Die neue Einstiegsdroge
Mit dem A 35 bringt AMG ein frisches Einstiegsmodell an den Start
Klimawandel hin, Abgasskandal her: Die Lust an Power und PS scheint bei vielen Autofahrern ungebrochen. Anders lässt sich die immer länger werdende Liste an Performance-Derivaten insbesondere der deutschen Hersteller jedenfalls nicht erklären. Das Marktsegment der „kompakten Kraftpakete“läuft, heißt es bei Mercedes-AMG. Besonders bei jungen Zielgruppen sei die Nachfrage groß.
Um die zu bedienen, wird in Affalterbach die Produktpalette nun nach unten aufgebohrt: Mit dem A35 geht ein frisches Modell zwischen der stärksten zivilen A-Klasse und dem A 45 an den Start. Mit 9000 Euro Aufpreis ist der neue Sportler zwar empfindlich teurer als der A250, für AMG-Verhältnisse aber fast schon ein Schnäppchen: Erstmals gibt es das begehrte Label für unter 50000 Euro.
Dass die neue Einstiegsdroge der Schwaben gefährliches Suchtpotenzial hat, bekommt man bereits nach den ersten Metern zu spüren. Der neu entwickelte Zwei-Liter-Turbomotor erarbeitet aus vier Zylindern satte 306 PS. Und das Leistungsversprechen von bis zu 400 Nm Drehmoment bringt der Kompakte dank Sportfahrwerk und 4Matic-Allradantrieb beängstigend zuverlässig auf die Straße.
Emotional bleibt es trotzdem: Geht der Regler in den „Sport+“-Modus, wird der Sound gleich einschlägig – die eine oder andere Fehlzündung inklusive. Motor und Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe geben sich feinfühlig und maximal agil, das Fahrwerk wird straff und anspruchsvoll sportlich, bleibt aber immer direkt und präzise. So viel Querdynamik macht einfach Laune! Kein Zweifel: Der gesenkte Einstiegspreis geht nicht zu Lasten der AMG-Qualität.
Die inneren und äußeren Werte geraten da fast schon in Vergessenheit. Aber wer hat bei so viel Power schon Zeit für Technik oder Augen für Optik? Dass AMG sich in puncto Multimedia oder Exterieur keine Blöße gibt – eh klar. Natürlich findet sich im A 35 die neueste Technik aus dem Daimler-Regal wie das neue Multimediasystem MBUX, das volldigitale Widescreen-Cockpit und zahlreiche Assistenzsysteme. Dazu gibt es die neue AMG-Lenkradgeneration, die auf Wischbewegungen reagiert. Und auf der Straße sind dem verschärften Blechkleid der A-Klasse ohnehin alle Blicke gewiss.
Mit dem A 35 hat AMG, ganz platt formuliert, ordentlich einen rausgehauen und sich eindrucksvoll im Revier von Golf R und Audi S3 platziert. Und für den noch größeren Performance-Durst haben die Affalterbacher noch einen in der Hinterhand: Auch einen A 45 wird es auf der Basis der neuen A-Klasse wieder geben. Und dann könnte sogar die 400-PS-Marke gerissen werden.
Stefan Drescher
● 0–100 km/h
● Top-Tempo
● Normverbrauch
● CO2-Ausstoß
● Effizienzklasse
● Abgasnorm
● Preis ab 4,7 s 250 km/h 7,4–7,3 l 169–167 g/km D Euro 6d Temp 47 529 Euro