Von Pomp und Puppen
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pätestens seit seinem „Tannhäuser“und seinem „Lohengrin“ist Richard Wagner ein Fall auch für knackige Persiflagen sowie bissige Satire. Und als er später seinen „Ring des Nibelungen“schrieb, da folgte bald die Oscar-StrausOperette „Die lustigen Nibelungen“mit einem Siegfried als Schaumweinfabrikanten – und auch die Verballhornung des Tetralogie-Titels: „Der Ring, der nie gelungen“.
„Der Ring, der nie gelungen“– das wollen wir auf keinen Fall behaupten nach dem Besuch der brandneuen Puppenkisten„Ring“-Produktion nach Richard Wagner! Was haben wir uns gefreut über die zwei Raben Wotans und den dampfschnaubenden Drachen Fafner! Allerliebst. Und gefallen hat auch, wie es funkt zwischen Siegmund und Sieglinde, Siegfried und Brünnhilde. Herzschmerz. Da kommt zusammen, was zusammen gehört – auch wenn es tragisch endet.
Aber wir haben auch ein wenig gestaunt. Dafür, dass der Witz des ganzen Unternehmens dem Umstand entspringt, dass hier die pathetische, monumentale Musik Wagners auf eine abgekürzte, eingedampfte Story und niedlich geschrumpfte Puppenfiguren trifft (beziehungsweise treffen könnte), dafür war denn doch ein bisschen zu wenig Richie Wagner zu hören. Stattdessen des Öfteren Hollywood-Sound, auch Jazz und moderne Unterhaltungsmusik.
Dabei hätte man sich doch – bearbeitend, arrangierend – schamlos bedienen können bei rund 14 Stunden originaler WagnerMusik, Highlights wie Feuerzauber, Walkürenritt und Siegfrieds Trauermarsch eingeschlossen. Musikalischer Pomp und klingende Feierlichkeit zu putzigen, goldigen Puppen: Das hätte doch ein reizendes Spannungsverhältnis ergeben können.
durchgehend *** „Intermezzo“ist unsere Kulturkolumne, in der Redakteure schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.