Unbequeme Christen
In „Die Wege des Herrn“geht es um eine konservative Pfarrersfamilie
Der dänische Serienschöpfer Adam Price hat es mit großen Themen. Sechs Jahre nach „Borgen – Gefährliche Seilschaften“um Aufstieg und Fall einer Ministerpräsidentin konfrontiert er ArteZuschauer von diesem Donnerstag an mit der Gretchenfrage: Wie hast du’s mit der Religion? „Die Wege des Herrn“erzählt am Beispiel einer Kopenhagener Pfarrersfamilie, woran Menschen glauben und was ihr Glaube mit ihnen macht.
Zentralfigur ist Johannes (Lars Mikkelsen), Pfarrer in neunter Generation, ein raumgreifender Charismatiker und Familienpatriarch. Nach außen hin gibt sich der 60-Jährige als moderner Mann, heizt der Gemeinde mit flammenden Predigten ein – aber in seiner Familie führt der Bischofsanwärter, Quartalssäufer und notorische Fremdgeher ein eher alttestamentarisches Regime. Ehefrau (Ann Eleonora Jørgensen) und Söhne leiden unter seiner selbstgerechten Art.
Johannes’ Familie gerät ins Schleudern, als eine liberal eingestellte Frau Bischöfin von Kopenhagen wird. Johannes Lieblingssohn August geht als Militärgeistlicher in den Nahen Osten und beginnt nach seiner Heimkehr mit Gott zu hadern. Sowohl der Vater als auch der Sohn ecken mit ihrer zuweilen drastischen Auffassung des Christseins immer wieder an, jeder Kontakt mit der Chefin wird zum Debakel. Bis im Pfingstgottesdienst schließlich etwas für moderne Gläubige sehr Herausforderndes passiert.
„Die Wege des Herrn“ist nicht nur etwas für Christen. Sie ist etwas für alle, die gern in Kinoästhetik unter dänischen Designlampen die wichtigen Fragen des Lebens verhandelt sehen.