Pech mit Pechkohle
Die Kraft der wilden Wertach
Eigentlich traut man es ihr gar nicht zu: Mit Urgewalt hat sich die Wertach einst den Weg nach Norden geschaffen. Viel Arbeit fiel für den alpinen Fluss dabei zwischen Maria Rain und dem nordöstlich von Görisried gelegenen Leuterschach an. Dieser Wertachdurchbruch ist – weil streng natur- und artenrechtlich geschützt – in seiner Ursprünglichkeit weit überwiegend erhalten geblieben. Kiesbänke und grüne Inseln, Felsformationen sowie sandige Uferausrisse charakterisieren den Fluss und die Auenlandschaft. Die Wertach leistet sich dort sogar einen Urwald als Begleiter.
Insbesondere die Vogelwelt ist selten anderswo so vielfältig anzutreffen. Dieses ökologische Juwel kann in seinem südlichen Bereich – von dem an der westlichen Hangkante zur Wertach hin thronenden Maria Rain aus – durchwandert werden. Der Weg verläuft zunächst unmittelbar von der Wallfahrtskirche ausgehend ins Wertachtal und über eine Holzbrücke auf die östliche Flussseite. Nach der imposanten Unterquerung der A 7, geht es über einen Steg wieder ans Westufer, wo der rekonstruierte Eingang eines 1924 stillgelegten Pechkohleschachts an die montane Geschichte des Allgäus erinnert.
Noch 1922 sind dort 250 Tonnen gefördert worden, ehe das „Schwarze Allgäugold“nicht mehr wettbewerbsfähig war. Der Weg führt oft „hautnah“an der Wertach entlang. Der sogenannte Bischofsstein amtiert dort schon seit 1725 und zeigt die einstige Grenze zwischen den Territorien des Hochstifts Augsburg und des Fürststifts Kempten an. Hier wird die Wertach verlassen. Nach einem etwas steilen Uferanstieg mündet der Wanderweg in eine Forststraße, die zurück Richtung Nesselwang/Oy/später Maria Rain führt. Vorher ist noch ein beschilderter und etwa 30-minutiger „Umweg“zur bewirtschafteten und gastfreundlichen Alpe Wildberger Hof zu empfehlen. In allen Fällen sollte aber in Maria Rain Zeit für eine Besichtigung der Wallfahrtskirche sein. Heinz Münzenrieder