War’s der Gärtner?
Ein 1993 gestorbener Mann könnte ein Serienmörder gewesen sein
Lüneburg Eine gediegene Wohngegend am Stadtrand von Lüneburg, das Einfamilienhaus am Ende einer Sackgasse. Unter der Garage des Hauses ist vor einem Jahr die Leiche der seit 1989 vermissten Birgit Meier gefunden worden. Ihr Bruder hat die Suche nie aufgegeben – er ist der ehemalige Leiter des Landeskriminalamts Hamburg, Wolfgang Sielaff. Privat hat er weiter ermittelt.
Im Fokus der Ermittler steht nun der einstige Besitzer des Grundstücks. Doch der Friedhofsgärtner nahm sich 1993 das Leben, da saß der 43-Jährige wegen anderer Vorwürfe in Haft. Bereits damals hatte die Polizei das Haus durchsucht und war etwa auf Waffen und Fesseln gestoßen. „Derzeit werden Verbindungen zu rund 100 ungeklärten Taten überprüft“, sagt Mathias Fossenberger von der Polizeidirektion Lüneburg. Die Polizei hat ein Bewegungsbild des Gärtners erstellt, der längere Zeit auch in Karlsruhe gelebt hat. Es gibt Hinweise, dass der Gärtner zig Morde begangen haben könnte. „Nur wenn man serielle Patiententötungen mit betrachtet, kommt man auf ähnliche Opferzahlen“, sagt Kriminalist Stephan Harbort, Experte für Serienmorde. Wie etwa im Fall des ehemaligen Krankenpflegers Niels Högel, der im Oktober wegen Mordes an 98 Patienten vor Gericht steht.
Im Fall Birgit Meier hat ein Blutstropfen an einer Handschelle aus dem Haus des Gärtners die Ermittler auf die Spur gebracht. DNATreffer weisen auch auf den Friedhofsgärtner als Verantwortlichen für die „Göhrde-Morde“hin, die 1989 bundesweit für Schlagzeilen sorgten. In dem Waldgebiet bei Lüneburg wurden zwei Paare ermordet. Der zweite Doppelmord fand statt, während die Kripo nur wenige hundert Meter entfernt Spuren des ersten Verbrechens sicherte. Was bisher fehlt: ein Tatmotiv.