„Der Politiker im Rollstuhl“spricht über seine Erfahrungen
CSU-Stadtrat Benedikt Lika empfiehlt Menschen mit Behinderung, sich zu engagieren – weil es sich lohnt
Herr Lika, seit viereinhalb Jahren sind Sie jetzt Stadtrat. Wie fällt Ihre ganz persönliche Bilanz aus?
Benedikt Lika: Sie sieht für mich positiv aus. Ich kann auf einige Projekte zurückblicken, die ich nicht nur angestoßen, sondern auch schon zur Umsetzung gebracht habe.
Welche sind da zu nennen?
Lika: Zum Beispiel das barrierefreie Katastrophenwarnsystem Nina oder die Einrichtung einer Inklusionsbeauftragten in der Verwaltungsebene, die nicht nur den Beraterkreis In- klusion betreut, sondern vor allem den Aktionsplan der Inklusion der Stadt bearbeitet und entwickelt, zusammen mit einer guten Öffentlichkeitsentwicklung. Im Plan sind Projekte, wie die barrierefreie Erschließung des Standesamtes und des Schaezlerpalais. Diese Projekte sind nun endlich mit ausreichenden Finanzmitteln untermauert und werden zeitnah umgesetzt. Ach ja, bevor ich dies vergesse: Das Thema „Inklusion“ist im Spielplatzentwicklungskonzept aufgenommen worden. Sie sitzen im Rollstuhl und sind mitunter auf Unterstützung angewiesen. Wie erleben Sie den Umgang von Stadtratskollegen mit Ihrer Behinderung?
Lika: Der Umgang mit den Kollegen ist durchweg kollegial und wertschätzend gegenüber meiner Person. Irgendwelche Ressentiments gegenüber meiner Behinderung habe ich nicht bemerkt. Die Kollegen haben sehr rasch im Umgang und Kennenlernen meiner Person gemerkt, dass ich keine fürsorgliche Extrabehandlung erwarte oder auch einfordere. Werden Sie im Wahljahr 2020 weiter zur Verfügung stehen und erneut kandidieren?
Lika: Ja. Ich möchte meinen Erfahrungshorizont zum Wohl meiner Heimatstadt einbringen.
Würden Sie Menschen, die eine Behinderung haben, aufgrund der von Ihnen gemachten Erfahrungen empfehlen, sich parteipolitisch zu engagieren? Lika: Auf jeden Fall empfehle ich Menschen mit Behinderung, dass sie sich parteipolitisch einbringen. Ich halte es sogar für eine Bringschuld von uns Menschen mit Behinderung, dass wir uns und unsere Expertise in die Politik einfließen lassen. Denn nur dann wird Inklusion gelingen.
OInterview: Michael Hörmann
Zur Person „Der Politiker im Rollstuhl“, so hat sich Benedikt Lika selbst bezeichnet, als er bei der Kommunalwahl im Jahr 2014 für die CSU in den Augsburger Stadtrat eingezogen ist. Lika, 36, sitzt im Rollstuhl und benötigt ein Sauerstoffgerät.