Umfahrung: Affing hat Drittel der Fläche
Zwei Drittel der Mühlhauser Trasse fehlen noch. Die Grundstücke sollen deshalb über eine Extra-Flurbereinigung „ergattert“werden. Kosten des Projekts bleiben weiter strittig
● Baugebiet erschließen Das Baugebiet „Steininger Weg“in Gebenhofen gibt es seit Jahrzehnten. Jetzt erst wird es bebaut mit zwei Doppelhaushälften und einem Einfamilienhaus. Sie stehen kurz vor der Fertigstellung. Insgesamt gibt es zehn Bauplätze. Die Zufahrt erfolgt momentan über ein Provisorium über den Steininger Weg. Die Erschließung ist aber über den Rehlinger Weg geplant. Deren Ausbau drängt, weil der Besitzer des Doppelhaus-Grundstücks mit einer Schadenersatzklage droht. In der Urlaubsvertretung unterzeichnete Zweiter Bürgermeister Gerhard Faltermeier eine dringliche Anordnung und erteilte den Auftrag dafür über 26 000 Euro an die Firma Kranzfelder aus Zusmarshausen. Ihm sei „nicht nachvollziehbar, wie so eine Situation überhaupt eintreten kann“, sagte Faltermeier. Bürgermeister Markus Winklhofer verwies auf die bislang ausstehende notwendige Vermessung. Bereits vor einem Jahr hatte der Gemeinderat die Erschließungsplanung in Auftrag gegeben.
● Parken am Campingplatz Auch diese Frage ist nun geklärt: Am Grünstreifen bei Lech-Camping in Mühlhausen darf geparkt werden. Laut Bürgermeister Winklhofer pflegt der Bauhof die Grünfläche zwischen Straße und Radweg. Die Fläche zwischen Radweg und Campingplatz wird von dessen Eigentümern instand gehalten. Im Gegenzug nutzen unter anderem Campingplatzgäste das Areal zum Parken. Die Alternative eines Parkverbotes samt nötiger Überwachung war kein Thema im Gemeinderat.
● Brücken gesperrt Warum geschieht nichts bei der gesperrten Brücke zwischen Saumweg und Aulzhauser Straße in Gebenhofen? Diese Frage stellte Georg Brandmeier. Er berichtete von Kritik aus der Bürgerschaft. „Tut ihr gar nichts?“, heiße es dort. Bürgermeister Markus Winklhofer erinnerte daran, dass der Gemeinderat eine schnelle, günstige Lösung abgelehnt hatte. Stattdessen sollte das Ingenieurbüro eine nachhaltige Lösung ausloten. Die Fachleute seien gut ausgelastet, sagte Winklhofer und verwies auch auf die Urlaubszeit. Inzwischen macht eine weitere Brücke Probleme: über den Leitengraben in Bergen „ins Moos naus“, wie Paul Moll sagte. Josef Tränkl wusste Bescheid: Hier waren im August Schäden am Betongeländer entdeckt worden. Deshalb hatte der zuständige Mitarbeiter der Verwaltung vorsichtshalber eine Teilsperrung veranlasst: Benutzt werden darf sie nur noch von Fahrzeugen unter 3,5 Tonnen. Fachleute müssen das Bauwerk nun untersuchen. Affing Wie viel Geld hat die Gemeinde Affing bisher für die geplante Westumfahrung von Mühlhausen ausgegeben? Über diese Frage hat der Gemeinderat schon mehrfach kontrovers diskutiert. Das wardiesmal nicht anders, als die Verwaltung die bisher aufgelaufenen Planungsund Gutachterkosten vorlegte. Für Gegner der Pläne wie Georg Engelhard war das Ergebnis nicht befriedigend. „Legt doch einfach mal eine seriöse Kostenschätzung vor. Ich weiß nicht, wovor ihr Angst habt. Ihr müsst endlich Manns genug sein“, forderte er.
Der Gemeinderat hatte die Verwaltung im April mehrheitlich damit beauftragt, Planungs- und Gutachterkosten, ebenso wie die bereits gekauften Flächen für die Trasse zusammenzustellen. Die Gegner hatten stattdessen eine „Generalinventur“gefordert, in der auch mögliche Ausgleichs- und Tauschflächen einbezogen werden. Der Vorlage der Verwaltung zufolge haben Planung und Gutachten seit dem Beschluss vom Mai 2010, die Umfahrung in kommunaler Sonderbaulast durchzuführen, knapp 2000000 Euro gekostet. Davor sind seit Anfang 2008 rund 136 000 Euro aufgelaufen. Insgesamt sind es also 335 000 Euro Kosten. Die Gemeinde ist im Besitz von 37 Prozent der Trassenfläche, rund 84 000 Qua- dratmeter. Insgesamt werden 226 000 Quadratmeter benötigt. Hinzu kommen die nötigen Ausgleichsflächen.
Nach Ansicht Engelhards sind inzwischen für die Westumfahrung etwa fünf Millionen Euro Kosten aufgelaufen, wie er den Haushaltsansätzen der vergangenen Jahre entnommen hat. Wenn noch zwei Drittel der Trassenfläche fehle, werde Affing mit sechs Millionen niemals hinkommen, sagte Engelhard. Er bezog sich damit auf eine Schätzung vom Mai 2010. Damals war von 6,5 Millionen Euro Baukosten die Rede – allerdings ohne Grunderwerb.
Bürgermeister Markus Winklhofer hingegen betonte, bezüglich der Kosten könne er „heute keine Aussage treffen“. Er verwies auf die ins Auge gefasste Unternehmensflurbereinigung, mit der die Gemeinde in den Besitz der fehlenden Flächen kommen will. Zu diesem Zweck hat Affing in den vergangenen Jahren potenzielle Tauschflächen gekauft. Wie viele davon nötig sind, ist derzeit noch nicht klar. Helmut Merwald, Vorsitzender der Interessengemeinschaft für die Umfahrung, warf Engelhard aus diesem Grund Stimmungsmache vor. Markus Jahnel betonte, die Flächen könne man nicht 1:1 der Westumfahrung zuordnen. Deshalb sei die Rechnung, „fünf Millionen für 37 Prozent der Trassenfläche die vollkommen falsche Sichtweise“. Gerhard Falter- meier rechnete vor: Setze man zehn Euro für jeden der 230 000 Quadratmeter an, seien es 2,3 Millionen Euro. Selbst beim doppelten Preis sei man noch nicht mal bei fünf Millionen Euro. Markus Klostermeir forderte, das Thema Finanzen solle eine untergeordnete Rolle spielen. Es handle sich schließlich um ein Jahrhundertprojekt für die ganze Bevölkerung.
Ende August hat die Verwaltung einen weiteren Schritt unternommen, in den Besitz der fehlenden Flächen zu kommen. Jedoch ist der nach Ansicht einiger Räte nicht gelungenen. Die Grundstücksbesitzer erhielten ein schriftliches Angebot. Das Schreiben bezeichnete Josef Tränkl als „unglücklich formuliert“. Ein Mann sei damit zu ihm gekommen, „der hat nicht gewusst, worum es geht“. Das Wort Westumfahrung tauche nicht auf. Faltermeier pflichtete Tränkl bei. Der Zweite Bürgermeister hatte zwar selbst die meisten der über 50 Briefe unterzeichnet, als er Winklhofer Ende August in der Urlaubszeit vertrat. Doch selbst für ihn sei der Brief „nur schwer verständlich“gewesen. Weil ein Teil schon rausgegangen war und die betreffende Mitarbeiterin kurz darauf ihren Urlaub antrat, habe er unterschrieben, „obwohl ich die Kritik nachvollziehen kann“. Faltermeier entschuldigte sich dafür sogar bei den Betroffenen.
Der Bürgermeister konnte die Kritik „ein Stück weit nachvollziehen“, betonte aber, es handle sich um einen Standardtext, der „meiner Meinung nach aussagekräftig genug war“. Die Betroffenen wüssten doch, wo sie ihre Grundstücke hätten. Auch habe es Rückläufe gegeben. Als Nächstes werde die Gemeinde die Besitzer direkt kontaktieren. Zu Faltermeiers Bemerkung, er verstehe nicht, warum die Verwaltung über den Gemeinderatsbeschluss hinaus auch Kosten vor 2010 aufgeführt habe, sagte Winklhofer: „Zum einen wirft man uns vor, dass wir zu wenig Infos rausgeben, dann wieder zu viel. Das ist manchmal schwer nachvollziehbar.“Matthias Brandmeir suchte den Ausgleich. Die Verwaltung habe sehr viel Zeit investiert, sagte er anerkennend und betonte: „Es ist viel Geld investiert worden und jetzt geht es nur noch nach vorne und nicht nach hinten.“
Jahrhundertprojekt für die ganze Bevölkerung
Sondersitzung Am Montag, 1. Okto ber, findet eine Sondersitzung zur Westumfahrung Mühlhausen und Nord umfahrung Affing statt. Der Anwalt der Gemeinde und zwei Vertreter des Staatli chen Bauamts werden sich den Fragen des Gremiums stellen.