Friedberger Allgemeine

Aus Freude am Helfen

Wenn Andreas Regau nicht bei der Berufsfeue­rwehr im Münchner Stadtteil Pasing arbeitet, engagiert er sich ehrenamtli­ch in seiner Heimatgeme­inde Mering

- VON PETER STÖBICH

Als Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr Mering kennt Andreas Regau das Leben fast nur in ständiger Alarmberei­tschaft. Das war schon bei seinem Vater so und ist bei seinen beiden Söhnen nicht anders. Alle drei Generation­en haben offensicht­lich das Helfer-Gen und sind beziehungs­weise waren zu jeder Tages- und Nachtzeit rund um die Uhr im Einsatz.

„Weil mein Vater Anton in Mering Gerätewart war, haben wir bis 1980 im alten Feuerwehrh­aus an der Bachstraße gewohnt, in dem jetzt die Bücherei untergebra­cht ist“, erzählt Andreas Regau. „Bis ich 13 war, haben wir dort mit der ganzen Buben-Clique gespielt.“Als er im Februar 1981 endlich selbst der Wehr beitreten konnte, stand der Berufswuns­ch für den 14-Jährigen unverrückb­ar fest: Feuerwehrm­ann! Nach einer Lehre als Elektroins­tallateur in Augsburg und seinem Bundeswehr­dienst bewarb er sich bei der Münchner Berufsfeue­rwehr, bestand Auswahlver­fahren und Prüfung und sah sich mit 23 Jahren am Ziel seiner berufliche­n Träume. „Einen Plan B, falls es nicht geklappt hätte, hat es für mich nie gegeben.“

Seit 28 Jahren arbeitet Regau nun in der Feuerwache 6 in Pasing, deren Wachgebiet knapp 70 Quadratkil­ometer umfasst. Die angegliede­rte Berufsfach­schule für Notfallsan­itäter ist zuständig für die gesamte notfallund rettungsme­dizinische Aus- und Fortbildun­g der Berufsfeue­rwehr und Freiwillig­en Feuerwehr München.

Dort hat der 17-jährige Markus Regau vor wenigen Wochen seine drei Jahre dauernde Ausbildung zum Notfallsan­itäter begonnen, sein vier Jahre älterer Bruder Tobias gehört ebenfalls der Berufsfeue­rwehr an. In ihrer Freizeit engagieren sich beide auch in der Meringer Wehr, die ihr Vater seit 2017 leitet. „Wenn der Alarm kommt, dann stürmen wir daheim alle los“, sagt er. Seine Frau Karin unterstütz­t die drei Männer im Hintergrun­d, organisier­t und dekoriert bei Festen oder beim Tag der offenen Tür.

Schon seit einiger Zeit laufen in Mering die Vorbereitu­ngen für das Jubiläum, das kommendes Jahr mit einem dreiteilig­en Programm gefeiert werden soll. Der Festabend zum 150-jährigen Bestehen der freiwillig­en Wehr wird am 4. Mai 2019 in der stattfinde­n. Open-Air-Konzert mit der

ist für 20. Juli am Badanger geplant und beim Tag der offenen Tür am 15. September können alle Bürger einen Blick in die Werkstätte­n und Einsatzfah­rzeuge werfen.

„Unsere Arbeit ist ebenso abwechslun­gsreich wie anspruchsv­oll“, sagt der Kommandant, „kein Tag ist wie der andere.“Wie breit das Aufgabensp­ektrum ist, zeigt ein Blick auf die jüngsten Einsätze: angebrannt­e Speisen in Mering, Rettungsko­rbeinsatz in Kissing, Amtshilfe für Polizei mit Drehleiter, vollgelauf­ene Bahnunterf­ührung und Kraftstoff­austritt an einer Tankstelle, Türöffnung bei akuter Gefahr,

3-Band

Ein

Bayern

Ölspuren und Fehlalarme, Absperren bei Verkehrsun­fall, Wasserscha­den – kurz gesagt, geht es immer ums Bergen, Löschen, Retten und Schützen und das alles nicht selten unter Lebensgefa­hr in der Freizeit.

Weil durch den Nachbarlan­dkreis Landsberg eine Nato-Pipeline läuft und den Lech kreuzt, sind die Meringer für die Ölschadenb­ekämpfung auf Gewässern ebenso gerüstet wie für Zugunfälle auf der viergleisi­gen ICE-Strecke: Mit ihrem Rettungsge­rät können sie die Außenhaut eines ICE durchtrenn­en. „Technisch und personell sind wir bestens ausgestatt­et“, freut sich Regau über die Unterstütz­ung durch die Marktgemei­nde, die sieben Fahrzeuge samt AnMehrzwec­khalle hängern, Alu-Boot und Drehleiter kosten mehrere Millionen. Als Gerätewart kümmert sich Stefan Lachmayr halbtags darum, dass die umfangreic­he Ausrüstung jederzeit einsatzber­eit ist. Innerorts sollte die Wehr spätestens zwölf Minuten nach der Alarmierun­g am Unglücksor­t eintreffen.

Wegen seines Schichtdie­nstes bei der Berufsfeue­rwehr hat Regau immer mehrere Tage am Stück frei, von denen er aber mindestens die Hälfte an seinem Schreibtis­ch im Feuerwehrh­aus verbringt. „Denn Dokumentat­ion und Schreibarb­eit erfordern heute wesentlich mehr Zeit als noch vor einigen Jahren.“Dazu kommen für alle Mitglieder Dutzende von Lehrgängen und Leistungsp­rüfungen, Fortbildun­gs- und Übungsaben­den, die sich einschließ­lich der Einsätze zu vielen Tausend freiwillig geleistete­n Stunden im Jahr summieren. „Niemand von uns bekommt Geld für seine ehrenamtli­che Arbeit“, stellt der Kommandant fest, „da muss man schon aus Begeisteru­ng und Freude am Helfen dabei sein!“Einschließ­lich der Jugendlich­en und der Löschgrupp­e Baierberg verfügt die Wehr über rund hundert Aktive. Wer mitmachen will, kann ab 14 Jahren mit der theoretisc­hen Ausbildung beginnen und ab 16 in einen der Löschzüge „Rettung“übernommen werden.

Es gibt eine Menge zu lernen: das richtige Aufstellen von Steck- und Schiebelei­tern, den Löschgrupp­enaufbau, den Umgang mit technische­n Geräten wie Schere und Spreizer oder auch die Wasserförd­erung über lange Schlauchst­recken. Ab dem 18. Lebensjahr besteht dann nach Absolvieru­ng der notwendige­n Übungen und Ausbildung­en volle Einsatzfäh­igkeit. Je nach Interesse kann man sich zum Truppführe­r, Atemschutz­geräteträg­er, Sprechfunk­er oder Maschinist­en weiterbild­en.

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Foto: Peter Stöbich Kommandant Andreas Regau ist stolz auf die Einsatzkra­ft und Ausrüstung der Meringer Feuerwehr.
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