Der Mensch und seine Sehnsüchte
Sechs Lechkiesel stellen in der Landsberger Säulenhalle aus. Es geht ums Dasein
Kissing/Landsberg „Dasein“– ein durchaus zweideutiger Begriff: Er meint das Leben an sich, aber auch die Anwesenheit, das „Dasein“. Die Künstlergruppe Sixart bezieht sich in ihrer aktuellen Ausstellung „Dasein“auf Ersteres. In der Landsberger Säulenhalle zeigen die sechs Künstler, die alle zum Kreis der Kissinger Lechkiesel gehören, teilweise sehr persönliche Ansichten zum Thema, geben tiefe Einblicke in ihr Denken und Fühlen. Ihre Herangehensweisen, ihr Ausschöpfen künstlerischer Techniken sind dabei völlig unterschiedlich. Die Art, wie sie „Dasein“ausdrücken, wie sie es umsetzen und sichtbar zu machen versuchen, zeugt zudem von teilweise konträren Charakteren.
Da ist die Leichtigkeit einer Ursula Roll, die sich auf mehreren Bahnen mit der Genesis auseinandersetzt und dabei das ursprüngliche Chaos dank zarter Farben freundlich und so gar nicht bedrückend wirken lässt. Bei ihr ist ein leichter Trend zur figürlichen Malerei auszumachen, bei längerem Betrachten schälen sich aus der Abstraktion von „In Gedanken“beispielsweise Gesichter heraus. Für Gernot Kragl ist die Malerei eine Art Prozess, gut für Geist und Seele. „Meine Bilder sind Wohlfühlorte und Kraftorte zugleich“, sagt der Künstler. Das bezieht sich vor allem auf die Entstehung. Kragl verwendet Öl, er spachtelt, arbeitet in vielen Schichten, lässt das Bild quasi nach vorn „wachsen“. Für ihn ist Farbe das Ausdrucksmittel, entsprechend kräftig ist sie. Bei einer Serie kleinerer Arbeiten zeigt er aber auch eine andere, eine sanfte, zurückgenommene Seite. Ute Reinhardt hat abstrakte, nicht greifbare Begriffe aus der Gefühlswelt auf die Leinwand gebracht. Wie, zum Beispiel, muss man sich eine „Himmelsleiter“vorstellen? Für Reinhardt steht sie fest auf der Erde, verliert sich in der Dunkelheit des Alls. Was bedeutet uns Materie, das Material, aus dem alles kommt? Und was passiert, wenn sich Veränderungen ergeben? Die Künstlerin denkt malerisch an „Schmelzendes Eis“oder an sich bewegende „Gesteinswelten“. Der in Kaufering lebende und arbeitende Alexander Hupfer beschäftigt sich generell mit dem Menschen und seinen Sehnsüchten, aber auch mit dessen Art, die Welt zu verändern. Und gewinnt weniger schönen Dingen durchaus auch sehenswerte Seiten ab: So hat er beispielsweise das ausgeräumte Landsberger Lechland hervorragend künstlerisch umgesetzt. Sein „Lost Places Kaufland Landsberg“ist von eindrucksvoller Tiefe. Zwischen Säulen scheint sich der Raum unendlich nach hinten fortzusetzen.
Wohl am meisten ins Innere eines Menschen, in Gedanken und Gefühle vorgedrungen ist Margot Marquardt. „Leere“: Ein leerer Glaswürfel, darin eingeschlossen ein philosophischer Text – ihre Objekte machen geheime Gefühle sichtbar. Eine filigrane Drahtarbeit verdeutlicht, wie schwer, gefährlich und doch zuweilen notwendig ein „Ausstieg“
Schmelzendes Eis und bewegende Gesteinswelten
ist. „Drei Schwestern“– reden sie miteinander, schauen sie aneinander vorbei? Der Betrachter wird förmlich aufgefordert, sich eigene Gedanken zu machen. „Gewichtigste“Kunst ist von Hans-Jürgen Vogel zu sehen. Der Künstler zeigt zwei überlebensgroße Figuren aus gelötetem Metallblech, denen die Korrosion in voller Absicht zugesetzt hat und die damit auch die menschliche Vergänglichkeit deutlich machen. „Dasein“Künstlergruppe SIXART, Öffnungszeiten bis einschließlich Sonntag, 18. November, täglich von 14 bis 18 Uhr.