Vorbilder für die Wähler von morgen sein
Der Landkreis empfängt rund 70 Jugendwarte und Helfer aus der Jugendarbeit von Feuerwehren und Rettungsdiensten im Kreisgut. Landrat Klaus Metzger betont die Wertschätzung der Freiwilligen in der Gesellschaft
Überraschend war der Ausgang der Landtagswahl in Bayern nicht. Dass die CSU ihre absolute Mehrheit verlieren und die Grünen ein zweistelliges Ergebnis einfahren werden, stand schon vor Wochen fest. Eher unerwartet war dagegen, dass die SPD so stark Federn lassen musste.
Die guten Ergebnisse der Grünen ziehen sich durch weite Teile der Gesellschaft. Auch bei den Juniorwahlen, die unter anderem an der Merchinger Mittelschule und am Meringer Gymnasium stattfanden und die Landtagswahl originalgetreu simulierten, punkteten die Grünen. Hier hätte Peter Tomaschko von der CSU sogar sein Direktmandat verloren, und seine Nachbarin aus Merching Christina Haubrich wäre für die Grünen direkt ins Landtagsparlament eingezogen. Die SPD dagegen ist für die Jugendlichen keine große Alternative.
Diese Ergebnisse der Juniorwahlen sollten die beiden ehemals großen Volksparteien ernst nehmen. Denn das ist ein Trend, der sich weiter fortsetzen wird. Aus den Schülern von heute werden die nächsten Wähler.
Die grünen Ideen und Ziele wirken bei den Jugendlichen. Sie fühlen sich verstanden und mitgenommen. Die CSU dagegen muss sich mächtig ins Zeug legen, um wieder attraktiv für die Wähler von morgen zu werden. Hier gilt es, mit Sachthemen zu punkten und wieder echte Vorbilder für die Jugendlichen zu sein. Parteiinterne Machtkämpfe, gegenseitige Schuldzuweisungen oder das Nachtarocken ehemaliger CSU-Landtagsabgeordneter gegenüber der Arbeit von Peter Tomaschko tragen sicherlich nicht dazu bei, dass sich Jugendliche gerne in einer Partei engagieren. Und gerade das wird eine der Hauptaufgaben aller Parteien sein: die Nachwuchsarbeit. Die nächste Generation gilt es wieder zu motivieren, sich auch an der Basis zu engagieren.
Aichach-Friedberg Schwer beeindruckt hat Yannick Kuhn, dass die Tische im Kreisgut in Aichach am Donnerstagabend so „edel eingedeckt“waren. Der 25-Jährige ist Jugendwart in der Freiwilligen Feuerwehr Adelzhausen. Er war einer von rund 70 Gästen, denen der Landkreis mit dem Empfang für ihren Einsatz im Bereich der Jugendarbeit der Feuerwehren und Rettungsdienste danken wollte. Ein Empfang mit Erlebnischarakter, denn nicht nur die Mundartsängerin Moni Wagner sorgte für Stimmung.
Rund 800 Jugendliche im Landkreis sind in den Jugendgruppen der Freiwilligen Feuerwehren aktiv, einige Hundert weitere beim Roten Kreuz (BRK) oder dem Technischen Hilfswerk (THW). Für Landrat Klaus Metzger ein eindeutiger Gegenbeweis zu dem Zitat, mit dem er den Landkreisempfang einleitete: „Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere heutige Jugend die Männer von Morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.“Wer denkt, dass das ein aktuelles Zitat ist, der irrt. Es wird dem griechischen Philosophen Aristoteles zugeschrieben, der vor rund 2500 Jahren lebte.
Großen Anteil daran, dass es einen Gegenbeweis gibt, haben die Jugendwarte der rund 70 Feuerwehren im Landkreis, die Gruppenleiter des Kreisverbandes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) und die Jugendvertreter beim Technischen Hilfswerk (THW). Die Berufsgrup- die in der Bevölkerung das höchste Ansehen genieße, seien die Feuerwehren sowie alle Vertreter, die sich in den Blaulicht-Organisationen einbringen, so der Landrat.
Mit dem Empfang brachte der Landkreis seine Wertschätzung für diese drei Sparten zum Ausdruck. Besonders für diejenigen, die sich um den Nachwuchs kümmern. Der Landrat zum Engagement der Gäste: „Sie bringen Ihre Freizeit auf eine besondere Art und Weise ein.“Metzger betonte, wie wichtig der ehrenamtliche Einsatz generell sei: „Ohne diese Menschen, die sich eh- renamtlich für ihre Mitmenschen einsetzen, kann so eine Gesellschaft schlichtweg nicht existieren.“
Neben der hohen Wertschätzung auf der einen Seite, gibt es aber auch noch eine andere Seite. Die, auf der Rettungskräfte angegangen, beschimpft und beleidigt werden. Der Landrat dazu: „Wir sind als Gesellschaft gefordert, dem vehement entgegen zu treten.“Applaus bekam er für folgende Äußerung: „Es kann und darf nicht sein, dass diese Menschen sich beschimpfen lassen müssen.“
Auf die demografische Entwickpe, lung und wie wichtig es sei, dem entgegen zu wirken, ging Kreisjugendfeuerwehrwart Magnus Hammerl ein. Er hatte die Gesellschaft zuerst mit seiner Schilderung erheitert, wie er nach einem zündenden Gedanken für seine Rede gesucht hatte, und dabei ebenfalls auf das Zitat von Aristoteles gestoßen war. Ernst war es ihm jedoch mit seinem Anliegen, Jugendliche für die ehrenamtliche Arbeit begeistern zu können. „Unsere Herausforderung ist es, Kinder von der Couch zu locken.“Und sie dann bei der Stange halten zu können. Im Landkreis sei es tatsächlich gelungen, die Zahl der Jugendlichen bei der Feuerwehr auf dem früheren Niveau zu halten, freute sich Hammerl. Und nicht nur das: „Wir haben konstante Zahlen und sogar einen kleinen Zuwachs.“
Die Sängerin Monika „Moni“Wagner aus dem Sielenbacher Ortsteil Tödtenried beeindruckte die Zuhörer mit ihren selbst komponierten Liedern. Und die PlattlerBixn aus dem Nachbarlandkreis Neuburg-Schrobenhausen zeigten nicht nur, dass sie Schuhplatteln können. Sie holten sich auch Gäste zum Mitmachen aufs Parkett.