Dreieinhalb Geschosse vor das Blaue Palais
Einhellige Zustimmung für geplante Erweiterung des Landratsamtes. Für das leidige Parkplatzproblem gibt’s eine Idee
Aichach-Friedberg Die Erweiterung des Landratsamtes in Aichach steht seit Jahren auf der politischen Tagesordnung des Kreistags. Im Blauen Palais herrscht akute Raumnot. Für fünf über die Stadt verteilte Außenstellen bezahle der Landkreis 130 000 Euro Miete im Jahr, rechnete Hauptamtsleiter Bernd Burkhart in der jüngsten Kreistagssitzung vor. Auf absehbare Zeit solle sich das ändern. Der Kreistag hat jetzt einstimmig einen dreieinhalbgeschossigen Anbau in Richtung Münchener Straße hin auf den Weg gebracht (siehe Infoartikel und Grafik). Dort ist Platz für etwa 55 zusätzliche Büros und im Staffelgeschoss für Besprechungszimmer. Das Bauprojekt kostet laut grober Schätzung rund neun Millionen Euro und könnte 2021 bezogen werden.
Diese Woche hat der Kreistag beschlossen, dass die Kreisverwaltung die Planung vorantreibt. Der Aichacher Bauausschuss hat einer Bauvoranfrage bereits zugestimmt (wir berichteten). Wenn alles glatt läuft, könnte die Erweiterung im nächsten Jahr geplant, die Arbeiten ausgeschrieben und 2020 mit dem Anbau begonnen werden.
Schon in den 90er Jahren unter dem im September verstorbenen Landrat Theo Körner (ihm wurde in der Kreistagssitzung gedacht) war eine Vergrößerung im Gespräch. Vor 40 Jahren, als das Landratsamt unter Landrat Josef Bestler vom Schlossplatz in den Neubau an der Münchener Straße umzog (Baukosten damals: 5,7 Millionen Euro), waren beim Kreis insgesamt deutlich weniger Mitarbeiter beschäftigt. Damals zählte der Kreis mit rund 90000 Einwohnern auch etwa 40000 weniger als heute. Landrat Christian Knauer trieb dann den Umbau des Kreisguts in Aichach voran. Dort ist seit 2012 unter anderem die Bauverwaltung eingezogen.
Der Befreiungsschlag für den Platzmangel sorgte aber nur kurzfristig für Entlastung. Laut Burkhart gehe es bei dem Projekt darum, die Außenstellen aufzulösen, das Amt kundenfreundlicher aufzustellen, Platzreserven zu schaffen und die Verwaltung wieder in ihren Arbeitseinheiten zusammenzuführen. Derzeit seien die Büros mancher Sachgebiete über das ganze Haus verteilt, Besprechungszimmer seien absolute Mangelware. Landrat Klaus Metzger erinnerte daran, dass durch die vielen und sehr unterschiedlichen Teilzeitstellen im Amt zusätzliche Arbeitsplätze notwendig seien.
Die Idee, das Landratsamt in Richtung Münchener Straße zu erweitern, ist erst im Sommer öffentlich geworden. Schon vor 20 Jahren war eine Überbauung des Parkplatzes südlich des Blauen Palais mit einem Parkdeck und auf einer dritten Ebene mit Büroflächen angedacht. Das wurde auch bis 2016 so verfolgt und sorgte im Kreistag auch für Kritik. Vor allem den Unabhängigen war das zu groß und zu teuer. Sie schlugen unter anderem vor, neue Büroflächen am nahen Milchwerk anzumieten. Im vergangenen Jahr schob der Kreistag das Projekt, weil der finanzielle Spielraum unter anderem durch ein wachsendes Klinik-Defizit, schrumpfte.
In einer Arbeitsgruppe im Landratsamt wurde über Alternativen nachgedacht – heraus kam der jetzt auf dem Tisch liegende Vorschlag. Der West-Anbau ist deutlich kleiner und günstiger als eine Überbauung des Parkplatzes und bietet große Vorteile für eine bessere Anordnung in puncto Kundenfreundlichkeit. Das überzeugte offensichtlich – ohne große Diskussion stimmten die Kreisräte zu. Die Angestellten des Landkreises brauchen vernünftige Arbeitsplätze, so die Wortmeldungen zusammengefasst. Reinhard Herb (CSU) hatte eine technische Anregung: Der Anbau könnte doch in Holzbauweise ausgeführt werden, am besten mit Rohstoff aus den Wäldern im Wittelsbacher Land.
Aber was ist beim Verzicht auf ein Parkdeck dann mit der beklagten Parkplatznot am Landratsamt? Laut Burkhart reichen die vorhandenen Parkplätze nach der Stellplatzsatzung der Stadt auch mit dem Neubau und zusätzlichen Mitarbeitern, die dann dort arbeiten, aus. Das Problem seien die vielen Fremdparker auf dem Gelände. Und die sollen künftig mit einer Schranke ferngehalten werden. Das heißt: Mitarbeiter haben einen Zugang und Kunden der Kreisbehörde bekommen eine Marke, damit sich die Schranke beim Ausfahren wieder öffnet.