Eschen sind bedroht
Seit Jahren setzt ein Pilz den Bäumen zu. In den Wäldern im Landkreis sind heuer alle Setzlinge dieser Art eingegangen. So reagieren private und öffentliche Forstbetreiber
Ein Pilz setzt den Eschen zu. Im Landkreis sind heuer sogar alle neuen Setzlinge eingegangen. Noch gibt es aber kein Mittel gegen den Pilz.
Friedberg Wolfgang Schwair steht in der Schützenstraße und zeigt auf ein Grundstück direkt hinter der B-300-Unterführung: Dutzende Bäume liegen auf dem Gelände. Schwair ist Anwohner, für die Abholzaktion hat er kein Verständnis: Die Bäume würden nur aus wirtschaftlichen Gründen gefällt werden, vermutet Schwair. Das Grundstück gehört einem privaten Besitzer, der selbst vor Ort ist, um sich um die Pflanzen zu kümmern. Er deutet auf die Stämme, an denen nur noch verkümmertes Laub hängt: Die Bäume seien krank gewesen. Eschentriebsterben, berichtet der Mann. Um noch einen guten Preis für sein Holz erzielen zu können, habe er fällen müssen. Es ist nicht der einzige Fall dieser Art im Landkreis. Seit rund zehn Jahren setzt ein Pilz den Bäumen zu. Verschwindet die Art bald ganz aus den Wäldern in der Region?
Zum ersten Mal wurde der Krankheitserreger 2017 in Deutschland nachgewiesen. In Bayern gab es die ersten größeren Schäden im Frühjahr und Sommer 2008. Verantwortlich ist ein Pilz namens Chalara fraxinea, der die Gefäße der Eschen befällt. Betroffen sind alte und junge Bäume. Bei älteren Pflanzen wird die Krone immer lichter. Bei jungen Bäumen fängt der noch dünne Stamm plötzlich an zu welken. Es bilden sich zwar viele neue Triebe. Das führt allerdings dazu, dass sich kein richtiger Baumwipfel entwickelt. Stattdessen wächst die Pflanze ähnlich wie ein Busch. Im fortgeschrittenen Stadium sterben schließlich Teile der Krone oder gleich der gesamte Baum. Wie auch der Buchsbaumzünsler stammt Chalara fraxinea aus Ostasien. Experten gehen davon aus, dass sich die Spo- ren des Pilzes über die Luft verbreiten. Immer wieder infizieren sich nämlich auch isolierte Bestände.
Die untere Naturschutzbehörde beobachtet das Eschentriebsterben seit einigen Jahren. Das Problem habe sich in der Zeit allerdings nicht weiter verschlimmert, heißt es von der Behörde. Der Pilz habe sich schleichend ausgebreitet. Und werde das weiter tun, bis zum Verschwinden der Art. Allerdings gibt es Hoffnung für Waldbesitzer. Denn einigen wenigen Bäumen scheint der Pilz nichts anhaben zu können. Man hoffe nun darauf, die Art durch die Züchtung von resistenten Jungpflanzen neu zu begründen, so die Experten des Landratsamts.
„Das Eschentriebsterben ist für Waldbesitzer wirklich ein Problem“, berichtet Anton Wernberger-Späth von der Forstbetriebsgemeinschaft Aichach-Friedberg. Heuer seien sämtliche frisch gepflanzte Eschen im Revier eingegangen. Zwar gebe es in den hiesigen Wäldern vergleichsweise wenige Laubbäume, weshalb der Schaden durch das Eschentriebsterben kleiner sei als der, den der Borkenkäfer verursache. „Wir versuchen jetzt ja aber mehr zu mischen und gezielt mehr Laubbäume anzupflanzen“, sagt Wernberger-Späth. Auf die Esche müsse man da erst einmal verzichten.
Er kann gut nachvollziehen, warum ein Waldbesitzer entscheidet, die Bäume sofort zu fällen. Wenn man merke, dass die einzelnen Blätter absterben, dann müsse man schnell handeln, um das Holz noch verkaufen zu können, sagt Wernberger-Späth. Esche ist ein wirtschaftlich wichtiges Holz. Es eignet sich zum Beispiel für massive Tischplatten oder Treppen. „Momentan gibt es noch genug am Markt. In ein paar Jahren wird es Mängel geben“, prognostiziert Wernberger-Späth.
Wie aber reagieren Besitzer auf das Eschentriebsterben, für die die Bäume ökonomisch wenig relevant sind – zum Beispiel die Stadt Friedberg? Stefan Meyr vom Tiefbauamt sagt: „Wenn Eschen betroffen sind, dann wird nicht sofort radikal gerodet.“Maßgeblich sei zum Beispiel die Verkehrssicherheit. Kranke Bäume am Straßenrand müssten entfernt werden. Pflanzen, die in einem Wäldchen stehen, könnten dagegen stehen bleiben. Das sei auch wichtig, um herauszufinden, welche Eschen sich anstecken und welche möglicherweise resistent gegenüber dem Pilz sind. Langfristig würden dann die gesunden überleben. Laut Naturschutzbehörde sind übrigens auch abgestorbene Bäume als Totholz eine ökologische Bereicherung. Denn sie schaffen einen selten gewordenen Lebensraum.