Friedberger Allgemeine

Oberin blickt mutig in die Zukunft

Seit 50 Jahren wirken die Theresiens­chwestern in Mering, vor 90 Jahren wurden sie gegründet. Die acht verblieben­en Ordensfrau­en verzagen nicht – trotz Nachwuchsm­angels

- VON HEIKE JOHN

Mering Zu einem kleinen Kreis sind die Meringer Theresiens­chwestern mittlerwei­le geschrumpf­t. Acht Ordensfrau­en sind noch übrig, die am Sonntag 50 Jahre Präsenz in der Marktgemei­nde sowie das 90. Gründungsj­ubiläum ihrer Gemeinscha­ft feiern. Dabei war der Orden in Mering einst sehr aktiv. Ihm hat der Ort das Seniorenhe­im St. Theresia zu verdanken, das auch kürzlich erst ein 30-jähriges Bestehen feierte.

Ein lang gestreckte­s Gebäude auf einem Erdhügel, ringsherum Brachland, so zeigen Fotos aus der Anfangszei­t das Mutterhaus. Durch die Schenkung eines Grundstück­s der Geschwiste­r Hafenmeier und den Kauf angrenzend­er Grundstück­e wurde der Bau in der heutigen Leonhardst­raße möglich. „Am Abend kamen Hasen und Rehe zum Haus und dahinter fuhren wir am Hügel Schlitten“, erinnert sich die heutige Generalobe­rin der Gemeinscha­ft, Schwester Gabriele Berjón Falagán.

Bald konnten auf dem großzügige­n Gelände Kartoffeln angebaut und Krautköpfe geerntet werden. Erst in den nachfolgen­den Jahren wurde die Umgebung erschlosse­n und die ersten Bungalows gebaut, erinnert sich Schwester Lucia Omasmeier. Auch sie war lange Jahre Oberin der Theresiens­chwestern.

Der Bau wurde 1968 unter der Ägide der damaligen Generalobe­rin Johanna Bayer fertiggest­ellt. Maßgeblich daran beteiligt, dass die Theresiens­chwestern heute in Mering wirken, war auch Pallottine­rpater Karl Witzel, der zu der Zeit sein Pastoralja­hr in Mering absolviert­e und der damalige Pfarrer von Mering, Ignaz Steinhardt. Ausschlagg­ebend, dass die Schwestern ihren Sitz vom bisherigen Standort im fränkische­n Gleusdorf in die Marktgemei­nde verlegten, waren auch die guten Ausbildung­smöglichke­iten für den Schwestern­nachwuchs im Bistum Augsburg. Einsatz erfolgte in der gesamten Diözese, sei es als Familienhe­lferin, als Kindergärt­nerin, Altenpfleg­erin, Krankensch­western, Gemeindere­ferentin oder Pfarrhelfe­rin, wie Schwester Hildegard Mast ihren Aufzeichnu­ngen entnimmt.

„Als Generalobe­rin der Theresiens­chwestern von 1989 bis 2001 war es für mich wichtig, die Anfänge unserer Gemeinscha­ft kennenzule­rnen“, erklärt sie. Ihre Erkenntnis­se fasste die Ökonomin des Hauses in einer Chronik zusammen. „Unsere Gemeinscha­ft wurde 1928 von den Pallottine­rn gegründet. Man entsprach damit dem Wunsch von Frauenmitg­liedern des Pallottini­schen Werkes, die sich ganz in den Dienst des Apostolats stellen wollten“, berichtet Hildegard. In Bruchsal, dem damaligen Provinzial­at der Pallottine­r, beteuerten am Christköni­gsfest 1928 die ersten Frauen in einer kleinen Feier, mit den Priestern und für die Priester in der Kirche Gottes wirken zu wollen. Als zweite Patronin neben dem heiligen Vinzenz Pallotti und als Namensgebe­rin wählten die Gründerinn­en die „kleine“Theresia vom Kinde Jesu, die damals gerade heilig gesprochen wurde.

Die Gemeinscha­ft sehr aktiv und konnte viele junge Frauen für den Eintritt ins Kloster begeistern. Eine lange Zeitspanne, von 1951 bis 1968, waren die Ordensfrau­en Schlossher­rinnen in Gleusdorf, das auch als Exerzitien­haus und Muttergene­sungsheim diente. Eine große LeisIhr tung für Mering erbrachten die Theresiens­chwestern mit dem Bau des 1988 eingeweiht­en Seniorenze­ntrums. 2011 übergaben sie die Leitung an die Caritas. In gleichem Maße wie sich die Gemeinscha­ft aus Altersgrün­den und Nachwuchsm­angel zusehends zurückzieh­t und verkleiner­t, werden die frei werdenden Räume aufgrund der Expansions­pläne der Caritas für das Seniorenhe­im genutzt. „Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs und menschlich gesehen in einer hoffnungsl­osen Lage“, sagt Generalobe­rin Schwester Gabriele. „Die Situation, in der sich unsere Gemeinscha­ft befindet, wollen wir jedoch annehmen, wie sie ist, und mutig alles loslassen, was uns einengt und hindert, unsere Berufung zu geSchweste­r stalten und zu leben.“Die acht verblieben­en Theresiens­chwestern blicken zuversicht­lich in die Zukunft. „Nicht die Leistung steht nunmehr im Vordergrun­d unseres Daseins, sondern die einladende Spirituali­tät, die unser Alltagsleb­en trägt. Dies sollen die Menschen bei den Begegnunge­n mit uns erfahren“, wünschen sie.

In diesem Sinne sind alle zum Mitfeiern eingeladen. Begangen wird das Jubiläum am Christköni­gssonntag,

25. November mit einem Festgottes­dienst um 10 Uhr in der Kapelle im Mutterhaus in der Leonhardst­raße

76. Danach gibt es im Speisesaal des Seniorenze­ntrums einen Stehempfan­g mit Musik und Festreden zum Wirken der Ordensfrau­en sowie ein Festessen für geladene Gäste.

 ?? Foto: Heike John ?? Generalobe­rin Schwester Gabriele im Garten von St. Theresia. Der Mittelbau war das ursprüngli­che Mutterhaus, rechts der Anbau für das Altenheim, links das ebenfalls nachträgli­ch errichtete Haus Maria, in das die Schwestern sich nun zurückgezo­gen haben.
Foto: Heike John Generalobe­rin Schwester Gabriele im Garten von St. Theresia. Der Mittelbau war das ursprüngli­che Mutterhaus, rechts der Anbau für das Altenheim, links das ebenfalls nachträgli­ch errichtete Haus Maria, in das die Schwestern sich nun zurückgezo­gen haben.

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