Kritische Stimmen aus Augsburg
CSU-Politiker finden klare Worte – auch in Richtung Parteichef
In der CSU-Vorstandssitzung ging es am Montag nach der Wahlniederlage hoch her. Parteichef Horst Seehofer musste von mehreren Seiten Kritik einstecken. Der Münchner Merkur berichtete, dass auch der Augsburger Bezirksvorsitzende Johannes Hintersberger das Wort ergriff. „Ich kann die ständige Relativiererei nicht mehr hören“, soll der Augsburger CSU-Chef Seehofer „angeraunzt“haben. Das schrieb der Landtagskorrespondent des Blattes, Christian Deutschländer, im Kurznachrichtendienst Twitter. Auf Nachfrage unserer Redaktion wollte sich Hintersberger dazu nicht äußern: „Ich mache keine Aussagen über nicht-öffentliche Sitzungen“, antwortete er.
Augsburgs OB Kurt Gribl war als einer der CSU-Vizechefs auch in der Sitzung. Gribl sagt, Hintersberger habe gewarnt, das Ergebnis auf die leichte Schulter zu nehmen. Als spezielle Kritik an Seehofer habe er das nicht verstanden, so Gribl. Hintersberger sei mit der spürbaren Erleichterung, dass man angeblich mit einem blauen Auge davongekommen sei, nicht einverstanden gewesen.
Kritisch äußerte sich bereits am Wahlabend der Augsburger CSUBundestagsabgeordnete Volker Ullrich. Den Namen Seehofer erwähnte er nicht. Als Grund für die herben Verluste der CSU sehe er aber auch die verbale „Kraftmeierei“und den Konfrontationskurs innerhalb der Unionsparteien und der Großen Koalition, sagte Ullrich. Die CSU brauche jetzt eine Erneuerung in Inhalten, Stil – und auch personell.
Bislang hatte sich die Augsburger CSU mit Kritik an Seehofer zurückgehalten. Augsburg hatte in den vergangenen Jahren von Seehofers Entscheidungen profitiert. Die Umwandlung des Klinikums zur Uniklinik hat die Stadt vor allem Seehofer zu verdanken.