In Freiburg ist der Trainer der Star
Christian Streich genießt beim Sportclub und in der Bundesliga Kultstatus. Seit er sich von einem Bandscheibenvorfall erholt hat und zurück ist, läuft es für das Team besser. Verein baut neues Stadion
Der SC Freiburg und der FC Augsburg werden oft miteinander verglichen. Gegenüber den Konkurrenten in der Bundesliga steht weniger Geld zur Verfügung, die Strukturen im Verein ähneln sich und als vorrangiges Saisonziel geben die Verantwortlichen stets den Klassenerhalt aus. In der abschließenden Partie des 6. Spieltags treffen die beiden Klubs am Sonntag in Augsburg aufeinander (18 Uhr).
Wie ist die Erwartungshaltung?
Wenig überraschend beschäftigt sich der Klub aus dem Breisgau zunächst mit dem Klassenerhalt. Alles andere wäre wenig glaubwürdig, nachdem die Mannschaft von Trainer Christian Streich in der vergangenen Saison erst am letzten Spieltag erstklassig blieb. Damals mit einem 2:0-Heimerfolg gegen Augsburg. Die Freiburger werden als einer jener Vereine gehandelt, die lange mit dem Abstieg zu tun haben könnten. Andererseits sind die Freiburger im Überlebenskampf geübt.
Wie haben sich die Freiburger im Sommer verstärkt?
Nach dem Abstieg mit dem 1. FC Köln wollte sich Abwehrspieler Dominique Heintz unbedingt dem Sportclub anschließen. Dass er eine Verstärkung darstellen kann, bewies er in den vergangenen beiden Spielen. In der Innenverteidigung zeigte er sich zweikampfstark und verlieh der Abwehr Sicherheit. Der ehemalige Bremer Jerôme Gondorf gilt im Mittelfeld als flexibel einsetzbar. Und Luca Waldschmidt (Hamburger SV) war schon seit längerem Wunschkandidat der Freiburger.
Welchen Anteil an Erfolgen hat Trainer Christian Streich?
Der Sportclub ohne Christian Streich scheint schwer vorstellbar. Seit fast sieben Jahren gibt der 53-Jährige an der Seitenlinie emotional Kommandos. Teils legendär sind seine Interviews. Wie wichtig der kultige Coach für den Geist seiner Mannschaft ist, verdeutlichten die jüngsten Begegnungen. Ein Bandscheibenvorfall hatte Streich zu Saisonbeginn außer Gefecht gesetzt, seit seiner Rückkehr läuft es besser für die Freiburger. Dem Punktgewinn gegen Stuttgart folgten Erfolge in Wolfsburg und zu Hause gegen Schalke. Das temperamentvolle Coaching steckt die Spieler an. „Es ist die Art, wie er uns an der Seiten- linie pusht und unterstützt“, lobte Torschütze Florian Niederlechner nach dem Sieg gegen Schalke.
Wie setzt sich das Mannschaftsgefüge zusammen?
Keine andere Bundesligamannschaft lebt so sehr vom Teamgeist wie die Freiburger. Nur auf diese Weise ist es ihnen möglich, die wiederkehrenden Abgänge von Stammspielern zu verkraften. Im Sommer wechselte etwa Abwehrspieler Caglar Söyüncü nach England zu Leicester City. Das Beuteschema bei Neuzugängen ähnelt dem des FC Augsburg. Einerseits werden talentierte Jungprofis weiterentwickelt, andererseits werden Profis geholt, deren Karriere ins Stocken geraten ist. Wie gut das funktionieren kann, zeigt Nils Petersen. In München und Bremen wurde er nicht glücklich, in Freiburg wurde der bald 30-Jährige sogar zum Nationalspieler. Jahrelang galt er als einer der besten Joker in der Bundesliga, in dieser Saison stand er in allen Begegnungen über die volle Distanz auf dem Rasen.
Wie war der bisherige Saisonverlauf für den SC Freiburg?
Die Spielzeit begann mäßig mit Niederlagen gegen Frankfurt und Hoffenheim. Inzwischen haben die Freiburger, deren Spielsystem auf Balleroberung und schnellem Umschaltspiel beruht, die Balance zwischen Angriff und Verteidigung gefunden. Vor der Begegnung in Augsburg plagen den Sportclub allerdings Personalsorgen. Der Einsatz von Pascal Stenzel (Schulter), Manuel Gulde (Sprunggelenk), Mike Frantz (Wade) und Janik Haberer (Schädelprellung) ist fraglich.
Wie weit sind die Planungen des Stadionneubaus?
Das Freiburger Stadion, mitten in der Stadt, hat seinen Charme, genügt allerdings nicht mehr den Ansprüchen an die Bundesliga. Um auf Dauer konkurrenzfähig zu sein und sich besser vermarkten zu können, bekommt der SC Freiburg ein neues Zuhause im Nordwesten der Stadt. Im Wolfswinkel, neben Flugplatz und Messe. Inzwischen sind die Planungen abgeschlossen. Die Arena sieht 34700 Plätze vor, davon rund 12400 Stehplätze. In der Winterpause der kommenden Saison oder spätestens im Sommer 2020 soll die Arena bezugsfertig sein. Kosten: rund 76 Millionen Euro.