Und was schenken Sie?
„Schöne Bescherung!?“heißt eine kleine Schau im Museum in Maihingen. Gezeigt wird, was so unterm Baum liegt – von 1900 bis heute. Der Besuch kann zur herrlichen Zeitreise werden
Maihingen Selbst gemachte Socken finden Sie langweilig? Dann hören Sie sich doch mal an, was ein Mann über das Traditionsgeschenk seiner Schwiegermutter erzählt. Weihnachtsbäume finden Sie überflüssig? Dann gucken Sie sich doch mal den etwas mickrigen Weihnachtsbaum an, der im Ersten Weltkrieg an die Front geschickt wurde. Es ist eine sehr kleine, aber liebevoll gestaltete Ausstellung, die ab heute ins Museum KulturLand Ries nach Maihingen einlädt. „Schöne Bescherung!?“ist ihr Titel. Gezeigt wird nicht nur eine Auswahl an Präsenten, die in der Zeit um 1900 bis heute unterm Baum lagen, gefragt werden die Besucher auch nach ihren eigenen schönsten Geschenkerlebnissen.
Ob der Wunsch nach einem weißen Schürzchen und dem Regenmantel für die Puppe 1870 erfüllt wurde, wissen wir nicht. Nur der in schönster Schrift verfasste Wunschzettel ist uns erhalten. Klar ist auch: Je schlechter die Zeiten, umso praktischer die Geschenke. Die lange, warme Unterhose oder der Woll- hatte in Kriegszeiten einen anderen Wert als heute. Was aber geblieben ist: Beschenkt werden vor allem Kinder. Auch wenn hier natürlich auffällt, dass gerade in früheren Zeiten das Spielzeug öfter selbst gemacht wurde. So stehen auch in Maihingen beispielhaft für die Weihnachtsgaben in Zeiten des Zweiten Weltkrieges eine aus Holz geschnitzte Puppenwiege und ein Holzpferdchen auf Rollen. Ingrid Rickstat hat die Ausstellung konzipiert. Sie findet bemerkenswert, wie stark früher die Gaben zwischen den Geschlechtern getrennt waren. Der Tochter wurde um 1900 eher ein „Kugelmosaik“überreicht, dem Bub ein Baukasten oder Spielzeugsoldaten aus Zinn. Schön anzusehen sind auch Präsente in Groß und Klein: so etwa die Rührschüssel für die Mutter und die Puppen-Rührschüssel für die Tochter, die elektrischal sche Säge für den Papa und die Miniaturausgabe für den Sohn.
Wer in die denkmalgeschützte Klosteranlage nach Maihingen fährt, sollte aber nicht nur die Weihnachtsausstellung besuchen. Eine wunderbare Zeitreise für die ganze Familie bietet die Dauerausstellung „300 Jahre Alltagskultur im Ries“. Was hier an Kleidung und Möbeln präsentiert wird, ist großartig. Einen Schwerpunkt bildet die medizinische Versorgung von damals mit nachgebauten Praxisräumen. Außerdem kann ein früheres Milchgeschäft, ein Friseursalon und ein Klassenzimmer aus alter Zeit besichtigt werden. Die Entwicklung der Unterhaltungstechnik wird ebenso gezeigt wie der Fortschritt bei den Haushaltsgeräten. Und die jüngeren Besucher dürfen an vielen Stellen selbst aktiv werden. Langweilig findet das sicher niemand.
OInformationen Geöffnet ist die Schau von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 13 bis 17 Uhr. Mehr zu den Ausstellungen und den Veranstaltungen im Museum in Maihingen finden Sie im Internet unter: www.museumkulturlandries.de