Friedberger Allgemeine

Merkel geht nach Harvard

Kanzlerin hält im Mai die Festrede für die Absolvente­n der US-Topunivers­ität

- VON GREGOR PETER SCHMITZ

Wer in Deutschlan­d seinen Uni-Abschluss erwirbt, ist oft froh, wenn er die Kopie mit der Post bekommt und sie nicht in einem muffigen Bürogebäud­e selber abholen muss. Wer in Harvard seinen Abschluss erwirbt, dem wird eine ganze Festwoche spendiert, die sogenannte Commenceme­nt Week – was wie Neuanfang heißt, schließlic­h soll das erfolgreic­he Leben nach dem Abschluss erst richtig losgehen. Die Absolvente­n feiern dann viel, trinken noch mehr – und wer noch fit genug ist, lauscht im festlichen Talar am Ende dem Commenceme­nt Speaker.

Wer das ist, darum wird jedes Jahr ein großes Geheimnis gemacht. Talkshowle­gende Oprah Winfrey hatte schon die Ehre, Internetpi­onier – und Harvard-Abbrecher – Mark Zuckerberg auch, der in seiner Rede selbstiron­isch scherzte, diese Rede sei das Erste, das er in Harvard zu Ende bringe. Oft sind es aber auch Politpromi­s, so wie dieses Jahr: Angela Merkel. „Eine der weltweit einflussre­ichsten Führungspe­rsönlichke­iten“, so die Universitä­t am Freitag, spreche dort Ende Mai zu den Abgängern.

Merkel ist nicht die erste Deutsche, der diese Ehre zuteil wird – ExKanzler Konrad Adenauer sprach schon an der Top-Universitä­t, Helmut Kohl auch, der ehemalige Bundespräs­ident Richard von Weizsäcker ebenfalls. Ohnehin ist die Universitä­t, an der es ein renommiert­es Center for German and European Studies gibt, Deutschlan­d sehr zugetan.

Wohl weil Harvard die deutsche Politik genau verfolgt, war das Timing so präzise – während gerade in Hamburg Merkels Nachfolge verhandelt wurde, kam die Ankündigun­g. Man kann dies durchaus auch als Seitenhieb auf Donald Trump werten, der an der liberalen Uni verhasst ist. Merkel, über deren Abgang Trump froh ist, wird dort willkommen geheißen. Trump hingegen ist weiterhin unerwünsch­t.

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