Zuhören, aber auch Farbe bekennen
Wer heute ein politisches Amt übernehmen will, ist nicht zu beneiden. Der Bürger verlangt einen Einsatz, den er nicht immer mit dem nötigen Respekt zu honorieren bereit ist. In vielen Fällen bleibt auch das Privatleben auf der Strecke zwischen all den Sitzungen und Einladungen zu gesellschaftlichen Anlässen. Ein Abgeordneter muss vielfach präsent sein, im Landtag ebenso wie zu Hause im Wahlkreis, wo es Gespräche zu führen und Grußworte zu halten gilt. Mangelnden Einsatz kann man den hiesigen Volksvertretern ganz gewiss nicht vorhalten.
Hat also Christian Knauer, der Ehrenvorsitzende der CSU Aichach-Friedberg, Unrecht mit seiner Kritik? Eine entschiedene Antwort darauf ist schwer zu finden. Gewiss wollen die Wähler klare Standpunkte hören. Mit Bierzeltreden lässt sich aber allenfalls die eigene Anhängerschaft heute noch mobilisieren. Im Alltagsleben möchten die Bürger ihre eigenen Anliegen vortragen. Und sie erwarten, dass diese ernst genommen und nicht mit Parteiprogrammatik beantwortet werden.
Die wahre Kunst liegt wohl darin, die richtige Balance zu finden. Egoismen von Gemeininteresse zu trennen. Die richtigen Gedanken mitzunehmen und dies in nachvollziehbare politische Konzepte umzusetzen. Aber auch klare Ansage zu pflegen, ohne sich anzubiedern, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Möglicherweise ist das der CSU in letzter Zeit ja abhandengekommen.