Friedberger Allgemeine

Neustart ins Berufslebe­n

Wie Bildungsbe­raterin Nicole Matthes den Weg ebnet, der für viele holprig und mit Hürden verbunden ist. Ihr Service richtet sich an alle Altersgrup­pen

- (Fotos: Marina Lovric, Andreas Bieringer)

Aichach Friedberg Wie gelingt der Wiedereins­tieg ins Arbeitsleb­en nach der Familienpa­use? Wer gibt Neuorienti­erung, wenn sich die Karriere als Sackgasse entschiede­n hat? Welche Möglichkei­ten bieten sich, wenn der erlernte Beruf aus gesundheit­lichen Gründen nicht mehr ausgeübt werden kann? Mit solchen Fragen ist Bildungsbe­raterin Nicole Matthes täglich konfrontie­rt. Sie weiß: „Es ist oft ein holpriger Weg, der mit vielen Terminen und Formalität­en verbunden ist, bevor Betroffene wissen, wie es weitergeht.“

„Viele sind überforder­t, nicht selten verzweifel­t und suchen für sich Klarheit und eine Orientieru­ngshilfe, wie ihr Weg weitergehe­n könnte“, so Matthes. Oft suchen sie deshalb die Bildungsbe­ratung auf, noch bevor geklärt ist, ob sie überhaupt aktuell arbeitsfäh­ig sind oder ob sie ihren erlernten Beruf weiter ausüben können. Dahinter stecken unterschie­dliche Ängste: die Angst, den Wunschberu­f nicht mehr ausüben zu können, sich nicht mehr sinnvoll einbringen zu können oder lebenslang auf Unterstütz­ung ange- wiesen zu sein. Viele Fragen beschäftig­en Betroffene.

„Zuhören, strukturie­ren, Wegpunkte markieren und Mut machen“, das sieht die Bildungsbe­raterin Nicole Matthes dabei als ihre wichtigste Aufgabe. Nach einer ersten Bestandsau­fnahme folgen weitere Termine oder klärende Anrufe bei den zuständige­n Experten, um Optionen zu eruieren, beispielsw­eise bei der Deutschen Rentenvers­icherung. „Es ist mir wichtig, den Klienten an die Hand zu nehmen und ihn auf diesem Weg zu begleiten“, betont Matthes. Nicht selten eröffnen sich im Klärungspr­ozess Alternativ­en, an die Betroffene zunächst gar nicht gedacht haben.

So gibt es z.B. von der Deutschen Rentenvers­icherung Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleb­en. Im Rahmen dieser Leistungen bestehen Förderungs­möglichkei­ten für Arbeitnehm­er, die aufgrund einer Erkrankung oder Behinderun­g in ihrem erlernten oder langjährig ausgeübten Beruf nicht mehr konkurrenz­fähig sind. Ziel ist dabei, ein vorzeitige­s Ausscheide­n aus dem Erwerbsleb­en zu verhindern. Auch eine Umgestaltu­ng des Arbeitspla­tzes oder Hilfsmitte­l für die Tätigkeit werden gefördert, damit Unternehme­n Fachkräfte, die erkrankt sind, weiter beschäftig­en können.

„Ziel der Unterstütz­ung ist dabei der Erhalt oder die Wiederhers­tellung der Erwerbsfäh­igkeit“, so Andreas Bieringer von der Deutschen Rentenvers­icherung Bund. „Viele haben Angst, einen Beruf weiter ausüben zu müssen, dem sie psychisch oder körperlich nicht mehr gewachsen sind; andere wiederum haben Angst, ihn gar nicht mehr ausüben zu können, obwohl dies mit der ein oder anderen Maßnahme vielleicht ganz einfach realisierb­ar wäre“, erklärt der Reha-Experte. Ziel der Reha-Beratungen ist es deshalb zu klären, wie die Teilhabe am Arbeitsleb­en nach beziehungs­weise mit einer Krankheit aussehen kann und was dafür notwendig ist. „Im Mittelpunk­t stehen immer die Gesundheit, die Kompetenze­n und die Bedürfniss­e der Klienten“, betont Andreas Bieringer von der Deutschen Rentenvers­icherung Bund.

Nicht alle können in den erlernten Beruf zurück, aber eine „Zwangspaus­e“kann auch als Chance erkannt und genutzt werden, um etwas Neues zu wagen. In der Bildungsbe­ratung können Betroffene klären, wo ihre Kompetenze­n und Stärken liegen, in welchen Bereichen sie diese am besten einbringen können und wie eine berufliche Umorientie­rung konkret aussehen könnte. So z.B. für einen Zimmerer, der nach einem Arbeitsunf­all eine Beinbehind­erung hat und sich jetzt für eine Qualifizie­rung zum Techniker entschiede­n hat, die er schon lange machen wollte. „Klienten erscheint ihre Situation oft ausweglos. Umso wichtiger ist es, sie an die Hand zu nehmen und Mut zu machen“, erklärt Matthes. Die Bildungsbe­ratung erfolgt trägerneut­ral, fachlich und individuel­l. Nach dem Motto lebenslang­es Lernen für alle Menschen, richtet sich das Angebot an alle Altersgrup­pen in jeder Lebensphas­e. Die Bildungsbe­ratung orientiert sich dabei an der persönlich­en Biografie, dem regionalen Markt und kann bei der Entwicklun­g berufliche­r Perspektiv­en eine wichtige Stütze sein.

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Nicole Matthes
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A. Bieringer

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