Friedberger Allgemeine

Hilfe aus Friedberg lindert Not in Afrika

Der Verein Ubuntu kann sich auf seine Unterstütz­er verlassen. Zu ihnen gehört auch der Rotary Club, der zu Beginn der Weihnachts­zeit ein Benefizkon­zert für das kenianisch­e Dorf Kasuna organisier­t

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Ob die Kräuterwei­ber vom Altstadtfe­st, der Landfrauen­chor oder die Absolvente­n der Berufliche­n Oberschule im Wittelsbac­her Land – die Ubuntu-Hilfe hat viele Unterstütz­er. Zu ihnen gehört auch der Rotary Club Friedberg, der am Freitag, 30. November, ein Benefizkon­zert mit der A-cappellaGr­uppe „Greg is Back“in der Stadtpfarr­kirche St. Jakob organisier­t. Der Erlös ist für den Aufbau einer Optikerwer­kstatt im kenianisch­en Dorf Kasuna bestimmt.

2009 besuchten der Friedberge­r Arzt Tobias Lutz und seine Frau Brenda Orimba-Lutz, die selbst aus Kenia stammt, erstmals das kleine Dorf im Westen des afrikanisc­hen Landes. Lutz war im Rahmen eines medizinisc­hen Auslandsei­nsatzes dort tätig und fand Verhältnis­se vor, die ihn nicht mehr ruhen lassen sollten. Ein Großteil der etwa 3000 Einwohner lebt unterhalb der Armutsgren­ze. Dreivierte­l der Bevölkerun­g in dem Distrikt gelten als aidsinfizi­ert.

Ein Jahr später gründete das Ehepaar Lutz mit Freunden den Verein Ubuntu. Das Wort aus der Bantusprac­he lässt sich am Besten übersetzen mit „menschlich­er Güte“, „Menschlich­keit“, „Mitgefühl“oder „Großherzig­keit“. Ubuntu unterstütz­t den Aufbau von Bildungsei­nrichtunge­n, Einzelfall­hilfen für Menschen in Not und die medizinisc­he Versorgung, um die Armut in Kasuna zu bekämpfen. Die Projekte werden von Mitarbeite­rn ehrenamtli­ch umgesetzt, die langjährig­e Erfahrung in Afrika haben. Mehrmals im Jahr besuchen und betreuen Mitglieder des Ubuntu-Vereins die Projekte persönlich.

So wurde 2014 ein Kindergart­en eingeweiht, der Platz für eine altersgere­chte Betreuung bietet und 140 Mädchen und Buben auf die Schule vorbereite­t. Ubuntu fördert den Aufbau der Kasuna Primary School, in der inzwischen rund 1000 Kinder unterricht­et werden, mit dem Bau und der Ausstattun­g von Klassenzim­mern, mit der Beschaffun­g von Unterricht­smaterial und der Finanzieru­ng der Schulspeis­ung für 800 Personen. Und schließlic­h eröffnet eine Berufsschu­le den jungen Afrikanern Chancen für ein selbstbest­immtes Leben als Schneideri­n und Friseurin, als Schreiner oder Automechan­iker.

Im selben Gebäude werden gerade eine Zahnarztpr­axis und eine Optikerwer­kstatt eingericht­et. Die Ge- sind derzeit unterwegs nach Afrika. In einem weiteren Raum stehen sechs Krankenbet­ten bester Qualität, die in Deutschlan­d ausgemuste­rt wurden, weil sie nicht mehr der Norm entsprache­n. Jetzt dienen sie als Palliativs­tation, auf der unheilbar kranke Menschen in Würde sterben können. Gleich nebenan behandeln Ärzte, die einmal im Jahr ehrenamtli­ch und kostenlos nach Kasuna kommen, ihre Patienten.

Unter der Betreuung von Ubuntu haben sich die Witwen des Ortes zu einer eigenen Gruppe zusammenge­schlossen, die Felder bewirtscha­ftet und Hühner züchtet und so den eigenen Lebensunte­rhalt verdient. Seit Anfang 2016 steht auch eine Maismühle auf dem Ubunturäte Grundstück zur Verfügung, sodass die Ernte vor Ort weitervera­rbeitet werden kann. Der Verein Ubuntu unterstütz­t die Farming-Frauen durch Pacht von Feldern und Beschaffun­g von Dünger und Saatgut. Pro Person gibt es 100 Dollar als Startkapit­al. Mit diesem Geld kann ein Gewerbe auf dem Markt gestartet werden. Die Frauen stützen sich gegenseiti­g und legen von ihrem erwirtscha­fteten Geld etwas zur Seite. Wenn wieder 100 Euro zusammen sind, wird eine andere Frau in die Gruppe aufgenomme­n und kann mit diesem Geld starten.

Bei all dem gilt: „Wir möchten dort nicht als Schulmeist­er auftreten und zeigen, wo es lang geht“, sagt Tobias Lutz’ Vater Wolfgang, der selbst regelmäßig nach Kasuna reist: „Wir sind vor allem bemüht, die Menschen vor Ort in den ganzen Prozess mit einzubezie­hen, ihnen zu vertrauen und Verantwort­ung zu geben. Die Maßstäbe der Menschen dort sind andere als unsere.“Am meisten freut es Wolfgang Lutz und die übrigen Mitstreite­r der UbuntuHilf­e, wenn die Projekte zum Selbstläuf­er werden und sie sich zurückzieh­en können. So wie in Kisumu, der drittgrößt­en Stadt Kenias. Mit Unterstütz­ung aus Deutschlan­d ist dort ein Haarsalon, in dem 14 Absolventi­nnen der Berufsschu­le von Kasuna beschäftig­t sind und ihr Auskommen finden.

Der Rotary Club Friedberg unterstütz­t die Ubuntu-Hilfe seit Jahren. So flossen erst heuer wieder 10 000 Euro aus der Kasse des klubeigene­n Hilfswerks. Aber auch einzelne Mitglieder engagieren sich regelmäßig – etwa bei einer Computersp­ende für die Berufsschu­le oder bei der Finanzieru­ng eines ganzen Klassenzim­mers. Nicht lange bitten ließen sich die Rotarier auch im Fall des kleinen Dancan. Der Bub war mit einem vierfachen Herzfehler und Klumpfüßen zur Welt gekommen und erhielt mit Unterstütz­ung aus Friedberg die lebenswich­tigen Operatione­n. Wie Dancan konnte auch der inzwischen achtjährig­e James nicht auf eigenen Füßen stehen: Ein Feuer hatte seine Beine verstümmel­t, die bei einer komplizier­ten Operation rekonstrui­ert wurden. Inzwischen spielen die beiden Buben sogar Fußball.

Hubert Ströbel vom Rotary Club Friedberg organisier­t nun das Benefizkon­zert in der Stadtpfarr­kirche, dessen Erlös ebenfalls für die Menschen in Kasuna gedacht ist. Wenn am Freitag, 30. November, um 20 Uhr die Buden des karitative­n Christkind­lmarktes rund um St. Jakob schließen, dann geht drinnen das soziale Engagement also weiter. „Greg is Back“präsentier­t weihnachtl­iche Melodien, für die Chorleiter Martin Seiler die Arrangemen­ts geschriebe­n hat.

Ogibt es im Vorverkauf unter www.hoermann-reisen.de/rotary

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Fotos: Ubuntu-Hilfe In der Schneiderw­erkstatt von Kasuna lernen die jungen Leute ein Handwerk, das ihnen ein Leben in Selbstbest­immung ermöglicht.
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Die Unterricht­sräume der Berufsschu­le wurden mit Schulbänke­n aus der Schweiz ausgestatt­et, die ungefähr 40 Jahre alt, aber von bester Qualität sind.
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Neben der Berufsschu­le steht der Wasserturm. Eine Pumpe fördert das Wasser aus 60 Meter Tiefe.
 ??  ?? Eigene Toilettenh­äuser sorgen in der Primary School und der Berufsschu­le für hygienisch­e Verhältnis­se.
Eigene Toilettenh­äuser sorgen in der Primary School und der Berufsschu­le für hygienisch­e Verhältnis­se.
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James und Dancan können nach erfolgreic­her Operation gehen: Der Schuhkauf in Kisumu war für die beiden ein Festtag.

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