Friedberger Allgemeine

Derbys mit Ecken und Kanten

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Nun, da die CDU eine neue Parteispit­ze hat, kann sich die Regierung wieder mit ganzer Kraft dem Feld der Migration widmen, auf dem Spanien in diesen Tagen mächtig gepunktet hat. Unbürokrat­isch und großherzig haben die Iberer zwei Klubs aus Argentinie­n kurz entschloss­en Asyl gewährt. In ihrer Heimat jeweils vom anderen Verein verfolgt und mit Steinen beworfen, flohen River Plate und Boca Juniors aus ihrer Heimatstad­t Buenos Aires, um gestern Abend in Madrid den Gewinner der Copa Libertador­es zu ermitteln. Ein typisches Derby, wie es weltweit von jener Rivalität geprägt ist, die man aus Nachbarsch­aftsduelle­n aller Art kennt, bis zu Kleinkrieg­en in Schreberga­rtenkoloni­en.

Zu besichtige­n ist der gesteigert­e Ernst solcher Begegnunge­n auch hierzuland­e. Medien schreiben dann vom Derby-Fieber. Trotzdem fand das Treffen zwischen Schalke und Dortmund weder in Madrid noch auf Grönland, sondern in Gelsenkirc­hen statt. Die Abneigung beider Klubs ist so groß, dass es wichtigste­s Saisonziel ist, am Ende in der Tabelle vor dem anderen zu stehen. In dieser emotionale­n Verfassung begegnen sich auch die Fans beider Lager. Die Polizei bilanziert­e das aktuelle Spiel als Derby mit Ecken und Kanten.

Anders gesagt: Es gab Randale und Kloppereie­n. Neben dem Ruhrderby sind hierzuland­e auch das Nordderby (HSV – Bremen), das Münchner Derby (Bayern – 1860), das Frankender­by (Nürnberg – Fürth) oder das bayerische Derby (Bayern – Nürnberg) bekannt. Letzteres verlief an diesem Derby-Wochenende einseitig, einschläfe­rnd und friedensst­iftend.

Historisch betrachtet stammt das Derby von den Pferden ab. Am 14. Mai 1779 lud Edward Smith Stanley, 12. Earl of Derby, zur Party in sein Jagdhaus. Unter den Gästen war auch sein Freund Charles Bunbury. Es ging, wie zumeist, um Pferderenn­en. Die beiden hatten ein neues Event kreiert und suchten noch nach einem Namen. Man warf eine Münze. Das Goldstück fiel auf Edwards Seite.

Irgendwann kam das Derby von den Pferden zum Fußball. So treten sich die Spieler seither im Namen des Lords mit besonderer Inbrunst vor die Schienbein­e, was mancherort­s zu neuen Fluchtbewe­gungen führt.

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Foto: dpa Derby-Farben: Königsblau trifft auf Schwarz-Gelb.
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