Bevölkerung wächst – Schülerzahlen sinken
Die Gymnasien in Aichach und Friedberg schrumpfen in acht Jahren um ein Drittel. Warum sich Rektorin Ute Multrus trotzdem keine Sorgen um die Zukunft ihrer Einrichtung macht
Friedberg Das Wittelsbacher Land ist eine Wachstumsregion. Die Einwohnerzahl stieg seit der Jahrtausendwende um 8000 auf über 133 000 Menschen. Auf die Zahl der Schüler an Realschulen, Gymnasien und Beruflicher Oberschule wirkt sich das aber nicht aus. Im Gegenteil: Seit Jahren sinkt die Gesamtzahl der Schüler – insbesondere an den Gymnasien. Die Zahl der Grundschüler ist aus dem tiefen Tal mittlerweile heraus und geht seit einigen Jahren sogar wieder nach oben. Doch das schlägt noch nicht an den weiterführenden Schulen durch.
In den drei Gymnasien und vier Realschulen werden jetzt weniger junge Menschen unterrichtet als vor sieben Jahren in damals noch zwei Gymnasien und drei Realschulen. Bei den Gymnasien stechen die Schülerrückgänge besonders ins Auge. Während Mering im Aufbau ist und deshalb zulegt, werden es in Aichach und Friedberg seit etwa 2010 weniger. Den größten Schülerschwund verzeichnet Friedberg. Gegenüber dem Schuljahr 2010/2011 mit 1273 Schülern sind es aktuell mit 760 über 500 Schüler weniger. In Aichach ist die Zahl im selben Zeitraum von 1084 auf 710 gesunken.
Multrus, Rektorin am Friedberger Gymnasium, überrascht das nicht. „Die Schüler, die in Friedberg fehlen, sind jetzt in Mering“, sagt Multrus. Das dritte Kreisgymnasium sei politisch erwünscht gewesen. Dass in Friedberg die Schülerzahlen zurückgingen, sei eben der Preis dafür. Diese Situation könne man nicht ändern. „Friedberg ist eine sehr gute Schule. Ich bin stolz, sie leiten zu dürfen“, sagt Multrus, die seit September 2017 in Friedberg Rektorin ist. Sie könne aber jedes Elternpaar aus dem LandkreisSüden verstehen, das sich für die Schule vor Ort – in Mering – ent- scheidet. Einen Negativtrend in Friedberg könne sie nicht erkennen. In diesem Jahr seien 128 Kinder angemeldet worden, zuvor seien es immer um die 95 gewesen. Auch auf das Kursangebot hätte der Rückgang der Schülerzahlen keinen Einfluss. Die Schulleiterin sieht sogar Vorteile darin, dass nun weniger Jugendliche das Gymnasium besuchen: Andere Schulen müssten nach der Umstellung zu G 9 umbauen. „Wir können die Räume nutzen, die wir haben“, sagt sie.
Erklärbar ist die Entwicklung der Schülerzahlen insgesamt vor allem demografisch. Die GeburtsjahrgänUte ge waren bis zur jüngsten Erholung mehr als eine Dekade lang deutlich schwächer als vor 15 oder 20 Jahren. Die Elterngeneration aus der Babyboomerzeit der 1960er-Jahre hatte mehr Kinder, aber die haben ihre Schullaufbahn meist schon wieder durchlaufen. Und bis das künftig wieder neunjährige Gymnasium zusätzliche Schüler bringt, dauert es noch ein Jahrzehnt.
Seit Jahrzehnten investiert der Landkreis in seine Schullandschaft. Allein seit der Jahrtausendwende belaufen sich die Ausgaben auf 125 Millionen Euro. Mit den Neubauten hat Aichach-Friedberg Schüler ins Wittelsbacher Land zurückgeholt, die bislang vor allem in Augsburg unterrichtet wurden. Alle drei bestehenden Realschulen und das Gymnasium Aichach wurden in dieser Zeit erweitert. Neu gebaut wurden die Fachoberschule (FOS) in Friedberg, die Realschule in Bergen (Affing) und das dritte Kreisgymnasium in Mering.
Und es geht weiter: Neben aktuell laufenden Projekten wird das Friedberger Förderzentrum (VinzenzPallotti-Schule) neu gebaut und für den neuen Gesundheitszweig muss die Berufliche Oberschule in Friedberg erweitert werden.