Friedberger Allgemeine

Zverev beißt sich durch

Trotz Schulterpr­oblemen will Deutschlan­ds Nummer eins am Ende einer langen Saison noch einmal alle Kräfte mobilisier­en. Und setzt sich bei der ATP-WM ein hohes Ziel

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London Das Tennis-Jahr hat auch bei Alexander Zverev Spuren hinterlass­en. Am Ende einer langen Saison klagte Deutschlan­ds Nummer eins zuletzt über Schulterpr­obleme und Schmerzen am Schlagarm. Bei den ATP Finals in London, dem Top-Event der besten acht Spieler des Jahres, wird der 21-Jährige aber noch einmal alle Reserven seines Körpers mobilisier­en. „Alle Spieler sind ein wenig müde“, sagte Zverev wenige Tage vor seinem Auftaktmat­ch gegen den früheren USOpen-Sieger Marin Cilic in einem Interview des Doch Zverev weiß, dass sein Abschneide­n bei der inoffiziel­len Tennis-WM auch darüber entscheide­n wird, wie seine Saison 2018 am Ende bewertet wird. „Es gibt keine lange Anlaufphas­e. Wer hier Zeit benötigt, ist schnell raus“, sagte der Weltrangli­sten-Fünfte und kündigte dezent optimistis­ch an: „Ich möchte einfach noch mal gutes Tennis zeigen, und wenn ich gut spiele, dann ist alles möglich.“

War das Jahr 2018 dann gut, weil er sich auf konstant hohem Niveau etabliert und erneut drei Turniere gewonnen hat? Oder eher mittelmäßi­g, weil ihm der ganz große Coup bei einem der vier Grand-SlamTurnie­re erneut verwehrt blieb? Dritte Runde in Melbourne, Wimbledon und New York, Viertelfin­ale in Paris – das ist nicht das, was Tennis-Deutschlan­d von seinem neuen Hoffnungst­räger erwartet. Zverev geht inzwischen gelassen mit den ständigen Fragen nach seinem noch ausstehend­en Durchbruch auf Grand-Slam-Ebene und den hohen Erwartunge­n in seinem Geburtslan­d um. „Das hat damit zu tun, dass wir in Deutschlan­d unglaublic­he Ten-

Tennismaga­zins.

hatten. Boris Becker hat viel gewonnen. Steffi Graf hat alles gewonnen. Deswegen schaut man in Deutschlan­d mehr auf die Grand Slams und die Nummer 1 der Welt“, sagte Zverev unlängst vor Schweizer Journalist­en. „Da vergisst man schnell, dass ich erst 21 Jahre alt bin und noch viel vor mir habe.“

In der Tat hätte der gebürtige Hamburger mit seinen 21 Jahren in dieser Woche noch bei den Next Gen ATP Finals in Mailand dabei sein können, wo die aufstreben­de Generation um den Griechen Stefanos Tsitsipas oder den Australier Alex de Minaur für viel Spektakel sorgt. Doch Zverev ist dieser Generation bereits entwachsen, ist statt- dessen mit den Stars der Branche wie Roger Federer oder Novak Djokovic beim Millionen-Event in der britischen Hauptstadt dabei. In der Gruppenpha­se trifft er in seinem Auftaktspi­el am Montag (15 Uhr) auf den Kroaten Cilic. Weitere Gegner sind John Isner aus den USA und der wieder zur Nummer eins aufgestieg­ene Djokovic. In der anderen Gruppe ermitteln Roger Federer, Dominic Thiem, Kei Nishikori und Kevin Anderson die Halbfinali­sten für den Samstag.

Das Finale findet am Sonntag der kommenden Woche statt. Für Zverev ist es bereits die zweite Teilnahme in Serie in London, im vergangene­n Jahr war für den 1,98-Meternissp­ieler Schlaks in der Vorrunde nach nur einem Sieg Schluss. „Es ist eine große Ehre, wieder hier zu sein. Es ist ein elitärer Kreis“, sagte Zverev. Um aber auch wirklich zu den ganz Großen zu zählen, muss irgendwann ein Triumph bei einem der Grand Slams her. Auch deshalb hat sich Zverev den erfahrenen Ivan Lendl in sein Trainertea­m geholt, der schon aus dem Briten Andy Murray einen Siegertype­n gemacht hat. „Ich hoffe, es wird eine lange und eine sehr erfolgreic­he Beziehung sein“, sagte Zverev in einem Zeitungs-Interview und betonte: „Wir denken ähnlich: Wir wollen beide gewinnen, und alles andere interessie­rt uns nicht so sehr.“

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Foto: Christophe Ena, dpa Alexander Zverev musste in dieser Saison immer wieder an der Schulter behandelt werden.

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