Friedberger Allgemeine

War die schnelle Räumung wirklich nötig?

- VON STEFAN KROG skro@augsburger-allgemeine.de

Es ist unwahrsche­inlich, dass das Haus am Oberen Graben 8 in den nächsten Tagen in sich zusammenst­ürzen wird. Es gibt die Empfehlung zur „unverzügli­chen Räumung“, doch Absperrung­en rund ums Haus gibt es keine und die Besitzer der vier Läden durften am Samstag ihre Geschäfte ausräumen, wenn auch auf eigene Gefahr. Wäre ein Einsturz konkret absehbar, dann würde es vor Ort anders aussehen. Man kann fragen, ob die für die Betroffene­n verstörend­e Evakuierun­g in der Nacht nötig war. Im Nachhinein, da ist man ja immer schlauer, lautet die Antwort: Nein. Doch es wollte niemand das Risiko eingehen, das Gebäude noch einige Stunden länger bewohnt zu lassen – nicht um der Sicherheit der Bewohner willen, aber vermutlich auch im Hinblick auf Haftungsfr­agen. Wir leben in einer Zeit der maximalen Risikomini­mierung. Der Vergleich passt nicht eins zu eins, aber erinnert sei an die geplanten Baumfällun­gen am Herrenbach zum Hochwasser­schutz, die erst als alternativ­los dargestell­t wurden und sich später als zumindest teilweise vermeidbar herausstel­lten.

Im Fall des Hauses am Oberen Graben war die Sicherheit von Menschen aber direkter bedroht und die Entscheidu­ng musste viel kurzfristi­ger fallen. Ein Einsturz wäre nur das Horror-Szenario gewesen. Schon die Möglichkei­t, dass sich eine Wand plötzlich setzt und „nur“Risse entstehen, während Menschen im Haus leben, ist alarmieren­d. Die Stadt wäre dann – zurecht – mit Vorwürfen bombardier­t worden.

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