Ein Jurist mit Sinn für Kunst
Werner Leinfelder macht seit 25 Jahren Ausstellungen, diesmal über Stephanie Paula
Der Ordner mit Ausstellungsdaten, den er herbeiholt, ist fast so dick wie das Bürgerliche Gesetzbuch auf seinem Arbeitstisch. Und es gibt etliche solcher Ordner, denn Werner Leinfelder ist in der Kanzlei Wunsch und Kollegen nicht nur auf Erbrecht spezialisiert, sondern auch auf die provisionsfreie Präsentation aktueller Kunst. Letzteres betreibt er seit einem Vierteljahrhundert. Anfangs sei es, wie er ausführt, erheblich mühsamer gewesen als heute, da sich nun Künstler und Kunstfreunde mit Ausstellungswünschen an ihn wendeten. So sei es auch diesmal mit Stephanie Paula gewesen, wobei die Universität Augsburg eine Mittlerrolle gespielt habe. Ihr hat die 43-Jährige ein Ölgemälde zur Förderung eines Deutschlandstipendiums überlassen.
Dieses in der Kanzlei zur Versteigerung aufgebotene Bild zeigt die Augsburger Straßenbahn-Haltestelle „Universität“und trägt den bezeichnenden Titel „Warten im Licht“. Bezeichnend deshalb, weil sich Stephanie Paula in der Ausstellung als eine Malerin des Lichts erweist, das über Schnee, Wasser, Weide glitzert, den Augsburger Plärrer erhellt, durch eine breite Fensterfront auf Metzger am Schlachttisch fällt. Das Licht führt Regie nach Art des Impressionismus, im Exterieur von Landschaftsund Straßenszenen ebenso wie im Interieur mit Porträts und Stillleben.
„Nah am Leben“hieß 2016 Paulas Ausstellung zur Wiedereröffnung des sanierten Schlosses von Rain am Lech (sie lebt im nahe gelegenen Haselbach). Auch die Kanzlei-Exposition mit knapp 30 Ölbildern könnte sich so nennen, heißt aber „Die Gewalt der Schönheit“. Das klingt zwar hochtrabend, aber angesichts dieses malerischen Bekenntnisses zu Licht, Farbe, Gegenstand besteht kein Grund zum Tiefstapeln. Paula ist gebürtige Düsseldorferin, hat ihre künstlerische Ausbildung in New York und St. Petersburg erhalten und u. a. dort, aber ebenso in Moskau und London ausgestellt. Als Porträtistin kann sie sich auch mit offiziellen Bildnissen (Amtsporträts) von Angus King als Gouverneur von Maine (USA) und Johannes Friedrich als Landesbischof von Bayern ausweisen.
Was Werner Leinfelder betrifft, bleibt anzumerken, dass dieser Kunstförderer vielen Augsburgern eher als ehemaliger Turnierspieler und jetziger Co-Vorstand des Tennis-Clubs Augsburg (TCA) bekannt ist. Dennoch fallen in seinem Büro nicht etwa Tennis-Trophäen ins Auge, sondern ein großes EdwardHopper-Gemälde. „Leider kein Original“, bemerkt der 66-jährige Jurist mit leichtem Bedauern.
OAusstellung von Stephanie Paula in den Räumen der Kanzlei Wunsch und Kollegen (Hallstraße 4) bis zum 31. Januar (Mo bis Fr, 10-16 Uhr).