Datenschutz in den Vereinen
Anfang des Jahres bereitete die neue EU-Datenschutzgrundverordnung vielen Vereinen Sorgen. Wie sie heute damit zurechtkommen
Im Mai trat die Datenschutzgrundverordnung in Kraft, die Sorgen waren groß. Friedberger Vereine berichten, wie sie mit dem Gesetz zurechtkommen.
Wie ein Schreckgespenst hat die neue EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) viele Leute verunsichert oder gar in Angst versetzt. Was darf ich noch speichern? Wer darf auf Fotos? Von wem brauche ich eine Einverständniserklärung? Besonders kleine, ehrenamtlich geführte Vereine, die keine Rechtsabteilung haben, fühlten sich von den umfassenden Regelungen überfordert und damit alleingelassen. Am 25. Mai trat die DSGVO dann in Kraft, wie ist es ihnen seither ergangen?
Drei Wochen intensives Studium hat es Georg Resch, Vorsitzender des Sportvereins Mering, gekostet, um alle nötigen Änderungen zu verstehen und umzusetzen: „Die DSGVO stresst uns schon. Es war schlimmer als gedacht, weil die Liste immer länger wurde, je mehr man sich eingelesen hat. Das war am Ende ein richtiger Katalog, der abgearbeitet werden musste. Und das alles im Ehrenamt nach Feierabend.“Man wisse außerdem nie hundertprozentig, ob man alles
Es geht die Sorge um, dass sich immer weniger Leute engagieren
richtig macht. „Ich frage deswegen jetzt immer meinen Datenschutzbeauftragten und halte mich daran.“
Für Gustav Herzog, Vorsitzender der Kreisgruppe des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern, ist die DSGVO nach wie vor ein eher „unbekanntes Kind“: „Wir sind als Kreisgruppe unselbstständig und hängen noch etwas in der Luft, weil die Zentrale noch nicht alle Informationen weitergegeben hat.“Ihn lässt die Verordnung vorsichtig werden, weil er kein Jurist ist und jeden Satz mindestens zweimal lesen muss, um ihn zu verstehen. „Es ist eine viel umsichtigere Planung und mehr Abstimmungen nötig. Das muss alles noch zur Routine werden.“
Dem Kissinger Sportclub (KSC) machte die DSGVO selbst keine großen Sorgen, da die Mitglieder die nötigen Grundlagen bereits vor drei Jahren in der Satzung verankert hatten. „Es waren bei uns nur noch kleine Änderungen nötig, weil wir so gut vorgearbeitet hatten. Unser Vorteil ist, dass ich Rechtsanwalt bin“erklärt der Vorsitzende Robert Kronester. Dass er sich so gut auskennt, sei eher die Ausnahme, die meisten Vereine seien durch das Mehr an Bürokratie belastet. „Für kleine Vereine finde ich die Regelungen völlig überzogen. Ich hoffe, sie werden aus dem Ganzen herausgenommen, sonst engagieren sich am Ende immer weniger Leute eh- renamtlich, aus Angst etwas falsch zu machen.“
Christian Grimm, Vorsitzender des TC Dasing, hatte nicht viele Probleme mit der Umsetzung, da der Verein das meiste, das jetzt vorgeschrieben ist, ohnehin schon DSGVO-konform gemacht hatte. „Ich habe mich eingelesen und geschaut, was auf den Club zutrifft. Auf vieles haben wir eh schon immer geachtet.“Auch er findet, dass die besonderen Datenschutzregelungen eher für große Konzerne wie Facebook relevant sind. „Wir haben noch nie Daten weitergegeben, Datenverkauf ist für uns undenkbar.“
Größere Vereine wie der TSV Friedberg mit etwa 3000 Mitgliedern bringen die neuen Regelungen hingegen an die Belastungsgrenze: „Für uns ist es vom Aufwand her kaum umsetzbar, ich finde die DSGVO wahnsinnig überzogen“, erklärt der Vorsitzende Karsten Weigl. Besonders in der Mitgliederverwaltung bereite der verschärfte Datenschutz Probleme. „Es haben sich bei uns schon einige Abteilungsleiter beschwert, weil wir von der Vereinsleitung sie nicht mehr so gut unterstützen können.“Daraus ergebe sich für alle deutlich mehr Aufwand.
Im Sommer hatte die Freiwilligenagentur des Landkreises „Mitanand und Füranand im Wittelsbacher Land“zwei Veranstaltungen angeboten, um den Vereinen zu erklären, was sich hinter den abstrakten Formulierungen verbirgt. „Sie wurden sehr gut angenommen, mit jeweils etwa 150 Teilnehmern“, erklärt Leiterin Stefanie Siegling. Der Inhalt sei auf Vereine zugeschnitten gewesen und habe sich zum Beispiel damit beschäftigt, was sich für sie bei der Erfassung und Speicherung von Mitgliederdaten ändert und ob sie einen Datenschutzbeauftragten brauchen.