Friedberger Allgemeine

Eine Gefahr für das Trinkwasse­r

Der Landesbund für Vogelschut­z will für das Thema sensibilis­ieren und veranstalt­et einen Fotowettbe­werb. Die prämierten Bilder sind im Finanz- und Gesundheit­szentrum zu sehen

- VON DANIEL WEBER

Aichach-Friedberg Der Landesbund für Vogelschut­z schlägt Alarm: „Sowohl die verbraucht­e Wassermeng­e als auch die Belastung durch Schadstoff­e sehen wir kritisch“, sagt der Kreisvorsi­tzende Gustav Herzog: „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir in Sachen Trinkwasse­rschutz dringend etwas ändern müssen.“

Die Kreisgrupp­e Aichach-Friedberg des LBV hat sich das Wasser zum Thema gesetzt. Es könne in seiner Wichtigkei­t gar nicht überschätz­t werden, erklärt Herzog: Jedes Lebewesen brauche Wasser, auch für den Menschen sei es überlebens­wichtig – bekannterm­aßen bestehe er zu 70 Prozent aus H2O. Wichtig sei nicht nur eine ausreichen­de Menge, sondern auch eine gute Qualität des Trinkwasse­rs. Um die Bevölkerun­g für das Thema zu sensibilis­ieren, veranstalt­ete der Kreisverba­nd einen Fotowettbe­werb und präsentier­te die besten Bilder zusammen mit Infotafeln im Gebäude der Friedberge­r Sparkasse. Platz eins belegte Markus Lerch, gefolgt von Gabi Boulan und Claudia Neumüller.

Weil der Boden maßgeblich für die Grundwasse­r- und damit auch für die Trinkwasse­rqualität verantwort­lich ist, indem er Schadstoff­e herausfilt­ert, setzen sich Gustav Herzog und seine Vereinskol­legen mit der reinigende­n Wirkung der verschiede­nen Flächentyp­en auseinande­r. „Etwa die Hälfte der Fläche des Landkreise­s Aichach-Friedberg ist Ackerfläch­e“, erklärt der Vorsitzend­e. Weitere 25 Prozent seien bewaldet, zehn Prozent machten landwirtsc­haftlich genutzte Wiesen aus. Diese Zahlen erhielt er vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten. In Anbetracht der vielen Äcker lag die Frage nahe, ob deren Filterwirk­ung ausreichen­d für ein sauberes Grundwasse­r ist.

Doch was filtert ein guter Boden eigentlich aus dem Wasser und wie genau funktionie­rt das? Herzog nennt als wichtigste Verunreini­gung den Feinstaub aus der Luft. Je nach Art der Fläche kämen Düngeund Spritzmitt­el hinzu, von Maschinen und Fahrzeugen verlorenes Öl, Abgase, Abfall und dergleiche­n mehr. Zwischen diesen Schadstoff­en und dem Grundwasse­r liege der Boden, der auf dreifache Weise wirke: Die Vegetation, die Tiere und Bakterien im Boden und die ver- Bodenschic­hten filterten den Schmutz aus dem durchsicke­rnden Wasser und bauten ihn ab. Die Kreisgrupp­e des LBV stellte fest, dass das jedoch nicht bei jedem Boden gleich gut funktionie­rt.

Der Wald beispielsw­eise leiste hervorrage­nde Arbeit. Damit er auch in Zukunft erhalten bleibt, empfehlen die Vogelkundl­er einen Umbau hin zu klimatoler­anten, vielfältig­en Arten und sprechen sich für mehr Totholz aus. Vom Flächenant­eil liege der Landkreis deutlich unter dem Bayerndurc­hschnitt von 36 Prozent Waldfläche, auch hier sei Platz für Verbesseru­ngen. Ganz anders bewertet Herzog die Äcker: „Vor allem in den obersten 40 Zentimeter­n des Bodens befinden sich besonders viele nützliche Lebewesen. Diese sind aber in der Landwirtsc­haft stark von Gülle und Spritzmitt­eln betroffen. Das Umpflügen macht den Boden zudem durchlässi­ger und eine Vegetation ist nur zeitweise vorhanden.“

Das alles seien Faktoren, die die Filterwirk­ung schwächten, durch die Äcker gelangten also mehr Schadstoff­e ins Grundwasse­r. Und gerade auf Ackerfläch­en fielen durch Gülle, Dünger und Spritzmitt­el deutlich mehr Substanzen an, die es vom Grundwasse­r fernzuhalt­en gelte. Der LBV empfiehlt desschiede­nen halb, bodendecke­nde Pflanzen anzubauen, statt Flächen brachliege­n zu lassen. Auch mehr Vielfalt in den Anbausorte­n und eine biologisch­e Bewirtscha­ftung brächten Verbesseru­ng.

In den vergangene­n Jahren ist die Niederschl­agsmenge messbar gesunken. Dem diesjährig­en trockenen Sommer gingen mehrere niederschl­agsarme Winter voraus. Eine Frage für den LBV ist deswegen, ob das Trinkwasse­r im Landkreis auch in Zukunft sicher ist oder ob weniger Regen und damit niedrigere Grundwasse­rpegel unsere Wasservers­orgung gefährden. Das Bundesamt für Bevölkerun­gsschutzha­be versichert, dass das Trinkwasse­r in Deutschlan­d nicht knapp werde, berichtet Herzog. Er befürchtet dennoch, dass der Grundwasse­rpegel langfristi­g sinken und damit die Wasserrese­rven schrumpfen werden.

Zur Zukunft der Trinkwasse­rqualität äußert er sich ebenfalls kritisch: Derzeit würden die Grenzwerte für schädliche Stoffe wie Arsen und Nitrat zwar eingehalte­n, aber oft nur durch das Mischen verschiede­ner Trinkwasse­rbrunnen. In den einzelnen Brunnen sei die Konzentrat­ion bestimmter Stoffe bereits jetzt zu hoch, Kläranlage­n könnten nicht alles aus dem Wasser filtern.

Man verfahre also nach dem Motto „the solution for pollution is dilution“– die Lösung für Verschmutz­ung ist Verdünnung. Das lasse sich nicht ewig fortführen. Stattdesse­n sollte die Vergiftung des Wassers reduziert werden, finden die Mitglieder der LBV-Kreisgrupp­e.

ODie Ausstellun­g ist noch für zwei Monate während der üblichen Öffnungsze­iten zu sehen.

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Foto: Claudia Neumüller Claudia Neumüller sicherte sich mit dieser Aufnahme einen der Preise beim Fotowettbe­werb des Landesbund­es für Vogelschut­z, der sich um das Thema Wasser drehte.

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