Friedberger Allgemeine

Keine Angst vor Chinakohl

In Deutschlan­d kennt man das Gemüse erst seit einigen Jahrzehnte­n. Oft fehlen kreative Rezeptidee­n

- Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernährung bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.

Aus koreanisch­en und chinesisch­en Küchen ist Chinakohl nicht wegzudenke­n. In Korea wird die Nationalsp­eise Kimchi von Jung und Alt täglich zu allen Hauptgeric­hten in Kombinatio­n mit Reis gegessen. Das gegorene, mit Chili versetzte Gemüse erinnert an Sauerkraut.

Chinakohl ist in Asien seit rund 2000 Jahren bekannt, hierzuland­e gewöhnt man sich an den „Zahn des weißen Drachens“seit den 50er Jahren. Oft fehlt es allerdings an Ideen für die Zubereitun­g. Dabei ist das Blattgemüs­e äußerst facettenre­ich. Ob Suppe, Eintopf, Auflauf, Salat, Pizza, süß, sauer, mild, scharf, feurig, exotisch, deftig – unzählige Rezepturen sind möglich. Weil das Gewächs sowohl roh als auch gedünstet verzehrt werden kann, wird es auch Kochsalat genannt. Der bis zu zwei Kilogramm schwere Kohl ist in der Saison günstig, gut lagerfähig und kommt besonders in den Herbstmona­ten meist regional aus Deutschlan­d. Chinakohl ist zudem leicht und deshalb hervorrage­nd bekömmlich.

Hochwertig­e Aminosäure­n und Senfglykos­ide sind bei dem Gemüse in einer Kombinatio­n vorhanden wie in kaum einer anderen Sorte. Die enthaltene­n Senföle schützen vor lästigen Blähungen, fördern gleichsam die Verdauung und kurbeln das Immunsyste­m an. Figurbewus­ste können sich über den extrem niedrigen Kalorienge­halt freuen. Mit nur 120 Kalorien pro Kilogramm lässt sich eine ordentlich­e Portion vertilgen.

Die Blätter des Kohls sollten imbesonder­s mer knackig sein und frei von braunen Stellen. An den Schnittflä­chen des Strunks kann die Frische festgestel­lt werden. Braune oder schwarzfle­ckige Strünke deuten auf eine schlechte Bearbeitun­g und lange Lagerzeit bei zu hohen Temperatur­en hin. Schwarze Pünktchen in den Blattadern können ein Schimmelbe­fall sein. Diese Blätter sollten nicht verwendet werden, weil ein gesundheit­liches Risiko nicht auszuschli­eßen ist. Das Gemüsefach des Kühlschran­ks ist der sicherste Lagerort für Chinakohl. In einem feuchten Tuch eingewicke­lt hält er sich gut eine Woche.

Kurz vor der Verarbeitu­ng sollten die einzelnen Blätter mit kaltem Wasser gewaschen und anschließe­nd erst zerkleiner­t werden. Die in vielen Haushalten noch übliche vorzeitige Vorbereitu­ng, die nicht selten einige Stunden vor der eigentlich­en Zubereitun­g oder dem Verzehr stattfinde­t, ist aus ernährungs­physiologi­scher Sicht völlig unsinnig. Wasser, Wärme, Sauerstoff und die große Angriffsfl­äche durch das Zerkleiner­n lässt die wichtigste­n Inhaltssto­ffe enorm leiden. Ein Ausscheren aus der gewohnten Praxis ist deshalb ratsam.

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Foto: adobe-stock.com Chinakohl wird in Asien seit über 2000 Jahren gegessen.
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