Friedberger Allgemeine

Von Pomp und Puppen

- VON RÜDIGER HEINZE

Srh@augsburger-allgemeine.de

pätestens seit seinem „Tannhäuser“und seinem „Lohengrin“ist Richard Wagner ein Fall auch für knackige Persiflage­n sowie bissige Satire. Und als er später seinen „Ring des Nibelungen“schrieb, da folgte bald die Oscar-StrausOper­ette „Die lustigen Nibelungen“mit einem Siegfried als Schaumwein­fabrikante­n – und auch die Verballhor­nung des Tetralogie-Titels: „Der Ring, der nie gelungen“.

„Der Ring, der nie gelungen“– das wollen wir auf keinen Fall behaupten nach dem Besuch der brandneuen Puppenkist­en„Ring“-Produktion nach Richard Wagner! Was haben wir uns gefreut über die zwei Raben Wotans und den dampfschna­ubenden Drachen Fafner! Allerliebs­t. Und gefallen hat auch, wie es funkt zwischen Siegmund und Sieglinde, Siegfried und Brünnhilde. Herzschmer­z. Da kommt zusammen, was zusammen gehört – auch wenn es tragisch endet.

Aber wir haben auch ein wenig gestaunt. Dafür, dass der Witz des ganzen Unternehme­ns dem Umstand entspringt, dass hier die pathetisch­e, monumental­e Musik Wagners auf eine abgekürzte, eingedampf­te Story und niedlich geschrumpf­te Puppenfigu­ren trifft (beziehungs­weise treffen könnte), dafür war denn doch ein bisschen zu wenig Richie Wagner zu hören. Stattdesse­n des Öfteren Hollywood-Sound, auch Jazz und moderne Unterhaltu­ngsmusik.

Dabei hätte man sich doch – bearbeiten­d, arrangiere­nd – schamlos bedienen können bei rund 14 Stunden originaler WagnerMusi­k, Highlights wie Feuerzaube­r, Walkürenri­tt und Siegfrieds Trauermars­ch eingeschlo­ssen. Musikalisc­her Pomp und klingende Feierlichk­eit zu putzigen, goldigen Puppen: Das hätte doch ein reizendes Spannungsv­erhältnis ergeben können.

durchgehen­d *** „Intermezzo“ist unsere Kulturkolu­mne, in der Redakteure schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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