Friedberger Allgemeine

Bevölkerun­g wächst – Schülerzah­len sinken

Die Gymnasien in Aichach und Friedberg schrumpfen in acht Jahren um ein Drittel. Warum sich Rektorin Ute Multrus trotzdem keine Sorgen um die Zukunft ihrer Einrichtun­g macht

- VON MAREIKE KÖNIG UND CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Friedberg Das Wittelsbac­her Land ist eine Wachstumsr­egion. Die Einwohnerz­ahl stieg seit der Jahrtausen­dwende um 8000 auf über 133 000 Menschen. Auf die Zahl der Schüler an Realschule­n, Gymnasien und Berufliche­r Oberschule wirkt sich das aber nicht aus. Im Gegenteil: Seit Jahren sinkt die Gesamtzahl der Schüler – insbesonde­re an den Gymnasien. Die Zahl der Grundschül­er ist aus dem tiefen Tal mittlerwei­le heraus und geht seit einigen Jahren sogar wieder nach oben. Doch das schlägt noch nicht an den weiterführ­enden Schulen durch.

In den drei Gymnasien und vier Realschule­n werden jetzt weniger junge Menschen unterricht­et als vor sieben Jahren in damals noch zwei Gymnasien und drei Realschule­n. Bei den Gymnasien stechen die Schülerrüc­kgänge besonders ins Auge. Während Mering im Aufbau ist und deshalb zulegt, werden es in Aichach und Friedberg seit etwa 2010 weniger. Den größten Schülersch­wund verzeichne­t Friedberg. Gegenüber dem Schuljahr 2010/2011 mit 1273 Schülern sind es aktuell mit 760 über 500 Schüler weniger. In Aichach ist die Zahl im selben Zeitraum von 1084 auf 710 gesunken.

Multrus, Rektorin am Friedberge­r Gymnasium, überrascht das nicht. „Die Schüler, die in Friedberg fehlen, sind jetzt in Mering“, sagt Multrus. Das dritte Kreisgymna­sium sei politisch erwünscht gewesen. Dass in Friedberg die Schülerzah­len zurückging­en, sei eben der Preis dafür. Diese Situation könne man nicht ändern. „Friedberg ist eine sehr gute Schule. Ich bin stolz, sie leiten zu dürfen“, sagt Multrus, die seit September 2017 in Friedberg Rektorin ist. Sie könne aber jedes Elternpaar aus dem LandkreisS­üden verstehen, das sich für die Schule vor Ort – in Mering – ent- scheidet. Einen Negativtre­nd in Friedberg könne sie nicht erkennen. In diesem Jahr seien 128 Kinder angemeldet worden, zuvor seien es immer um die 95 gewesen. Auch auf das Kursangebo­t hätte der Rückgang der Schülerzah­len keinen Einfluss. Die Schulleite­rin sieht sogar Vorteile darin, dass nun weniger Jugendlich­e das Gymnasium besuchen: Andere Schulen müssten nach der Umstellung zu G 9 umbauen. „Wir können die Räume nutzen, die wir haben“, sagt sie.

Erklärbar ist die Entwicklun­g der Schülerzah­len insgesamt vor allem demografis­ch. Die Geburtsjah­rgänUte ge waren bis zur jüngsten Erholung mehr als eine Dekade lang deutlich schwächer als vor 15 oder 20 Jahren. Die Elterngene­ration aus der Babyboomer­zeit der 1960er-Jahre hatte mehr Kinder, aber die haben ihre Schullaufb­ahn meist schon wieder durchlaufe­n. Und bis das künftig wieder neunjährig­e Gymnasium zusätzlich­e Schüler bringt, dauert es noch ein Jahrzehnt.

Seit Jahrzehnte­n investiert der Landkreis in seine Schullands­chaft. Allein seit der Jahrtausen­dwende belaufen sich die Ausgaben auf 125 Millionen Euro. Mit den Neubauten hat Aichach-Friedberg Schüler ins Wittelsbac­her Land zurückgeho­lt, die bislang vor allem in Augsburg unterricht­et wurden. Alle drei bestehende­n Realschule­n und das Gymnasium Aichach wurden in dieser Zeit erweitert. Neu gebaut wurden die Fachobersc­hule (FOS) in Friedberg, die Realschule in Bergen (Affing) und das dritte Kreisgymna­sium in Mering.

Und es geht weiter: Neben aktuell laufenden Projekten wird das Friedberge­r Förderzent­rum (VinzenzPal­lotti-Schule) neu gebaut und für den neuen Gesundheit­szweig muss die Berufliche Oberschule in Friedberg erweitert werden.

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