Als Merkel 1997 nach Augsburg kam
Beim AZ Forum live erinnerte sich die Kanzlerin an die Visite und verband das mit einem umweltpolitischen Lob für die Stadt. Ein Blick ins Archiv
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich am Donnerstagabend beim „Augsburger Allgemeine Forum live“mehrfach begeistert von Augsburg. So historisch sei die Stadt und so schön, bemerkte sie mit Blick auf den prachtvollen Goldenen Saal im Rathaus.
Und dann erinnerte sie sich im Zusammenhang mit der aktuellen Abgas-Affäre an einen früheren Besuch. 1996 habe sie als Bundesumweltministerin die ersten Erdgasbusse eingeweiht, erzählte sie. Und: „Wenn alle deutschen Städte so weit wären wie Augsburg, dann hätten wir ein paar Probleme weniger.“
Nach einem Anruf im dauerte es am Freitag keine Viertelstunde, bis Archivar Robert Treffer die Zeitungsberichte über den Merkel-Besuch präsentierte.
Allerdings hatte sich die Kanzlerin um ein Jahr vertan. Es war der 1. Juli 1997, als die damalige Ministerin in die Stadt kam. Augsburg war 1996 zur Modellstadt für die Einführung von Erdgasfahrzeugen geworden. Die Stadtwerke begannen sofort, ihre Busflotte umzurüsten. Der Bund förderte das Projekt zur Reduzierung von Kohlendioxid in
AZ-Archiv
der Luft damals mit 2,2 Millionen Mark.
Bei einem Aktionstag auf dem Rathausplatz übergab Merkel Urkunden und „Papperl“an Pioniere der Erdgas-Mobilität. Darunter waren Heizungsbauer Wilfried Zitzelsberger, der drei schadstoffarme Transporter einsetzte, Taxi-Unternehmer Hans Groll (fünf ErdgasTaxis) und Kreishandwerksmeister Konrad Rebholz (einen Kombi).
Unser damaliger Bild-Chef Fred Schöllhorn fotografierte die Szene vor dem Verwaltungsgebäude. In der Hand hielt auch Merkel das „Papperl“mit der Aufschrift: „Gasantrieb – umweltschonend, weil besonders schadstoffarm und lärmarm“.
Mit auf dem Foto lächelt der damalige CSU-Bundestagsabgeordnete Christian Ruck, der die Geehrten lobte: „Sie zeigen, dass es auch anders geht.“OB Peter Menacher (CSU) war natürlich auch mit von der Partie. Er bedankte sich artig bei der Ministerin, dass sie Augsburg unter fast 50 Mitbewerbern als Modellstadt ausgewählt habe.
Und was ist aus den Erdgas-Pionieren von damals geworden?
Konrad Rebholz ist im Ruhestand. Bis August 2018 war er noch Vorsitzender des Vereins zur historischen Wiederherstellung des Goldenen Saals.
Christian Ruck verließ 2013 den Bundestag. Er arbeitet heute für die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in der ostafrikanischen Hafenstadt Daressalam (Tansania).
Peter Menacher blieb bis 2002 Oberbürgermeister. Ein Jahr später wurde er Ehrenbürger der Stadt Augsburg. Er lebt mit seiner Frau Ingeborg im Nibelungenviertel.
Und die Erdgasbusse? Rollen weiter schadstoffarm durch die Stadt. Es sind heute nur neuere Modelle.