Ein Pallottiner mit Geschichtsbewusstsein
Pater Wilfried Kunz wird am heutigen Freitag 75 und lädt zum Weißwurstfrühstück nach dem Sonntagsgottesdienst ein. Mit der nun abgeschlossenen Chronik macht er sich selbst ein Geschenk
Mering Höchstwahrscheinlich verbringt Wilfried Kunz auch an seinem heutigen 75. Geburtstag viele Stunden an seinem Schreibtisch. Zum einem ist dem Pallottinerpater die Erforschung der Geschichte seines Ordens ein echtes Herzensanliegen, zum anderen macht er nicht gerne viel Aufhebens um seine Person. Ganz ums Feiern herumkommen wird der Jubilar wohl nicht, denn immerhin ist er schon seit sieben Jahren in Mering und hier in der Pfarrei St. Michael als seelsorglicher Mitarbeiter geschätzt.
Einen Termin zum Begehen seines Ehrentages hat der Pfarrgemeinderat für den kommenden Sonntag schon reserviert. Gleich im Anschluss an die um 8.30 Uhr stattfindende Frühmesse in St. Michael hat der Liturgiekreis ein Weißwurstfrühstück organisiert, zu dem auch die Gottesdienstbesucher eingeladen sind. 2011 kam Wilfried Kunz nach Mering, wo er zusammen mit seiner langjährigen Haushälterin Marlene König im Benefiziatenhaus wohnt. Dieses ist dem 1943 in Tennenbronn im Schwarzwald Geborenen so zur geliebten Heimat geworden, dass er sowohl die Madonnenfigur über der Haustüre als auch das Wappen der Wittelsbacher an der Hauswand auf eigene Kosten restaurieren ließ.
Seine Hauptaufgabe neben der Unterstützung in der gesamten Pfarrei ist vor allem die seelsorgliche Betreuung der Schwestern im Theresienkloster mit dem angeschlossenem Seniorenzentrum des Caritasverbandes. Bevor Wilfried Kunz nach Mering kam, leitete er für zehn Jahre die Bruderschaft und die kleine Hausgemeinschaft der Pallottiner in Friedberg. „Es war die Zeit der großen Kirchenrenovierungen, aber auch der inneren Erneuerung mit all den Wallfahrten und Gottesdiensten, mit vielen Trauungen und Taufen und den Begegnungen mit vielen Menschen aus Friedberg und dem weiteren Umland“, erklärt der ehemalige Wallfahrtsdirektor. Frühere Stationen vor Herrgottsruh waren für den Pallottinerpater die Niederlassungen in Freising, Schwäbisch Gmünd und Stuttgart Hohenheim. Die dortige Stadtpfarrei war die erste Station von Pater Kunz.
Er stammt aus einer Familie mit acht Kindern und fand durch den Heimatpfarrer den Weg ins St. Paulusheim in Bruchsal. Nach dem Abitur 1963 trat er in die Gemeinschaft der Pallottiner ein. Er studierte Philosophie und Theologie in Untermerzbach und Vallendar und wurde 1969 in Heilig Geist in Hochzoll zum Priester geweiht. Im kommenden Jahr kann Wilfried Kunz nun sein goldenes Priesterjubiläum feiern.
Seit er in Mering ist, widmet er sich verstärkt der Aufarbeitung der Provinzgeschichte der Pallottiner. Für diese Forschungen blieb während der Seelsorge rund um das Friedberger Barockjuwel wenig Zeit. Mit seiner nun abgeschlossenen Chronik der Pallottiner machte er sich selbst ein Geburtstagsge- schenk. Das achtbändige Werk wird den Pallottinern im Rahmen der Provinzversammlung in der kommenden Woche vorgestellt.
Doch die Forschungsarbeit geht ihm nicht aus. „Wenn ich zurückblicke, dann freue ich mich, dass ich viel in der Seelsorge arbeiten durfte“, sagt Wilfried Kunz. „Aber es war mir auch immer ein Anliegen, den geschichtlichen Gängen nachzugehen.“Rückschau zu halten, sei immer auch ein Blick nach vorne, hat er während seiner Recherchearbeiten festgestellt.
Dies trifft in besonderem Maße auch auf die Gemeinschaft der Pallottiner zu. Vom Tod des Ordensgründers, des heiligen Vinzenz Pallotti, an bis 1909 war alles eine Weltgemeinschaft, dann erfolgte die Teilung in Provinzen, doch inzwischen werden wieder Bereiche zusammengeschlossen und man besinnt sich von Neuem auf die Gemeinschaft.
„Wenn mich der liebe Gott noch eine Weile gesund sein lässt, dann mache ich hier in Mering einfach noch ein bisschen weiter“, sagt der Jubilar.
Ein Seelsorger für die Schwestern im Theresienkloster und Helfer in der Pfarrgemeinde