München immer mehr in Rage. Er verhielt sich nach Angaben der Polizei unkooperativ, schrie herum und schlug aggressiv mit seinen Armen aus. Der Mann musste daher gefesselt werden und wurde zur Unterbindung weiterer Straftaten zur Ausnüchterung in den Arrest eingeliefert.
Jedes Jahr erlebt die Polizei in Friedberg mehr als Dutzend von Attacken durch betrunkene Menschen. Das reicht von Beleidigungen über Schläge und Kopfnüsse bis hin zu Fußtritten. Der Gesetzgeber hat vor eineinhalb Jahren darum eine Bestrafung bei Angriffen auf Rettungskräfte, Feuerwehrleute und Polizisten beschlossen: Die Täter müssen nun mit bis zu fünf Jahren Haft rechnen.
Kurz nach dem Vorfall am Bahnhof Kissing wurde die Polizei zu einem Familienstreit nach Steindorf gerufen. Ein 29-Jähriger war in der Familie seines 31-jährigen Bruders zu Besuch. Im volltrunkenen Zustand pöbelte er herum und beleidigte andere. Der Betrunkene wollte nicht die Wohnung verlassen. Die Brüder rangelten miteinander und es gelang dem Älteren, den Jüngeren auf dem Boden zu fixieren, während die anderen die Polizei verständigten. Da der 29-Jährige weiterhin renitent und nicht mehr Herr seiner Sinne war, musste auch er schlussendlich zur Ausnüchterung mitgenommen werden und verbrachte die Nacht im Polizeiarrest.
Im Aichacher Krankenhaus hat ein betrunkener Autofahrer am frühen Samstagmorgen auf Polizeibeamte eingeschlagen. Die Beamten hatten den 26-Jährigen gegen 3.15 Uhr im Petersdorfer Ortsteil Axt- brunn einer Verkehrskontrolle unterzogen. Dabei stellte sich laut Angaben der Polizei heraus, dass der Mann einen Wert von über zwei Promille aufwies. Er wurde zur Blutentnahme ins Aichacher Krankenhaus gebracht.
Dabei schlug der Mann laut Polizei plötzlich auf die anwesenden Beamten ein. Er habe wohl die Blutentnahme verhindern wollen, so die Polizei. Die Beamten rangen den Mann daher zu Boden und fesselten ihn. Der Fahrer wird nun wegen Trunkenheit im Verkehr und wegen Widerstands gegen Polizeibeamte angezeigt. Sein Führerschein wurde gleich einbehalten. Die Polizeibeamten wurden bei der Attacke nicht verletzt.
Bereits am Donnerstagnachmittag rief ein Bürger bei der Polizei an, der an der Bushalhärtere testelle in der Bozener Straße in Friedberg eine scheinbar leblose Person gefunden hatte. Der gerufene Notarzt stellte fest, dass es sich um einen Bewusstlosen handelt, der erheblich unter Alkoholeinfluss stand. Dieser wurde nun vom Rettungsteam aufgeweckt.
Sofort verhielt er sich gegenüber seinen Helfern aggressiv und pöbelte den Notarzt an. Als die Streife eintraf, geriet der scheinbar volltrunkene 49-jährige Augsburger immer mehr in Rage. Da er meinte, dass er weiter saufen wolle, musste er schlussendlich in Gewahrsam genommen werden, um ihn vor sich selbst zu schützen. Auch er wurde im Arrest ausgenüchtert, wo er noch einen Alkotest mit rund 1,6 Promille absolvierte. Alkohol war auch im Spiel bei einer verdächtigen Wahrnehmung, die der Polizei am Samstagnachmittag gemeldet wurde. Ein 52-Jähriger aus Ried war auf der Autobahn unterwegs, als ihm ein Kastenwagen mit seltsamer Besetzung auffiel. Auf dem mittleren Sitzplatz erkannte er eine Person, deren Mundwinkel bis zu den Wangen aufgeschnitten waren. Auf dem Beifahrerplatz sah er ein blondes Mädchen, das wie leblos nach vorne übergebeugt war und sich nicht mehr rührte. Besorgt rief er bei der Polizei in Friedberg an und schilderte seine Beobachtungen.
Der Halter wurde ausfindig gemacht und die schrecklichen Beobachtungen stellten sich als harmlos dar: Ein 48-jähriger Vater hatte seine Tochter mit Freundin aus München abgeholt, die dort bei einem Manga-Treffen waren. Die aufgeschlitzten Wangen waren perfekt geschminkt und die Leblosigkeit des anderen Mädchens rührte vom übermäßigen Alkoholgenuss. Der Vater freute sich sogar, dass es noch aufmerksame Mitbürger gibt, die eine derartige Beobachtung couragiert melden.