Stadtwerke bieten Strom jetzt bundesweit an
Auf diese Weise will das Unternehmen Kunden gewinnen. Allerdings tritt der Versorger nicht unter seinem Namen auf
Die Augsburger Stadtwerke steigen ab dem 20. September bundesweit ins Geschäft als Stromanbieter für Privatkunden ein. Unter dem Markennamen „Billig? Will ich!“mit einem rot-gelben Logo in DiscounterOptik sollen auswärtige Kunden über Internetplattformen wie Verivox oder Check24 gewonnen werden. Günstiger als in Augsburg wird der Strom in der Regel aber nicht sein. In Augsburg selbst wird „Billig? Will ich“allerdings nicht erhältlich sein.
Bisher war das Angebot der Stadtwerke nicht bundesweit verfügbar. „In der Vergangenheit war es auch richtig, sich voll auf den Heimatmarkt zu konzentrieren“, sagt Vertriebsleiter Ulrich Längle. Doch inzwischen bekommen die Stadtwerke in Augsburg zunehmend Konkurrenz: Wer einen Stromversorger in Augsburg via Internet sucht, bekommt Angebote von bundesweit etwa 150 anderen Anbietern, die teils günstiger sind. Die sinkenden Gewinnmargen durch Kundenschwund und Deregulierung waren auch der Grund, dass vor drei Jahren die Fusionsüberlegungen mit Erdgas Schwaben aufkamen – ein Bürgerentscheid verhinderte den Zusammenschluss.
Seitdem haben sich die Stadtwerke intern neu aufgestellt. Ein Aspekt der Strategie: Um die sinkenden Gewinnmargen aufzufangen, soll der Kundenstamm größer werden. 10000 neue Kunden pro Jahr sind das Ziel. In einen Preiskampf können die Stadtwerke laut eigener Aussage dabei aber nicht gehen. Als Grundversorger, der verpflichtet ist, alle Augsburger Anschlüsse versorgen zu können, müsse man anders kalkulieren als private Anbieter. Den Kampf um den günstigsten Preis könne man kaum gewinnen, zumal auch genug Geld rausspringen muss, um den defizitären Nahverkehr zu stützen.
Trotzdem soll „Billig? Will ich!“bei Anfragen in den Vergleichsportalen im Mittelfeld auf Seite 1 auftauchen. Unter anderem wollen die Stadtwerke dies mit Wechsel-Boni schaffen (mit denen sie bisher unter dem Hauptmarkennamen auch schon arbeiten). Der eigentliche Strompreis, der etwa 20 Prozent des Endpreises ausmacht und über die Gewinnmarge entscheidet, entspricht dem in Augsburg. Trotzdem kann es beim Endpreis Abweichungen nach oben oder unten im Vergleich zu den Augsburger Stadtwerke-Preisen geben: Dies hängt damit zusammen, dass Netzentgelte und Umlagen, die inzwischen rund 80 Prozent des Endpreises ausmachen, je nach Region schwanken.
Ab kommendem Jahr planen die Stadtwerke auch, Strom in Österreich anzubieten. Man wolle, so Längle, bundesweit nicht zur großen Nummer aufsteigen. „Aber wir müssen die neuen Mechanismen nutzen. Das Plattformgeschäft im Internet ist generell das Geschäftsfeld der Zukunft“, so Längle. Augsburg werde aber der Kernmarkt bleiben.