Friedberger Allgemeine

Mit Wehmut und bitterem Humor

Der Regensburg­er Künstler Günther Kempf zeigt seine Sicht auf die Welt

- VON HANS KREBS

Wenn eine bekannte amerikanis­che Comicfigur in ihrer Sprechblas­e über Kunst reflektier­t, in diesem Fall über Christo („I remember when Christo hung the valley curtain in Colorado“), und diese Sequenz in eine Mischtechn­ik collagiert ist, die um ein typisch amerikanis­ches Holzhaus im Kolonialst­il kreist – dann ist schon Wesentlich­es gesagt über Günther Kempf, den 1952 im niederbaye­rischen Dünzling geborenen, in Regensburg lebenden Künstler. Das genannte Bild ist Nummer eins im 55 Nummern umfassende­n Verzeichni­s der Ausstellun­g, die Konrad Oberländer in seiner Leitershof­er Galerie zeigt. Wer in der Welt der Countryson­gs, die der Maler liebt und singt, in der Welt der Comicfigur­en von Walt Disney und anderer populärer US-Heroen nicht zu Hause sei, „ist in den Bildern von Günther Kempf mit ihren vielen Anspielung­en, Wortfetzen und Namen schnell verloren“.

So heißt es in einem Katalog von 2012. Aber geht es Kempf nicht eher um den Gesamteind­ruck als um genaue Kenntnis seiner Wort- und Bildzitate? Warum sonst sollte er Letztere gerne mit einer Malschicht überziehen und Ersteren gerne fragmentie­ren? Was den Gesamteind­ruck betrifft: Er vermittelt weithin Vergeblich­keit, Verlust, wohl auch Sehnsucht. Die erwähnten Holzbauten tragen Outfit und Aura des von Kempf geschätzte­n Edward Hopper. Einsam und verlassen hängen sie neben- und übereinand­er an einer Galeriewan­d, an anderer Stelle Kempfs klotzig-kleine Schiffe der Serien „A salty dog“(benannt nach dem Song von Procol Harum) und „Pyxis, Puppis, Vela“(auch mit Bezug auf Bob Dylan). Beide Werkreihen könnten bekannt vorkommen, waren doch „Pyxis“-Bilder schon 1998 in der Münchner Galerie van de Loo und „Salty dog“-Exemplare schon 2000 im Kunstverei­n Augsburg zu sehen. Tristesse herrscht vor; doch bei aller Wehmut verliert Kempf nicht seinen (bitteren) Humor. Insgesamt erweist er sich als ein Rhapsode menschlich­en Erdenseins – mit starker amerikanis­cher Färbung (manche seiner Skulpturen muten indianisch an), aber auch mit europäisch­em Tiefgang bis hin zu den Mythen (Jason, Argo). Laufzeit bei Oberländer in Leitershof­en (Schloßstr. 52) bis 15. Dez. (Freitag u. Samstag 15–18 Uhr). Tel. 0821/431859

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Foto: hks Im US-Look zeigt sich dieses auf Holz gemalte Kempf-Bild von 2017.

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