Friedberger Allgemeine

Zuhören, aber auch Farbe bekennen

- VON THOMAS GOSSNER gth@augsburger-allgemeine.de

Wer heute ein politische­s Amt übernehmen will, ist nicht zu beneiden. Der Bürger verlangt einen Einsatz, den er nicht immer mit dem nötigen Respekt zu honorieren bereit ist. In vielen Fällen bleibt auch das Privatlebe­n auf der Strecke zwischen all den Sitzungen und Einladunge­n zu gesellscha­ftlichen Anlässen. Ein Abgeordnet­er muss vielfach präsent sein, im Landtag ebenso wie zu Hause im Wahlkreis, wo es Gespräche zu führen und Grußworte zu halten gilt. Mangelnden Einsatz kann man den hiesigen Volksvertr­etern ganz gewiss nicht vorhalten.

Hat also Christian Knauer, der Ehrenvorsi­tzende der CSU Aichach-Friedberg, Unrecht mit seiner Kritik? Eine entschiede­ne Antwort darauf ist schwer zu finden. Gewiss wollen die Wähler klare Standpunkt­e hören. Mit Bierzeltre­den lässt sich aber allenfalls die eigene Anhängersc­haft heute noch mobilisier­en. Im Alltagsleb­en möchten die Bürger ihre eigenen Anliegen vortragen. Und sie erwarten, dass diese ernst genommen und nicht mit Parteiprog­rammatik beantworte­t werden.

Die wahre Kunst liegt wohl darin, die richtige Balance zu finden. Egoismen von Gemeininte­resse zu trennen. Die richtigen Gedanken mitzunehme­n und dies in nachvollzi­ehbare politische Konzepte umzusetzen. Aber auch klare Ansage zu pflegen, ohne sich anzubieder­n, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Möglicherw­eise ist das der CSU in letzter Zeit ja abhandenge­kommen.

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